Verschiedene Unternehmen bieten Überwachungssysteme an, welche die Nutzung von Arbeitsplätzen, Tischen und Räumen in Büros erfassen. Eine Studie stuft diese Systeme als „aufdringliche Verhaltensüberwachung“ ein, die tief in die Privatsphäre der Arbeitnehmenden eingreift.
Unter jedem Schreibtisch im Büro befindet sich ein Sensor, der Bewegungen erfasst. Ein weiterer Sensor misst die Temperatur im Raum und kann diese in einer niedrigauflösenden Videoüberwachung visualisieren. Das Management kann so auf einen Blick sehen, ob Angestellte an ihren Plätzen sitzen, welche Schreibtische besonders beliebt sind und ob ein Meeting gut besucht war. Ein anderes Unternehmen nutzt das WLAN-Netzwerk, um die Bewegungen seiner Angestellten auf Schritt und Tritt zu verfolgen. In Echtzeit können Manager:innen so das Verhalten von Mitarbeitenden, Kund:innen und Gästen einsehen und anhand ihrer Bewegungen in Innenräumen sogar Profile erstellen.
Was nach einer finsteren Dystopie klingt, ist längst Realität. Der Überwachungsforscher Wolfie Christl hat diese Formen der Arbeitsplatzüberwachung in einer Studie mit dem Titel „Tracking Indoor Location, Movement and Desk Occupancy in the Workplace“ (PDF) analysiert. In Europa ansässige Unternehmen wie Spacewell, Locatee, FM:Systems oder auch der US-Technologiekonzern Cisco bieten solche Überwachungstools an.
„Aufdringliche Verhaltensüberwachung“
Für ihre Technologien werben die Unternehmen unter anderem mit einer effizienteren Nutzung von Büroräumen und Schreibtischen sowie mit einer Kostensenkung beim Heizen oder der Büroreinigung. Studienautor Christl bezeichnet diese Form der „Arbeitsplatzanalyse“ als „aufdringliche Verhaltensüberwachung“. Selbst wenn Arbeitgeber die Daten nur auf aggregierter Ebene analysieren würden, verarbeiteten sie umfangreiche personenbezogene Daten zum Verhalten der Mitarbeiter:innen.
Laut Studie könne die Überwachungstechnologie auch für sinnvolle Zwecke, wie Arbeitnehmerschutz oder Energieeffizienz, eingesetzt werden. Allerdings normalisiere sie damit zugleich „eine weitreichende digitale Überwachung, die sich schnell in andere Zwecke einschleichen kann“. Die Studie formuliert deswegen „ernsthafte Bedenken hinsichtlich des Schutzes der Privatsphäre und der Daten von Mitarbeitern am Arbeitsplatz“.
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