Sensation: Bundespräsident ruft zur Revolution auf! Bin dabei!


Mittwoch, 27.12.2017. Eifel. Na, haben Sie „die Tage“ gut überstanden? Ohne Krach in der Familie? Ist doch immer wieder schön, wenn die Familie mal zusammensitzt, lauter gestörte Gestalten, die sich gegenseitig beweisen wollen, dass sie die Größten sind, die „Winner“, die sich den dicksten Batzen vom Leben abgeschnitten haben: das dickste Auto, das größte Haus, die tollste Frau und die allerallerallerbesten Kinder der Welt, die eine Wochen lang auf diesen Moment hintrainiert wurden, um ja nicht aufzufallen, wenn sie Oma das von Papa selbst geschriebene Gedicht vortragen. Oft ist es ja dann gerade so wie im Urlaub: sobald die eingespielte Routine erstmal durcheinander ist, man nicht lang eingeübte eheliche Schauspiele vorführen kann sondern spontan reagieren muss, steht schnell der größte Streit im Raum, weil man merkt, wie man sein Leben für andere versaut hat. Keine schöne Erfahrung, ich weiß. Aber wir machen sie ja auch im größeren, weiteren Bereich: in ganz Deutschland.

Auch hier ist Routine das Wichtigste, um die Menschen ruhig zu halten: jedes Jahr eine Weihnachtsansprache, alle vier Jahre Wahlen, dazwischen täglich Talkshows, damit jeder in der Routine läuft. Da wird rung um die Uhr für alle gesorgt … um der Leere zu entgehen. In der Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten findet man wasdavon, als er von seinen Reisen erzählte (siehe Bundespräsident):

Aber ich habe auch Menschen kennengelernt, die nicht hinnehmen, dass Leere sich breitmacht, – Menschen, die diese Stille wieder mit Leben füllen. Ich denke – stellvertretend für andere – an einen kleinen Ort in Sachsen. Vielen, vor allem jungen Leuten, war es viel zu still geworden. Es sind Leute, die ihre Heimat als einen Ort erhalten, der Gründe gibt, zu bleiben, vielleicht sogar dorthin zurückzukehren. Dort haben mich Bürgerinnen und Bürger und auch ihr Bürgermeister tief beeindruckt.

Wunder wirken können die Menschen auch dort nicht. Das Geld fehlt, wo es andernorts auch fehlt. Aber das hat sie nicht aufgehalten: Deshalb gibt es dort jetzt wieder ein von Freiwilligen betriebenes Café und Treffpunkt dort im Zentrum, ein kleines, als Bürgerinitiative gegründetes Kino, einen von Nachbarn gebauten Spielplatz und Häuser, für die die Gemeinde Sorge trägt, die sie vor dem Verfall schützt und für junge Familien wieder herrichtet.

Ja, diese Dörfer gefallen mir auch. Die Lebendigkeit, die dort herrscht, die Solidarität, die Menschlichkeit – in der Tat sind es nur diese menschlichen Werte, die sozialen Einstellungen, die uns als Menschheit und Nachbarn nach dem nächsten großen Crash (der ein Supercrash werden wird, was eigentlich schon jeder weiß – nur möchte ich hier mit vielen Zitaten nicht die besinnliche Stimmung der Rauhnächte zerstören – und bald ist ja auch die Routine wieder da, die uns vor solch´ schrecklichem Wissen schützt) helfen kann zu überleben, und in der Tat läge in der Dezentralisierung unseres Gemeinwesens eine sehr große Chance: was könnten wir uns viele aufgeblasene Schmarotzer mit Millionengagen sparen, die momentan die Systemverwaltung überfluten. In so einem Dorf gäbe es auch keine Arbeitslosigkeit, es gibt ja immer was zu tun – und oft ist die Stimmung besser als in der Firma … aber nicht viel. Auch Einsamkeit wäre dort nicht zu finden … jene innere Leere, die viele dieser Tage so bedrängt.

