Wie Trump lernte, den Bitcoin zu lieben

Von Elem Chintsky

Donald Trump hat kürzlich in einer Rede auf dem Nationalkongress der Libertären in Washington, D.C., eine Reihe von Aussagen zu Kryptowährungen getroffen.

"Die Zukunft von Bitcoin und Kryptowährungen ist in den USA und nicht irgendwo in Übersee zu schaffen", so der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Er fügte auch hinzu, dass die selbstverantwortliche Lagerung und Verwaltung digitaler Vermögenswerte von ihm unterstützt werden.

Er nannte seine Konkurrentin aus dem US-Demokraten-Lager Elizabeth Warren beim Namen und versicherte, dass er sie aus der Branche heraushalten würde – Warren ist bekannt für ihre Regulierungsfantasien und sie hatte zuvor beteuert, sie würde der dezentralisierten Blockchain-Industrie die Stirn bieten, indem sie "eine Armee gegen Kryptowährungen aufstellen würde".

Auch thematisierte Trump die Kaperversuche des US-Staats, den eigenen Bürgern ein monetäres Trojanisches Pferd unter dem Deckmantel der neuartigen Bezahl-Technologie aufzuzwingen. Die von der Zentralbank eines Landes ausgestellten und verwalteten CBDCs (Central Bank Digital Currency, zu Deutsch: "Digitales Zentralbankgeld") sind zwar digital und nähren sich von vielen Errungenschaften der Bitcoin-inspirierten Blockchain-Technologie, sind aber vorsätzlich zentralisiert und obliegen voller staatlicher Willkür und Kontrolle.

Je näher die seit einigen Jahren zur Mainstream-Berichterstattung gehörenden Geldentwertungstrends ("rätselhafte Inflation, an der allein Putin Schuld sein soll"), Rekorde in der leichtsinnigen Geldmengenerweiterung sowie das politische Bedürfnis zur absoluten Zensur der Bürger im Westen heranrücken, desto rascher wächst der Verdacht bei immer mehr Menschen, dass die neue, zentralisierte Digitalwährung des Staates diesen enormen Wertverlust mit einem präzedenzlosen Eigentumstransfer und staatlich sanktionierten Raub an den eigenen Bürgern zu verschleiern plant.

Ein monetärer "Reset" zu ausschließlichen Gunsten der alten, mit dem Staat liierten Hochfinanz. Sofern eine CBDC benutzt wird, ist jede Transaktion – von einem Kaugummi-Kauf bis hin zum Erwerb eines politisch nicht genehmen Sachbuches – vom Staat in Echtzeit erfassbar und kann beziehungsweise wird mit bürokratischer Leichtigkeit geahndet werden.

Was die US-Dollar-Variante einer von Joe Biden geplanten CBDC anbelangt, versicherte Trump Folgendes:

"Ich werde niemals die Schaffung einer CBDC zulassen und ich werde Joe Bidens Kreuzzug zur Zerstörung von Kryptowährungen stoppen."

Dies könnte man als Anbiedern an die libertäre Partei der USA verbuchen, in der Freiheit, Selbstverantwortung, Selbstbestimmung sowie ein "kleingehaltener Staat" historisch stets die wichtigsten Prioritäten darstellen.

Aber ähnliche Aussagen traf Trump kurz vor dieser Rede allgemein auch in seinem Post auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social:

"Ich stehe Kryptowährungsunternehmen und allem, was mit dieser neuen und florierenden Branche zu tun hat, sehr positiv und aufgeschlossen gegenüber. Unser Land muss in diesem Bereich führend sein, es kann da keinen zweiten Platz geben."

Um dem weitere Glaubwürdigkeit zu verleihen, hat Trump kurz zuvor sogar angekündigt, dass seine Präsidentschaftskampagne Spenden in Kryptowährungen akzeptieren würde, was seit wenigen Tagen nun möglich sei.

Das zeigt dezidiert eine Kehrtwende zu Trumps früheren Positionen zum Bitcoin. In der industrierelevanten Community wächst dementsprechend die Erwartungshaltung für einen Trump-Sieg im Herbst 2024. 

Denn noch zum Ende seiner ersten Präsidentschaft zeigte sich Trump skeptisch, konservativ, traditionalistisch und fortschrittsresistent gegenüber der Mutter der Kryptowährungen und allem, was mit ihr assoziiert wurde – eben einem "Kreuzzug" ähnelnd. Damals basierte der Bitcoin für ihn auf "dünner Luft", welche staatliche Regulierung bitter nötig hätte – Worte, die den Libertären in Washington, D.C., heute sicherlich missfallen hätten und die denen des aktuellen Joe Biden in nichts nachstehen.

Die damaligen Angriffe Trumps auf den Bitcoin wurden von kryptofreundlichen Finanzexperten und einflussreichen Bitcoin-Enthusiasten dennoch als äußerst positiv gewertet – allein aufgrund der Tatsache, dass der Bitcoin von einem US-amerikanischen Präsidenten erwähnt wurde, egal in welchem Licht, sei ein präzendenzloser, enormer Erfolg für die Blockchain-Industrie, so viele von ihnen damals.

Man bedenke ebenfalls, dass selbst mit einem seinerzeit den Kryptowährungen gegenüber feindlich eingestellten Donald Trump der Bitcoin-Wert sein damals schockierendes und phänomenales Allzeithoch von 19.100 US-Dollar am 18. Dezember 2017 erreichte. Das vorige Allzeithoch war im Dezember 2013 mit 1.046 US-Dollar pro Bitcoin – ein Wachstum von 1.726 Prozent. Und wie fiel das Wachstum des Bitcoins von Dezember 2013 bis Ende Mai 2024 aus? 6.500 Prozent.

In der Gegenwart angekommen, hört man nun einen in den Bitcoin leidenschaftlich verliebten Donald Trump. Egal, ob er seinen Wahlversprechen später im Amt treu bleibt: Die planetarische Konstellation für weitere Adaption der neuen Finanztechnologie rückt in eine immer gerader werdende Linie.

Die nächsten vier Jahre "des wilden Westens" mit Trump werden noch rege genutzt, um die Technologie in einem halbwegs freien Wettkampf der Ideen zu verfeinern, bevor sie dann abgeholt werden von einem Tsunami der upgedateten, verfeinerten, staatlichen CBDCs – unter einer neuen US-Präsidentschaft der Demokraten.

Spätestens dann wird die eigentliche, langfristige Salamitaktik zur allgemeinen Implementierung der neuen Finanzordnung, die übrigens auch in der EU, in der Volksrepublik China und in der Russischen Föderation geplant ist, ersichtlich. Hier liegt aber die große Chance in der Multipolarität und der Widerstandskraft des Bitcoins: die Möglichkeit zu haben, eine Wahl zu treffen, mit welcher Währung ich meinen Handel tätige. Solange diese Wahl halbwegs erhalten bleibt, gibt es die fragile Hoffnung auf finanzielle Selbstbestimmung.

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Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der zu geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen schreibt. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit RT DE besteht seit 2017. Seit Anfang 2020 lebt und arbeitet der freischaffende Autor im russischen Sankt Petersburg. Der ursprünglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildete Chintsky betreibt außerdem einen eigenen Kanal auf Telegram, auf dem man noch mehr von ihm lesen kann.

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