Anton Alichanow, Leiter des Ministeriums für Handel und Industrie Russlands, bringt den Rückgang der Parallelimporte in Russland mit dem Aufkommen qualitativ hochwertiger, ähnlicher russischer Waren sowie Produkten aus befreundeten Ländern in Verbindung. Laut Alichanow sank das Volumen der importierten Waren während der Geltungsdauer des Parallelimportmechanismus von vier Milliarden US-Dollar (über 3,8 Milliarden Euro) auf drei Milliarden US-Dollar (etwa 2,8 Milliarden Euro) pro Monat. Der Rückgang wurde in den Bereichen Bekleidung und Schuhwerk sowie Elektronik verzeichnet. "Wir stellen fest, dass es immer mehr russische Produkte und Marken gibt, die von unseren Bürgern anerkannt werden. Das wirkt sich natürlich auf den Rückgang der Nachfrage nach importierten Waren aus", sagte der Minister in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur TASS.
Die westlichen Sanktionen und der Rückzug ausländischer Marken führten nur anfänglich zu einem Anstieg der sogenannten Parallelimporte, bei denen Waren der abgewanderten westlichen Marken über Drittländer nach Russland eingeführt wurden. Drei Jahre später ist die Situation etwas anders – einheimische Hersteller haben sich beeilt, die freigewordenen Nischen zu besetzen. Und jeden Monat steigern sie ihre Produktion. Parfüms und Kosmetik, Kleidung, Elektronik, Möbel – überall, von der Produktion von Sportartikeln bis hin zu Flugzeugen, herrscht Aufbruchsstimmung. Das gilt selbst für Bereiche, in denen bis zum Jahr 2022 fast wahllos importierte Waren dominierten. Zum Beispiel die Herstellung von Spielzeug. Anton Alichanow stellt fest:
"Russland produziert bereits ähnliche Spielzeuge wie Barbie und LEGO, die von Unternehmen in den Regionen Kirow und Uljanowsk, Sewastopol und anderen hergestellt werden. Durch die Verfügbarkeit chinesischer Waren kann russisches Qualitätsspielzeug, das mit Blick auf unsere Kultur, unsere Werte und unsere Art der Kindererziehung geschaffen wurde, in den Geschäftsregalen verloren gehen. Wir werden jedoch alles tun, um sicherzustellen, dass einheimische Kinderartikel von den Kunden bevorzugt werden."
Der Anteil der Direktimporte im Non-Food-Einzelhandel ist hoch, stellte Alichanow fest. Deshalb entfällt hier ein erheblicher Teil des Umsatzes auf lokalisierte Produkte ausländischer Marken. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Hersteller russischer Waren gleiche Chancen haben wie die Hersteller ausländischer Produkte", so Alichanow weiter. Zu diesem Zweck verfügt die Regierung über verschiedene Instrumente, die zu entwickeln sind. Eines davon ist das sogenannte "russische Regal" in den Geschäften. Dabei handelt es sich um eine Art Warenquote, die die Verkäufer dazu verpflichtet, einen bestimmten Prozentsatz des Sortiments für Produkte "Made in Russia" zu reservieren. Der Minister stellt dazu fest:
"Das sogenannte 'Russland-Regal-Gesetz' schlägt eine Regelung vor, die in Russland bisher noch nicht angewandt wurde. Natürlich wirft der von uns vorgeschlagene Ansatz vor allem bei den Einzelhändlern Fragen auf, die an keinerlei Regulierung des Warensortiments gewöhnt sind. Wir haben jedoch den Mechanismus des Gesetzentwurfs detailliert und umfassend ausgearbeitet. Im Wesentlichen geht es bei diesem Gesetz nicht so sehr um eine Quote im Regal, sondern um die Förderung russischer Waren auf dem heimischen Markt in unserem nationalen Einzelhandel."
Das gilt nicht zuletzt für den russischen Wein. Es sei geplant, den Anteil des russischen Weins in den Einzelhandelsketten des Landes zu erhöhen, so der Minister. "Wir planen, in den Gesetzesentwurf einen Mechanismus aufzunehmen, der die Möglichkeit einer weiteren schrittweisen Erhöhung des Anteils einheimischer Weine im Einzelhandel vorsieht. Außerdem soll der Anteil russischer Weine in der Gastronomie erhöht werden", betonte er.
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