Am besten sind diese Dörfer, wenn sie von Frauen geführt werden (was wir ein andermal auführlicher besprechen müssen). Ja, ich weiß, das ist eine steile These – und doch darf man den Verdacht haben, dass sie was hergibt, oder? Frauen reden mehr, reden viel – und oft kommt uns Männern das so vor, als sei das ohne Inhalt – weit gefehlt. Ein Kommunikationsforscher sagte mir mal, das hätte die Evolution so eingerichtet: durch die dichte Kommunikation von Frauen werden Stimmungen abgeschätzt und ausgeglichen, um den Frieden im Dorf zu wahren – während Männer eher zielgerichtet kommunizieren: „Noch´n Bier?“ – „Jau“ – „Prost“. Nun – in den Rauhnächten sollte man solche Themen nicht vertiefen, viele Ehepaare haben in der Zeit Urlaub, begegnen sich seit Jahren wieder das erste Mal und … erschrecken sich, da wollen wir nicht noch mehr Zündstoff bereit legen.

Ja – der Megacrash kommt – und der Bundespräsident ist wenigstens so fair, es allen zu sagen: in Zukunft gibt es noch weniger vom Staat, in Zukunft wird man noch mehr selbst machen müssen! Ich weiß jetzt nicht, wer ihm die Rede geschrieben und ihm das so untergejubelt hat – gedacht war es wahrscheinlich für all´ diejenigen, die ehrenamtlich umsonst enorm viel leisten … und ohne die unser ganzes System schon längst zusammengebrochen wäre. Ja – wenn ich manchmal sehe, wie leer der Bundestag ist, wenn entscheidende Gesetze beschlossen werden … dann schäme ich mich für den Arbeitsethos unserer Elite, einen Arbeitsethos, den sich keine Krankenpflegerin, kein Altenpfleger, kein Polizist und kein Feuerwehrmann jemals leisten könnte: nicht da zu sein, wenn es mal ganz wichtig und dringend wird.

Ein Beispiel habe ich dafür, es stammt von der Plattform Correktiv (siehe Correctiv):

„Im Juni 2013, mitten in der Nacht, sitzen noch knapp 25 Abgeordnete im Bundestag. Um 00:25 Uhr ruft Bundestagsvizepräsident Eduard Oswald zur „Schlussabstimmung“ auf: „Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben.“ Er schaut kurz in den Saal. „Das sind wieder alle Fraktionen des Hauses“, sagt er. „Der Gesetzentwurf ist somit angenommen.“ Genauer: Paragraph 96 Absatz 4 der Bundeshaushaltsordnung.“

25 Leutchen waren noch da. Wo waren die anderen? Das Gesetz war ultrawichtig – und wäre eine sehr gute Gelegenheit für jede Opposition gewesen, mal „Nein“ zu sagen. Es ist ein Meilenstein in der Geschichte der Bundesrepublik, die heute nur noch „Deutschland“ heißt.

„Was der Bundestag da beschlossen hat, und wie es zustande kam, hält der Jurist Friedrich Schoch für „verfassungswidrig“. Ein Sondergesetz, das Transparenz beim Rechnungshof verhindert. Bürger sollen nicht sehen, wie die Politik ihr Geld verschwendet.“

Wie schön wäre es gewesen, wenn der Bundespräsident auch mal erwähnt hätte, warum überall kein Geld mehr da ist – in einem Land, in dem die Vermögen ins unendliche Wachsen, begleitet von einer Armut, die nur noch erbärmlich zu nennen ist: das Geld wird in großem Umfang vergeudet und verschwendet – und unsere Abgeordneten sorgten in einer Nacht- und Nebelaktion dafür, dass dies auch für immer und ewig in Zukunft geheim bleiben wird! Schon erstaunlich, dass dies nicht im großen Umfang von den Medien aufgegriffen wurde – ebenso erstaunlich, dass es gar keinen Widerspruch gab. Ob die sich wohl in ihren Netzwerken abgesprochen haben, dass wirklich auch zu dieser späten Stunde von jeder Fraktion einer da war?

