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In Backbüchern und Online-Rezepten wird Kokosblütenzucker gerne als gesunde und nachhaltige Alternative zu weißem Zucker empfohlen. Doch stimmt das eigentlich wirklich? Eine differenzierte Antwort findest du hier.
Was ist Kokosblütenzucker?
Kokosblütenzucker, auch als Palmzucker bezeichnet, wird aus dem Nektar der Kokospalmenblüten gewonnen. Bei der traditionellen Herstellungsmethode schneiden Erntehelfer die Blüten vor der Fruchtentwicklung an und fangen den austretenden Nektar auf. Anschließend wird der Nektar gefiltert, eingekocht und gestampft.
Im Vergleich zu herkömmlichem Zucker besitzt Kokosblütenzucker eine leicht karamellartige Note und schmeckt etwas milder. Als Süßungsmittel kann er Rübenzucker 1:1 ersetzen.
Was unterscheidet Kokosblütenzucker von Rübenzucker?
Während ein Kilo Kokosblütenzucker aktuell ab etwa 10 Euro erhältlich ist, kostet die gleiche Menge Rübenzucker nicht einmal 2 Euro. Da liegt die Frage nahe, ob dieser hohe Preis durch einen gesundheitlichen Vorteil oder durch mehr Nachhaltigkeit gerechtfertigt ist.
Geringer Glykämischer Index?
Viele Veröffentlichungen verweisen darauf, dass Kokosblütenzucker mit 35 einen niedrigen glykämischen Index (GI) aufweist (zum Vergleich: der GI von Haushaltszucker liegt bei etwa 65) und sich sogar als Zuckerersatz für an Diabetes erkrankte Menschen eignet.
Hintergrund: Je kleiner der GI, umso geringer und langsamer steigt der Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr eines Lebensmittels an. |
Dieser niedrige GI geht allerdings auf eine einzige Studie aus einem der Hauptherstellerländer zurück. Die meisten Quellen geben den GI-Wert von Kokosblütenzucker inzwischen mit 54 an, womit er sich kaum noch von herkömmlichem Zucker unterscheidet. Für einen wirklich aussagekräftigen Wert fehlen allerdings weitere Studien.
Mehr Vitalstoffe?
Im Gegensatz zu weißem Haushaltszucker enthält Kokosblütenzucker zwar kleine Mengen Vitamine und Mineralstoffe wie beispielsweise Eisen, Zink, Kalium und Kalzium. Ihr Anteil ist allerdings so gering, dass sie in den üblichen Verzehrmengen keinen nennenswerten gesundheitlichen Nutzen mitbringen.
Voller Inulin?
Anders als in Haushaltszucker befindet sich in Kokosblütenzucker Inulin. Der wasserlösliche Ballaststoff fördert als Präbiotika das Wachstum nützlicher Darmbakterien. Der Inulingehalt ist aber ebenfalls so gering, dass er für die Darmgesundheit kaum eine Rolle spielt.
Tipp: Wenn du deinem Darm mit inulinhaltigen Lebensmitteln etwas Gutes tun möchtest, sind vor allem Artischocken, Topinambur, Chicorée, Schwarzwurzel und Lauchgewächse wie Zwiebeln und Knoblauch empfehlenswert.
Mehr Details zu aktuellen Studien und Tipps zum Umgang mit Kokosblütenzucker und anderen Süßstoffen gibt es diesem Video:
Weniger Kalorien?
Auch in Punkto Kalorien ist Kokosblütenzucker dem preisgünstigen Haushaltszucker sehr viel ähnlicher, als man vielleicht vermuten würde:
Rübenzucker | Kokosblütenzucker |
---|---|
400 Kalorien pro 100 Gramm | 384 Kalorien pro 100 Gramm |
Als Alternative für kalorienbewusste Menschen eignet sich Kokosblütenzucker deshalb kaum.
Wie steht es mit der Nachhaltigkeit?
In Hinblick auf die gesundheitliche Wirkung unterscheiden sich Haushaltszucker und Kokosblütenzucker also nur geringfügig. Aber vielleicht kann die Alternative ja ökologisch überzeugen?
Tatsächlich findet der Anbau der Kokospalmen in der Regel auf kleinen Plantagen und in Mischkultur statt – anders als beispielsweise bei Palmöl. Im Vergleich zu Zuckerrohr ist der Ertrag pro Hektar zudem doppelt so hoch, bei geringerem Nährstoffverbrauch. Die Bäume haben eine lange Lebensdauer und die Zuckerproduktion kann mit den Kokosnussanbau kombiniert werden (Quelle).
Aber auch wenn der Anbau als vergleichsweise nachhaltig bezeichnet werden kann: die langen Transportwege von den Produktionsländern in Südostasien hierher zu uns belasten die Umwelt. Vor allem im Vergleich zu herkömmlichem Haushaltszucker, der in großen Mengen quasi vor unserer Haustür angebaut wird, und ebenfalls zu den umweltfreundlich erzeugten Lebensmitteln zählt (Quelle).
Ist Kokosblütenzucker gesünder oder nachhaltiger?
Bei genauerem Hinsehen bleibt von den angeblichen gesundheitlichen Vorteilen des Kokosblütenzuckers wenig übrig. Und er sollte genau wie herkömmlicher Zucker nur in Maßen genossen werden. Als Pluspunkte lassen sich allenfalls noch die schonende Verarbeitung und die umweltverträgliche Erzeugung nennen. Wer Wert auf regionale Lebensmittel mit kurzen Transportwegen legt, kann stattdessen zu Bio-Rübenzucker aus heimischer Produktion oder naturbelassenen Honig greifen.
Tipp: Falls dich der Geschmack und Natürlichkeit von Kokosblütenzucker überzeugt haben, bevorzuge ein fair und ökologisch hergestelltes Produkt wie dieses.
Mehr Tipps und Rezepte für eine gesunde Küche ohne Fertigprodukte findest du in unseren Büchern:
Verwendest du Kokosblütenzucker oder bevorzugst du anderen Zuckeralternativen? Wir freuen uns auf deine Erfahrungen und Tipps in den Kommentaren!
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