Eine Gruppe von aktiven wie ehemaligen Politikern, Friedensaktivisten, Publizisten und Schriftstellern sowie besorgten Bürgern formulieren in einem "Offenen Brief", dem "Appell der 38", ihre Sorgen und Ängste zum Thema der jüngsten politischen und militärischen Entwicklungen im Ukraine-Krieg. Das Schreiben liegt dem Portal T-Online vor.
Der Brief trägt die Überschrift:
"Eine Minute vor Zwölf – Einen großen europäischen Krieg verhindern!"
Offenbar um möglichen Attacken der großen Ukraineversteher-Fraktion zu entgehen ‒ erwartbar seitens der deutschen Politik und zuarbeitenden Mainstream-Medien ‒, wird auch im "Offenen Brief" die westliche Sicht auf den Konflikt vertreten und das dazugehörige Vokabular verwendet. So heißt es im ersten Absatz:
"Der völkerrechtswidrige Krieg Russlands gegen die Ukraine tobt seit 1.000 Tagen. Täglich sterben Menschen, die Ukraine wird mehr und mehr zerstört. An der Front steht die ukrainische Armee unter Druck, es fehlt nicht nur an Waffen, sondern auch an Soldaten, die Russen erzielen Geländegewinne. Ein Ende des Sterbens ist nicht in Sicht."
Die jüngst verkündete "Last-Minute-Entscheidung des US-Präsidenten Biden", NATO-unterstützte Angriffe auf Russland mit von den USA gelieferten Raketen zu genehmigen, habe "eine neue Eskalationsstufe eingeleitet".
Der T-Online-Artikel erklärt dazu mit kritischem Unterton:
"Militärexperten sehen eher in dem Einsatz von nordkoreanischen Soldaten durch Russland eine neue Eskalationsstufe gekommen – darauf geht der Brief nicht ein."
"Biden hatte sich in der Vergangenheit geweigert, diesen Schritt zu gehen, um, wie er selbst betonte, einen Dritten Weltkrieg zu vermeiden. Gilt das jetzt nicht mehr?", so die formulierte Frage in dem offenen Brief. In dem Appell heißt es wörtlich weiter:
"Inzwischen haben auch Großbritannien und Frankreich nachgezogen. Damit steigt das Risiko für ganz Europa extrem. Deutschland könnte das neue Schlachtfeld werden."
Der T-Online-Artikel zitiert in seiner Formulierung ergänzend: "Demnach hätten auch Großbritannien und Frankreich den USA nachgezogen", gefolgt von der Mutmaßung:
"Diese Argumentation ist im Sinne Russlands, das auf eine Kapitulation der Ukraine hofft. Die Botschaft: Der Westen solle die Ukraine nicht weitergehend unterstützen, sonst könnte Russland Atomwaffen einsetzen."
Die vermeintliche Notwendigkeit und diesbezügliche fortdauernde Absichtserklärungen seitens der Grünen, der FDP sowie der CDU, an die Ukraine Taurus-Waffen liefern zu wollen, wird in dem offenen Brief kritisiert, da dies einer "Kriegserklärung an die Atommacht Russland" gleichkäme. Daraus resultiere die Gefahr, dass die Drohung "mit hoher Wahrscheinlichkeit eine militärische Antwort" nach sich zieht.
Das Resümee des Status quo lautet für die Unterzeichner:
"Wie befinden uns in der vielleicht gefährlichsten Phase dieses Krieges. Unsere oberste Pflicht sollte sein, eine Katastrophe für unser Land und alle Menschen in Europa zu vermeiden."
Es gelte nun, als direkt an die Abgeordneten des deutschen Parlaments gerichteter Appell:
"Vergessen wir unsere Differenzen und handeln gemeinsam, um das Schlimmste zu verhindern."
Den Ukraine-Krieg "kann und wird keine Seite gewinnen", so die Einschätzung zum Verlauf der Ereignisse. Sollten die Waffen "nicht bald schweigen", würde am Ende die Gefahr bestehen, dass "wir alle gemeinsam verlieren".
Einzige Chance sei ein "sofortiger Waffenstillstand mit anschließenden Friedensverhandlungen". Noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sei die Gefahr eines "Nuklearkriegs in Europa so groß wie jetzt".
Der T-Online-Screenshot aus dem Originalbrief bildet alle 38 Unterstützer des Appells ab:
Unterzeichnet haben den Appell unter anderem Alice Schwarzer, Sahra Wagenknecht, Oskar Lafontaine, die Schriftstellerinnen Daniela Dahn und Juli Zeh, die Publizistin Gabriele Krone-Schmalz und der NachDenkSeiten-Macher Albrecht Müller, die ehemaligen SPD-Politiker Otto Schily und Günter Verheugen sowie Peter Gauweiler (CSU), aber auch Personen des öffentlichen Lebens wie Katarina Witt und der Schauspieler Henry Hübchen.
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