Nein – das ist wäre ja eine finstere Verschwörung … und was wir seit dem 11.9.2001 gelernt haben, was in breiter Front auf allen Kanälen hinausposaunt wird, ist ja die Botschaft, dass es nirgends Verschwörungen gibt, alle reichen und mächtigen Menschen sind edel, hilfreich und gut, kennen sich persönlich gar nicht untereinander – auch nicht, wenn sie sich auf Events wie den Bilderbergerkonferenzen treffen, wo sie Dinge besprechen, die uns Bürger nichts angehen, weil wir eh´ zu blöd sind sie zu verstehen. Und wer das Gegenteil behauptet, ist ein sadistischer, hundsgemeiner, manisch-schizophrener  gewalttätiger und asozialer Verschwörungstheoretiker – wie alle aus der Friedensbewegung. Ja – so weit hat der Krieg der Worte uns schon gebracht, dass wir das widerspruchslos hinnehmen: die Umwertung aller Werte der demokratischen Zivilgesellschaft zeigt, dass wir diesen Krieg weitgehend verloren haben, ja, in unserer Routine haben wir gar nicht gemerkt, dass dieser Krieg stattfindet: zu sehr waren wir damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass wir niemals irgendwo irgendwem unangenehm auffallen – schon gar nicht dem Arbeitsverwerter.

Ach – jetzt sind wir schon wieder bei der großen Politik gelandet – und das zu Weihnachten. In den stillen Tagen, wo doch viele sagen: nein, zu dieser Zeit keine Politik. Die Zeit soll rein und heilig bleiben – da stimmen sicher alle zu, oder? Das im Umkehrschluss Politik im Alltag als schmutzig und teuflisch empfunden wird … darüber muss man dann später mal reden – wozu die Routine dann aber keine Zeit mehr läßt.

Widmen wir uns lieber der Rede des Bundespräsidenten. Sie ist ja geradezu revolutionär. Ertragen Sie noch eine Portion davon? Ich glaube, es lohnt sich:

„Wir sind den Verhältnissen nicht ausgeliefert. Zukunft ist kein Schicksal! Wir können im Großen wie im Kleinen Ohnmacht und Entfremdung überwinden, wenn wir gemeinsam etwas tun, wenn wir nicht nur nach Verantwortung anderer schauen, sondern auch die eigene erkennen. Verantwortung übernehmen, auch für andere, wie Millionen Freiwillige es in Deutschland tun, gibt uns auch das Gefühl, zuhause zu sein in diesem Land. Und dafür bin ich allen sehr, sehr dankbar.“

Schöne Worte, oder? Ob er auch an die fünfhundert Millionen unbezahlte Überstunden (siehe ZDF) gedacht hat, die der deutsche Arbeitsleister („Arbeitnehmer“ ist ein Kampfbegriff für Klassenkämpfer, sowas mag ich in besinnlichen Zeiten nicht zu verwenden) umsonst den deutschen Arbeitsverwertern zur Verfügung stellt, damit deren Bilanzen schöner aussehen? Wieviel Vollzeitarbeitsplätze werden da eigentlich durch die Sklavenmentalität der hoch geadelten „Mehrleister“ vernichtet? Hat denen schon mal jemand gesagt, dass der Orden „Held der Arbeit“ nicht mehr verliehen wird?

Die vernichten im Übrigen nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch ihre Familien … und gerade deshalb sind die Weihnachtstage so gefährlich für diese Mikrosystem: dort ist die Gefahr groß, dass man der Wahrheit ins Auge schauen muss, dass man erkennen muss, dass auch die eigene Familie nur noch ein potemkinsches Dorf ist, eine Fassade, aufgebaut, um die Verwandschaft, die Nachbarn und die Arbeitskollegen zu beeindrucken. Weil ja besinnliche Zeit ist, möchte ich dazu mal einen Mönch zu Worte kommen lassen:

„Andere haben eine Familie gegründet und freuen sich an der Liebe zu ihrem Ehepartner und an der Liebe zu ihren Kindern. Doch dann gerät auf einmal die Arbeit so in den Vordergrund, dass die Liebe vernachlässigt wird. Man baut gemeinsam ein Haus. Der Mann denkt, das gemeinsame Bauen des Hauses sei doch ein Ausdruck der Liebe zueinander. Doch vor lauter Bauen hat man keine Zeit mehr für Zärtlichkeit und Liebe. Und man merkt gar nicht, wie die Liebe langsam verdunstet, wie man nur noch nebeneinander herlebt und den liebevollen Austausch verloren hat. Wenn dann die Frau sagt, sie könne so nicht mehr weiterleben, sie spüre die Liebe ihres Mannes nicht mehr, dann fällt der Mann aus allen Wolken“ (siehe: Anselm Grün, Versäume nicht dein Leben, DTV 2014, Seite 141)

