Zweifelhaftes Video aus Syrien – CNN leitet Untersuchung ein

CNN hat eine Untersuchung gegen die Journalistin Clarissa Ward eingeleitet, die einen Gefangenen aus einem Versteck gerettet haben will, der behauptete, drei Monate lang in einem der berüchtigten Gefängnisse in Syrien festgehalten worden zu sein.

Ward inspizierte die Haftanstalt, in der zahlreiche Zivilisten gefoltert und zu Tode geprügelt worden sein sollen, als ihr Team offenbar auf eine Zelle stieß, die noch verschlossen war.

Darin befand sich unter einer Decke liegend ein Mann, der sich als Zivilist namens Adel Gharbal aus der Stadt Homs ausgab. Die Journalistin hat ihn mit Nahrung und Wasser versorgt und behauptete später, der Mann habe vier Tage lang nichts gegessen, nachdem seine Entführer nach dem Fall von Damaskus vor den Rebellen geflohen seien.

Die syrische Webseite Verify-Sy stellte den Bericht jedoch in Frage. Man fand heraus, dass der angebliche Gefangene nicht blinzelte, als er angeblich zum ersten Mal seit Monaten wieder in den Himmel blickte. Die Webseite berichtete:

"Trotz der angeblichen Misshandlung von Gefangenen in Geheimgefängnissen wirkte Gharbal sauber, gepflegt und körperlich fit, ohne sichtbare Verletzungen oder Anzeichen von Folter – eine unangemessene Darstellung eines Mannes, der angeblich 90 Tage lang in Einzelhaft in der Dunkelheit festgehalten wurde."

Bei weiteren Nachforschungen konnte Verify-Sy die Identität Gharbals nicht bestätigen, aber nach Gesprächen mit Einheimischen in Homs konnte der Mann als Salama Mohammad Salama oder Abu Hamza identifiziert werden. Demnach war er Oberleutnant im Geheimdienst der syrischen Luftstreitkräfte, der dem ehemaligen Präsidenten Baschar al-Assad unterstand. Verify-Sy berichtete:

"Einwohner des Viertels Al-Bayyada, der wegen Misshandlungen berüchtigt ist, sagten, er sei oft an einem Kontrollpunkt am westlichen Eingang des Bezirks gesehen worden."

Sie beschuldigten Salama auch der Beteiligung an Diebstahl und Erpressung. Der Mann habe Einwohner gezwungen, Informanten zu werden. Zudem habe er 2014 an militärischen Operationen an mehreren Fronten in Homs teilgenommen.

Den Einheimischen zufolge soll Salama auch Zivilisten getötet haben und sei für die Inhaftierung und Folterung junger Männer aufgrund falscher Anschuldigungen verantwortlich. Zeugen behaupteten, dass Salama vor weniger als einem Monat wegen eines Streits mit einem vorgesetzten Offizier über Geld, das er erpresst haben soll, in ein Gefängnis in Damaskus gebracht worden sei. Sie sagten auch, dass er seit dem Sturz der Regierung versucht habe, um Sympathie zu werben, indem er behauptet habe, zu seinen Verbrechen gezwungen worden zu sein.

Angeblich habe Salama auch seine Konten in den sozialen Medien deaktiviert und seine Telefonnummer geändert, um jegliche Beweise für seine Beteiligung an bewaffneten Aktivitäten und Kriegsverbrechen zu zerstören. 

Verify-Sy ist Mitglied einer internationalen Vereinigung von "Faktencheckern" und als solches auch nur von bedingter Glaubwürdigkeit.

Es ist unklar, was mit dem Mann nach der Ausstrahlung des CNN-Clips geschah, denn er wurde dabei gesehen, wie er in ein Fahrzeug des Roten Halbmonds stieg, das dann wegfuhr. Ein CNN-Sprecher sagte jedoch, die Aufnahmen von der "Rettung" des Mannes seien nicht inszeniert. Er behauptete:

"Niemand außer dem CNN-Team wusste von unseren Plänen, das in unserem Bericht erwähnte Gefängnisgebäude an diesem Tag zu besuchen."

Er fügte hinzu:

"Die Ereignisse haben sich so zugetragen, wie sie in unserem Film gezeigt werden."

Der Sprecher räumte jedoch ein, dass der Häftling gegenüber Ward möglicherweise einen falschen Namen genannt habe. Er sagte:

"Wir haben daraufhin seinen Hintergrund untersucht und sind zu dem Schluss gekommen, dass er möglicherweise eine falsche Identität angegeben hat."

Mehr zum Thema - Nach Staatsstreich in Syrien: Nachschubroute der Hisbollah unterbrochen

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