US-Sanktionen gegen Gazprombank: Türkei kann russisches Gas nicht mehr bezahlen

Ankara verhandelt mit der US-Regierung über die Aufhebung der Sanktionen, wodurch es der Türkei möglich wäre, Erdgasimporte aus Russland weiterhin über die russische Gazprombank zu bezahlen.

Vergangene Woche haben die USA Sanktionen gegen die drittgrößte russische Bankengruppe Gazprombank verhängt. Die Einschränkungen sollen Russland daran hindern, das internationale Finanzsystem zu nutzen. Diese Maßnahme werde auch die Türkei betreffen, erklärte der türkische Energieminister Alparslan Bayraktar. "Sanktionen betreffen die Türkei. Wir können kein Geld zahlen, und wenn wir kein Geld zahlen können, können wir keine Waren kaufen. Das Außenministerium verhandelt gerade"erklärte Bayraktar am Montag gegenüber Journalisten. 

Restriktive Maßnahmen gegen die Gazprombank verstärkten die Spannungen zwischen Washington und den verbleibenden Abnehmern von russischem Gas in der EU, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Aufgrund ihrer Schlüsselrolle bei den Energiezahlungen sei die Bank bisher den Sanktionen entgangen, die von Kiews westlichen Verbündeten gegen Russland verhängt wurden, so die Agentur. 

Bayraktar betonte, dass die Sicherheit der Energieversorgung für die Türkei von großer Bedeutung sei. "Wenn der Türkei eine solche Ausnahmeregelung nicht gewährt wird, wird sich dies direkt auf die Türkei auswirken. Hier ist nicht Russland das Ziel, sondern die Türkei ist ein direktes Ziel", sagte der Minister. Bayraktar wies darauf hin, dass die Türkei zu Beginn des Winters Gas brauche, um die Versorgung zu sichern.

Was die Entscheidung des scheidenden US-Präsidenten Joe Biden betrifft, Sanktionen etwa eineinhalb Monate vor dem Amtsantritt des designierten US-Präsidenten Donald Trump zu verhängen, sagte Bayraktar: "Die schlechte Seite des Geschäfts ist, dass diese Embargos über Nacht verhängt werden können und es etwas länger dauern kann, bis sie aufgehoben werden".

Bloomberg weist darauf hin, dass Russland im vergangenen Jahr etwa 42 Prozent des türkischen Bedarfs deckte und somit der größte Gaslieferant für die Türkei war.

Ungarn ist ein weiterer wichtiger Abnehmer von Gas aus Russland. Budapest kritisierte die Entscheidung der US-Regierung mit der Begründung, es gefährde die Energiesicherheit einiger mitteleuropäischer Länder und erhöhe das Risiko eines vorzeitigen Lieferstopps aus Russland, erklärte der ungarische Außenminister Péter Szijjártó gegenüber Bloomberg. Die Länder der Region würden gemeinsam "eine Lösung finden, um die Sicherheit unserer Energieversorgung zu gewährleisten" und die Lieferungen fortzusetzen, so Szijjártó. 

Obwohl die Türkei Kampfdrohnen und Artilleriegranaten an Kiew liefert, hat Ankara keine Sanktionen gegen Russland wegen des militärischen Konflikts verhängt. Ankara und Moskau wollen in der Türkei einen Erdgas-Knotenpunkt einrichten. Im Rahmen des Projekts besteht die Möglichkeit, weitere Unterwasser-Pipelines am Boden des Schwarzen Meers zu bauen. 

Mehr zum Thema – US-Sanktionen: Jetzt auch gegen Gazprombank und Finanzbeamte

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