Zwei der Flugzeugträger, die als Rückgrat der britischen Marine dienen sollen, würden in einem möglichen Konflikt mit einem annähernd gleichwertigen Gegner erhebliche Schwachstellen aufweisen. Das berichtete die Zeitung The Times (Times) am Freitag unter Berufung auf anonyme Quellen.
Demnach erfuhr das Blatt aus dem Verteidigungsministerium, dass das britische Militär eine "ganze Reihe von Szenarien" durchgespielt habe, bei denen ein umfassender Konflikt simuliert wurde. Dabei wurde die "Überlebensfähigkeit" der Marine im Kampf gegen eine "überwältigende Macht" getestet.
An diesen Kriegsspielen nahmen die HMS Queen Elizabeth – das derzeitige Flaggschiff der Flotte – und die HMS Prince of Wales teil, zwei moderne Flugzeugträger, die in den Jahren 2017 und 2019 in Dienst gestellt wurden.
Die beiden Schiffe wurden entwickelt, um die Macht des Vereinigten Königreichs in der ganzen Welt zur Geltung zu bringen. Sie können jeweils bis zu vierzig Flugzeuge transportieren, darunter moderne Tarnkappenjäger vom Typ F-35B Lightning II. Auch Hubschrauber für die U-Boot-Abwehr und Truppentransporte finden Platz.
Die Quelle aus dem Ministerium räumte laut Times ein, dass "die Flugzeugträger bei den meisten Kriegsspielen versenkt werden". Die Schiffe seien besonders durch Raketenangriffe verwundbar. Ein Militär erklärte, dass das Marinekommando bei diesen Testläufen "alles bis zum Äußersten ausreizt":
"Irgendwann wird man zu einem Szenario kommen, in dem er versenkt wird."
Die Times verwies darauf, dass China, einer der potenziellen Gegner des Vereinigten Königreichs, sein Arsenal an ballistischen Anti-Schiffs-Raketen und Überschall-Anti-Schiffs-Marschflugkörpern sowie seine Radarkapazitäten verbessere.
Laut dem Blatt sucht die britische Militärführung nach Möglichkeiten, beträchtliche Summen einzusparen. Vor diesem Hintergrunde wird diskutiert, ob Flugzeugträger für eine moderne Kriegsführung verzichtbar sind. Während eines hochrangigen Treffens wurde "die Möglichkeit der Verschrottung mindestens eines Flugzeugträgers angesprochen, um die finanziellen Probleme zu lösen", so der Bericht.
Dennoch sei es derzeit sehr unwahrscheinlich, dass das Vereinigte Königreich einen seiner Flugzeugträger außer Dienst stellen würde. Dies würde "unser Engagement zu einem Zeitpunkt herabstufen, an dem die USA einen Rückzug signalisieren".
Der ehemalige Erste Seelord Alan West erklärte, Flugzeugträger gehörten zu den vielseitigsten Mitteln im britischen Arsenal. Er ergänzte:
"Wenn Flugzeugträger so nutzlos sind, warum bauen dann Chinesen, Amerikaner und Inder verzweifelt ihre Flugzeugträger-Kräfte auf?"
Britische Offizielle und Medien beklagen seit Jahren die unzureichende Kampfbereitschaft des britischen Militärs. Verteidigungsminister John Healey sagte letzten Monat, die Streitkräfte seien "ausgehöhlt" und "unterfinanziert".
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