Die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate haben gemeinsam die Möglichkeit erörtert, die Sanktionen gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad aufzuheben, wenn er sich von Iran distanziert und die Nachschublinie für Waffenlieferungen über Syrien an die Hisbollah im Libanon unterbricht. Dies erklärten fünf mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber Reuters. Die Gespräche hätten sich in den letzten Monaten intensiviert, angetrieben durch das baldige Auslaufen der weitreichenden US-Sanktionen gegen Syrien am 20. Dezember und die IDF-Septemberoffensive gegen die Hisbollah.
Die Gespräche fanden demnach statt, ehe die Islamisten letzte Woche in ihrer größten Offensive in Syrien seit Jahren nach Aleppo vordrangen. Die Lage hat sich nun aber wieder verkompliziert. Wenn Assad nämlich iranische Hilfe für eine Gegenoffensive annehmen sollte, könnte dies auch die Bemühungen erschweren, einen Keil zwischen die beiden Länder zu treiben, so die Quellen gegenüber Reuters.
Der iranische Außenminister Abbas Araghchi besuchte am Sonntag Syrien, um seine Unterstützung für Assad zu bekunden, und der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Mohammed bin Zayed Al Nahyan, telefonierte am Wochenende mit Assad bezüglich der jüngsten Entwicklungen.
Libanesische Medien haben inzwischen berichtet, dass Israel auch die Aufhebung der US-Sanktionen gegen Syrien vorgeschlagen habe, sollte Assad sich von der von Iran angeführten Achse des Widerstands distanzieren.
Die VAE spielten den in vergangenen Jahren eine führende Rolle bei der Rehabilitierung Assads in den überwiegend sunnitisch-muslimischen arabischen Staaten, die ihn mieden, nachdem er Hilfe vom schiitischen, nicht-arabischen Iran angenommen hatte, um den islamistischen Unruhen gegen die Zentralregierung in Damaskus entgegenzutreten.
In den letzten Monaten hat die Hisbollah ihre Kämpfer aus Syrien abgezogen, um sich auf den Kampf gegen Israel im Südlibanon zu konzentrieren. Die Islamisten, die diese Woche in Aleppo einmarschierten, führten den Rückzug der Hisbollah als einen der Gründe dafür an, dass sie auf wenig Widerstand seitens der syrischen Armee stießen.
Die USA haben in den vergangenen Jahren einseitige Sanktionen gegen Syrien verhängt. Die Sanktionen wurden im Zuge des Syrien-Konfliktes wiederholt verschärft. Die schärfsten, bekannt als Caesar Act, wurden 2019 vom Kongress verabschiedet. Die Caesar-Sanktionen gelten für alle syrischen Wirtschaftszweige und nehmen auch ausländische Unternehmen ins Visier, die mit Syrien Geschäfte machen.
Assad bezeichnete diese Sanktionen als Wirtschaftskrieg und machte sie für den Verfall der syrischen Währung und den Rückgang des Lebensstandards verantwortlich.
Die Sanktionen laufen am 20. Dezember aus, wenn sie nicht von den amerikanischen Gesetzgebern verlängert werden. Ein Teil der jüngsten US-emiratischen Gespräche konzentrierte sich Berichten zufolge darauf, die Caesar-Sanktionen ohne Erneuerung auslaufen zu lassen.
Eine mit der Angelegenheit vertraute US-Quelle sagte, Vertreter des Weißen Hauses hätten mit Vertretern der Emirate ein Angebot erörtert. Sie verwiesen dabei auf ein Interesse der VAE an der Finanzierung des Wiederaufbaus Syriens sowie auf Assads "geschwächte Position" nach der israelischen Offensive gegen die Hisbollah. Die Möglichkeit einer Lockerung der Sanktionen gegen Assad, während Israel die Verbündeten Irans angreife, biete eine "Gelegenheit", mit einer "Zuckerbrot-und-Peitsche-Methode" das Bündnis Syriens mit Iran und der Hisbollah zu brechen, hieß es seitens der US-Quelle.
Ein ausländischer Diplomat mit Sitz in der Golfregion sagte gegenüber Reuters, sowohl die VAE als auch Saudi-Arabien hätten Assad in den letzten Monaten "finanzielle Anreize" für einen Bruch mit Iran angeboten, die nicht ohne Abstimmung mit Washington hätten erfolgen können. Syrien war neben anderen Krisen in der Region auch ein Gesprächsthema während des jüngsten Besuchs des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in den VAE am Sonntag war.
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