In einem aktuellen Interview hat Wladimir Selenskij die Bundesregierung für ihre zurückhaltende Haltung zur NATO-Mitgliedschaft der Ukraine kritisiert. Nach seiner Rückkehr von einer diplomatischen Tour durch Westeuropa und die USA sagte er, dass Berlin aus Angst vor einer Reaktion Moskaus skeptisch gegenüber dem Beitrittsgesuch sei.
"Die deutsche Seite steht unserem NATO-Beitritt skeptisch gegenüber, und das ist eine Tatsache", betonte er am Montag in Kiew. Obwohl Deutschland bei der finanziellen und militärischen Unterstützung der Ukraine nur von den USA überholt werde, schrecke Berlin vor der NATO-Frage zurück.
"Bei der Einladung, von der ich jetzt spreche, haben sie Angst vor der Reaktion Russlands. So ist es."
Der ukrainische Präsident erläuterte, dass eine stärkere Unterstützung durch die USA die öffentliche Meinung in Deutschland beeinflussen könnte. Auch andere europäische Länder wie Ungarn und die Slowakei seien gegen eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine, was die Lage zusätzlich kompliziere.
"Wir hoffen auf eine positivere Reaktion der USA nach den Wahlen." Selenskij vermutet, dass die US-Verbündeten Kiews derzeit vorsichtig agieren und auf den Ausgang der Präsidentschaftswahlen warten.
Bei einem EU-Gipfel vergangene Woche drängte Selenskij Bundeskanzler Scholz zu Zugeständnissen. "Wir brauchen seine weitreichende Waffe. Das ist das Wichtigste", sagte er mit Blick auf die Taurus-Marschflugkörper. Scholz bremste die Lieferungen ebenso wie eine schnelle Einladung der Ukraine in die NATO. "Sie kennen die Haltung Deutschlands in den Fragen, die da berührt sind. Daran wird sich auch nichts ändern", erklärte er.
Moskau hingegen hat klar gemacht, dass es eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine nicht akzeptieren wird. Der russische UN-Vertreter Wassili Nebensja erklärte, dass Kiew als NATO-Mitglied eine Bedrohung für die nationale Sicherheit Russlands darstelle.
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