"Offener Brief" von Künstlern gegen die AfD: Betonköpfe statt freier Geister

Von Tom J. Wellbrock

Kreativ sind sie. Autark. Nicht für die herrschende Klasse zu gewinnen. Und meistens Querdenker, Freigeister. Lange Zeit hat man sich Künstler so vorgestellt. Natürlich nicht alle, das ist klar. Aber irgendwie gibt es dieses verklärte Bild von Künstlern, und sicher ist auch was dran. Spätestens seit Corona hat diese Art in einem suizidalen Akt mit dem Aussterben begonnen.

Helden in der Propaganda-Gosse

Urban Priol zählte eine Weile zu den besseren Kabarettisten Deutschlands. Bissig, kritisch und immer mit einem Fuß in der Tür der Obrigkeit bot Priol Kabarett auf sprachlich hohem Niveau und mit einer einzigartigen Art des Vortrages. Seine Lieblingsfeindin war Angela Merkel, aber auch sonst teilte Priol mit Vergnügen aus und sprengte zwischendurch immer mal wieder die Grenzen des Sagbaren.

Heute ist Priol bei den Propagandisten angekommen und singt sein Lied gemeinsam mit den Kriegstreibern. Statt kritischer Töne von der Bühne herab bedauert der Mann heute bei Maischberger, damals mal an Friedensdemos teilgenommen zu haben. Würde er heute, da das böse Russland die gute Ukraine angegriffen hat, so nicht mehr machen. Die Frage, ob er heute auch gern mal auf ein paar Russen schießen würde, wurde ihm nicht gestellt. Und man will sich seine Antwort auf diese Frage auch besser nicht vorstellen.

Herbert Grönemeyer wollte einst "Kinder an die Macht" bringen und war ganz und gar mit großen Emotionen unterwegs. In seinem Song "Jetzt oder nie" sang er 1984 (bezeichnendes Jahr):

"Es tut so gut
Wenn dir die Seele brennt
Du auf die Straße rennst
Und du zeigst, es geht dir nicht gut
Dass dir der Kopf zerspringt
Und du weißt, dass du was tun musst

Wir werden dosiert zensiert
Menschen achtlos diffamiert
Wie eine träge Herde Kühe
Schauen wir kurz auf und grasen dann gemütlich weiter

Das Fernsehen redet uns tot
Pflanzen sterben an Atemnot
Wir warten immer zu lange
Die Zeit rennt weg
Wir müssen's angehen."

Heute gehört Grönemeyer selbst zu den Grasenden. Und zu den Rasenden, zu denen, die durch die Welt gelaufen sind und "Corona-Leugner" verunglimpft haben.

Wolfgang Niedeckens "Kristallnacht", vorgetragen mit seiner Band BAP im Jahr 1982, galt lange als die Warnung eines Überzeugungstäters im besten Sinne. Damals sang er:

"Wenn die Volksseele, allzeit bereit
Richtung Siedepunkt wütet und schreit
'Heil Halali' und grenzenlos geil
Nach Vergeltung brüllt
Zitternd vor Neid
In der Kristallnacht

Doch die alles, was anders ist, stört
Die mit dem Strom schwimmen, wie es sich gehört
Für die Schwule Verbrecher sind
Ausländer Aussatz sind
Brauchen wer, der sie verführt."

Heute verkörpert Niedecken selbst die grenzenlos geile Volksseele. Man tausche in seinem Text die Schwulen und Ausländer einfach mit den Russen aus, schon passt es wieder. Das Schlimme an Niedeckens Entwicklung ist jedoch die Dummheit, die er dabei zur Schau trägt. Er behauptet allen Ernstes, sich gut informiert und ein tiefes Wissen zum Ukraine-Krieg aufgebaut zu haben. Dabei quasselt er nur nach, was ihm die Kriegstreiber vorbeten, seine Fähigkeit, sich wirklich umfangreich und tiefgreifend zu informieren, gleicht also dem eines Vorschulkindes, das gerade seine ersten Buchstaben lernt.

