Wall Street Journal: Ukrainische Gläubiger mit ihrer Geduld am Ende

Wie das Wall Street Journal am Sonntag berichtete, hat eine Gruppe ausländischer Anleihegläubiger erste Schritte eingeleitet, um die Ukraine dazu zu zwingen, bereits im nächsten Jahr mit der Rückzahlung ihrer Schulden zu beginnen.

Sollte die Gruppe damit durchkommen, müsste Kiew jedes Jahr 500 Millionen US-Dollar (rund 464 Millionen Euro) allein an Zinszahlungen leisten.

Die Gruppe, zu der auch die Investmentgiganten Blackrock und Pimco gehören, gewährte Kiew zwar im Jahr 2022 einen zweijährigen Schuldenerlass – doch offenbar unter Annahme, dass der Konflikt mit Russland bis dahin beendet sein würde.

Da ein Ende der Kämpfe allerdings nicht in Sicht ist, sollen die Kreditgeber nun Anwälte von Weil Gotshal & Manges und Banker von PJT Partners beauftragt haben, sich mit offiziellen ukrainischen Vertretern zu treffen.

Das Ziel: Eine Vereinbarung, nach der die Ukraine im nächsten Jahr die Zinszahlungen wieder aufnehmen soll. Im Gegenzug soll ein erheblicher Teil der Schulden abgeschrieben werden.

Mehr als 160 Milliarden US-Dollar Auslandsschulden

Die Gruppe hält etwa ein Fünftel der ausstehenden Eurobonds der Ukraine im Wert von 20 Milliarden US-Dollar (rund 18,5 Milliarden Euro), berichtete das Wall Street Journal weiter.

Obwohl diese Summe nur einen Bruchteil der gesamten Auslandsschulden der Ukraine in Höhe von 161,5 Milliarden US-Dollar (rund 149 Milliarden Euro) ausmacht, würde der Zinsendienst für diese Anleihen das Land jährlich 500 Millionen US-Dollar (rund 464 Millionen Euro) kosten.

Sollte es den Anleihegläubigern nicht gelingen, bis August eine Einigung mit Kiew zu erzielen, könnte die Ukraine zahlungsunfähig werden. Dies würde die Kreditwürdigkeit des Landes beeinträchtigen und seine Fähigkeit einschränken, sich in Zukunft noch mehr Geld zu leihen.

Dem Wall Street Journal zufolge hoffen ukrainische Vertreter, dass sich die USA und andere westliche Regierungen bei den Gesprächen mit den Anleihegläubigern auf die Seite der Ukraine stellen werden.

Eine Gruppe dieser Länder habe der Ukraine jedoch bereits einen Schuldenerlass für Kredite in Höhe von rund vier Milliarden US-Dollar (rund 3,7 Milliarden Euro) bis zum Jahr 2027 angeboten und sei angeblich besorgt, dass bei einer Einigung mit den Anleihegläubigern die privaten Kreditgeber vor ihnen bedient werden könnten.

Fast vollständig von ausländischer Finanzierung abhängig

Die Ukraine ist bereits jetzt auf ausländische Hilfe angewiesen, um den Betrieb der Behörden und die Bezahlung der Staatsbediensteten aufrechtzuerhalten.

Das Militär des Landes ist fast vollständig von ausländischer Finanzierung abhängig. Offizielle Vertreter in Kiew und im Westen warnten immer wieder vor einer baldigen Niederlage der Ukraine, damit der US-Kongress ein Gesetz über Auslandshilfe an die Ukraine verabschiedet – was im vergangenen Monat auch geschah.

Dabei handelt es sich um ein Hilfspaket von 61 Milliarden US-Dollar (rund 56,6 Milliarden Euro).

Laut Gesetzentwurf werden der Ukraine fast 14 Milliarden US-Dollar (rund 12,9 Milliarden Euro) für den Kauf von Waffen zur Verfügung gestellt und sie erhält neun Milliarden US-Dollar (rund 8,3 Milliarden Euro) an neuen "erlassbaren Darlehen".

Nach Angaben des Wall Street Journal haben einige Anleihegläubiger vorgeschlagen, dass die USA und die EU eingefrorene russische Vermögenswerte zur Begleichung der Schulden der Ukraine verwenden könnten.

Seit 2022 sind Vermögenswerte der russischen Zentralbank in Höhe von rund 300 Milliarden US-Dollar (rund 278 Milliarden Euro) in US-amerikanischen und europäischen Banken eingefroren.

Allerdings haben die USA erst im vergangenen Monat ein Gesetz verabschiedet, das die Beschlagnahme dieser Vermögenswerte ermöglicht – und in Europa, wo sich der Großteil dieser Vermögenswerte befindet, gibt es keinen vergleichbaren Rechtsmechanismus.

Sowohl der Internationale Währungsfonds (IWF) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) haben die Regierungen vor einem solchen Schritt gewarnt.

EZB-Chefin Christine Lagarde erklärte im April, dass dies das Risiko bergen würde, "die internationale Ordnung, die Sie schützen wollen, zu brechen".

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