Wegen Honorarprofessur in Moskau – Außenpolitischem Sprecher der AfD droht Absetzung

Von Wladislaw Sankin

Dem AfD-Abgeordneten Mathias Moosdorf droht die Absetzung von seinem Amt als außenpolitischer Sprecher der Fraktion. Laut einem Bericht von t-online wird am Montag der Fraktionsvorstand über sein angebliches Fehlverhalten diskutieren, am Dienstag der Arbeitskreis Außen sowie die gesamte Fraktion. Auch die ARD-Tagesschau berichtete am Sonnabend ausführlich mit Verweisen auf interne Papiere und Quellen in der Fraktion über die "Causa Moosdorf". 

Laut beiden Berichten gibt es innerhalb der Fraktion einflussreiche Kräfte, die die "Nase voll von Moosdorf" haben und seine Absetzung bei der möglichen Abstimmung durchsetzen wollen. Er hätte ungenehmigte Reisen nach Russland unternommen, wofür er schon einmal mit Bußgeld in Höhe von 1.000 Euro belegt worden sei. Eine Honorarprofessur an der angesehenen Gnessin-Akademie, die er im September angenommen habe, habe das "Fass zum Überlaufen" gebracht. 

Das reichweitenstarke Nachrichtenportal t-online hatte als Erster kritisch über die Honorarprofessur berichtet. Mit der Recherche setzte es sich offen für die Absetzung von Moosdorf ein. Als stramm proatlantisches Medium bezeichnete es die Hochschule als "Kreml-nah" und ihr angebliches Engagement für eine "multipolare Weltordnung" als fragwürdig. Der Abgeordnete geriet unter Rechtfertigungszwang.  

"Ich möchte mit der Übernahme der Honorarprofessur ein Zeichen der Verständigung senden und den jungen Leuten dort das Gefühl geben, in Europa nicht abgehängt zu sein", erklärte er t-online. "Musik kennt keine ideologischen Grenzen", betonte Moosdorf. Vor seiner politischen Karriere, die er im Jahre 2017 begonnen hatte, war der geborene Leipziger viele Jahre erfolgreich als Cellist und Dozent tätig.

Als international agierender Musiker, Musikmanager und Pädagoge ist er nach eigenen Angaben auf allen Kontinenten bestens vernetzt. Nun beabsichtige er, "einmal im Vierteljahr mehrere Tage" in Moskaus Ensembles Kammermusik zu unterrichten und würde dafür nach international üblichen Honoraren bezahlt. Dabei würde die Vergütung für den Politiker keine Rolle spielen, denn die Honorarprofessur sei eine Ehrung. "Sie ist per definitionem nicht mit Geldzahlungen verbunden", zitierte die Tagesschau Moosdorf. 

Die Nebentätigkeit an der Moskauer Hochschule ist legal und da sie die Ausübung des gelernten Berufes ist, handelt es sich bei "Causa Moosdorf" nicht unbedingt um einen Interessenkonflikt mit dem politischen Amt. Doch da auch die AfD den russischen Militäreinsatz in der Ukraine offiziell als "Angriffskrieg" verurteilt, hat die Honorarprofessur in Moskau eine "politische Komponente", wie Bernd Baumann, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer, unterstrich.

Doch es geht der AfD offenbar auch um Moosdorf als Gesamtfigur, die mit ihrem angeblich undisziplinierten Verhalten für die nach Koalitionen strebende Partei Schaden anrichtet. Der Vorstand sei laut Tagesschau genervt von Moosdorf ständigen "Ego-Trips" und er sei regelmäßig mit "Unwahrheiten" aufgefallen.  

Was aber bei der Berichterstattung über den umtriebigen Abgeordneten ebenso auffällt, ist, dass Korrespondenten mehrerer transatlantischen Medien sehr tiefe Einblicke in die Partei-Interna gewährt bekommen. Mit den Vertretern der sonst gerne als "rechtsextrem" verschmähten Partei führen sie vertrauliche Gespräche, bekommen alle Unterlagen zugeschickt und gewinnen eine ganze Reihe von Abgeordneten als Verbündete.

Wohl mit einem gemeinsamen Zweck: den offenen "Prorussen" Moosdorf aus dem Amt zu entfernen. Dafür werden auch Parallelen zu seinem Vorgänger Petr Bystron nachgezeichnet, der wegen bislang nicht eindeutig nachgewiesener Zahlungen aus Russland abgesetzt wurde (auch heute noch, sieben Monaten nach dem Beginn der Untersuchung, wird darüber "gemutmaßt"). 

Ob es sich bei der Absetzung von Moosdorf tatsächlich um einen geopolitischen Richtungswechsel in der Fraktion zugunsten der "Atlantiker" handelt, bleibt allerdings abzuwarten. Denn auch der als möglicher Nachfolger gehandelte Stefan Keuter gehört zu denjenigen in der AfD, die in der Vergangenheit nach Russland als Wahlbeobachter reisten, die russische Botschaft zu Feiertagen besuchten und sich kritisch über die "Propaganda in Medien" äußerten. Auch zu seiner Person hat es in der transatlantischen Presse schon einen entsprechenden Artikel gegeben. Derzeit befindet sich Keuter als Wahlbeobachter in den USA.  

Mehr zum ThemaNur eine Spiegel-Erfindung? Die Bystron-"Schmiergeld-Affäre" und ihr jähes Ende

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