Der "offene Brief" von Künstlern und sonstigen schrägen Vögeln

Deutschlands Künstler sind alarmiert! Auf "ntv" ist nachzulesen:

"Das starke Abschneiden der AfD bei der Europawahl hat viele Menschen in der Kunst- und Kultur-Landschaft offenbar weiter aufgeschreckt. So sprechen sich nun zahlreiche Prominente in einem offenen Brief gegen jedwede Zusammenarbeit mit den Rechtspopulisten aus. Das Schreiben, das an die Parteichefs von CDU/CSU, SPD, Grünen, FDP und Linken gerichtet ist, liegt dem 'Spiegel' vor."

Zu den Unterzeichnern gehören etwa die Sänger Nico Santos und Ski Aggu, Jennifer-Rostock-Frontfrau Jennifer Weist, die Bands Deichkind und Revolverheld, Moderator Klaas Heufer-Umlauf und Kollegin Ruth Moschner, Komikerin Carolin Kebekus, Autorin Düzen Tekkal, Model Marie Nasemann, Schauspieler Sebastian Schneider und Influencerin Diana zur Löwen. Sie alle steigen ein in die Niedeckensche Denkverweigerung und sagen:

"'Wir fordern von allen demokratischen Parteien Klarheit in dieser Frage: Kompromisse und Mehrheiten sollten zwischen demokratischen Parteien errungen werden – selbst wenn die Meinungen oft weit auseinandergehen', zitiert der 'Spiegel' aus dem Brief. Rechtsextreme dürften nie wieder Macht über politische Entscheidungen haben – 'und sei die konkrete Frage auch noch so klein', heißt es weiter."

Die Titulierung als "Rechtsextreme" muss als Synonym für den deutschen Totalitarismus bezeichnet werden, denn wenn jede abweichende Meinung als rechtsextrem eingestuft wird, ist die Demokratie bereits vergraben und durch spitze Sargnägel verriegelt worden. Die totalitären Künstler sehen sich im Recht:

"'Wir wollen die Abwärtsspirale durchbrechen. Wir wollen, dass es in keiner Kommune eine Zusammenarbeit mit der AfD oder anderen Rechtsextremen gibt', sagte Mitinitiatorin Janka Schubart dem Magazin. Auch Carolin Kebekus nahm persönlich Stellung. Rechtsextreme würden alles bedrohen, was unsere Gesellschaft ausmache, erklärte sie. 'Wer mit ihnen zusammenarbeitet, legitimiert ihren Hass gegenüber Vielfalt, Offenheit und Toleranz.' Es gebe eine 'historische Verantwortung', sich 'diesem Rechtsruck entgegenzustellen'."

Historische Verantwortung, das kommt immer gut an. Nur schade, dass die Künstler die historischen Parallelen nicht erkennen, dass sie Vielfalt, Offenheit und Toleranz predigen, während sie deren Abschaffung fordern.

Und: Welche Abwärtsspirale ist eigentlich gemeint? Die, die die AfD eingeleitet hat? Durch Krieg? Neoliberalismus? Armut? Ausgrenzung? Totalitarismus? Kuscheln mit Faschisten in der Ukraine und in Israel? Ach, nein, das war ja gar nicht die AfD, das waren ja die, mit denen man jetzt gemeinsam "gegen rechts" auf die Straße geht.

Ja, in einer Abwärtsspirale befindet sich Deutschland ganz ohne Zweifel. Aber die Verantwortung dafür tragen die Politiker der Parteien, an die die Künstler ihren "Offenen Brief" richten.

Nie um eine ausgewogene und gut durchdachte Analyse verlegen ist auch die Liedträllerin Lena Meyer-Landrut, die nach den Europawahlen in Richtung AfD anmerkte:

"Peinlich, schrecklich, asozial"

Auch wenn sie es anders meinte, so lässt sich doch festhalten, dass sie mit dieser Einordnung große Teile der deutschen Künstler-Szene prägnant charakterisiert hat.

 Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

Mehr zum Thema - Protestsänger Yann Song King über die neue Oppositionsbewegung und die Links-Rechts-Diskussion

 

 

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