Na – erkennen Sie sich wieder? Also: ich kenne einige Familien, in denen es genau so abgeht, in denen dann die Frauen den Männern die Hölle auf Erden bereiten, weil sie sie – ohne es genau benennen zu können – für den Tod der Liebe verantwortlich machen – und dafür, dass man gemeinsam sein ganzes Leben weggeworfen hat, damit die Arbeitsverwerter noch mehr Benzin, Schampus und Kaviar verbrauchen können.

Sklavenmentalität? Habe ich wirklich Sklavenmentalität gesagt?

Mit mir muss was nicht stimmen.

Liegt wahrscheinlich daran, dass ich mir gerade Gedanken über Prostitution machen soll – der Wunsch eines guten Freundes von mir, zu dem Thema nochmal Stellung zu beziehen – und dass ich mir Gedanken machen soll über alternative Beziehungsstrukturen, wie sie in anderen Kulturen üblich ist. Riesenweite Themen – die allerdings eng verflochten sind mit den Themen unseres Bundespräsidenten. Nun gut, der redet jetzt nicht gerade über Prostitution und matriarchale Gesellschaften – aber darüber, dass wir selbst mal Verantwortung übernehmen müssen. „Wir sind den Verhältnissen nicht ausgeliefert – Zukunft ist kein Schicksal“.

Wissen Sie, wo Ihre Ehe herkommt? Also – diese besondere Form von Ehe, die wir so haben? Die haben uns die Industriebarone (also: Arbeitsverwerter) im 19. Jahrhundert aufgedrückt: wenn Mann und Kind den 14-Stunden-Arbeitstag lebendig hinter sich gebracht hatten (was in den Fabriken öfter mal nicht gelang), dann brauchte es jemanden, der ihnen Abends das Essen zubereitete: die devote, immer dienstbare Frau. Ohne sie – und ihre freiwilligen Überstunden – war die Verwertung des Arbeiters nicht so effektiv. Aus der gleichen Zeit stammt auch das Märchen von dem großen, überwältigendem Trieb des Mannes (siehe Süddeutsche) – ein Märchen, dem wir heute alle noch hinterherlaufen, ohne es je zu hinterfragen … als gäbe es keine Mönche, die dieses Märchen Tag für Tag widerlegen.

Nun – im Rahmen der Recherchen über Prostitution (über die ein anderes Mal gesprochen werden muss) traf ich auf eine Prostituierte, die ebenfalls eine steile These in den Raum stellte: „Jeder, der arbeitet, verkauft seinen Körper“ (siehe Zeit). Ja – sich solchen Ansichten zu stellen, gehört zu unserer Verantwortung. Sich bewusst zu werden, warum man so lebt, wie man lebt. Natürlich werden jetzt viele widersprechen und sagen: nein, dass ist nicht so, ich verkaufe nicht meinen Körper! Gut – auch diese Ansicht mag stimmen, ich jedoch sage: Sie verkaufen noch viel mehr – Sie verkaufen Ihre Seele.

Nun – das war nicht immer so: es gab Zeiten, da konnte man schlecht gelaunt ins Büro kommen, lauthals kund tun, wie doof man den Vorarbeiter findet und wie fies die Arbeitsbedingungen … da wäre der Vergleich zwischen Prostitution und Arbeitsleben sicher schwieriger. Doch heute? „Freundlichkeit ist Nebenpflicht aus dem Arbeitsvertrag“ (siehe Anwalt.de). Klar, als Kunde freut man sich über freundliche Mitarbeiter mit einem ins Gesicht gestanzten Dauergrinsen – jedenfalls, wenn man nur an potemkinschen Dörfern interessiert ist. Denkt man anders – bemerkt, dass da Arbeitsleister für die Simulation von Gefühlen bezahlt werden – ist man von Prostitution nicht mehr weit entfernt … und da habe ich noch nicht über die vielen Vorschriften bezüglich Kleidung und Haarschnitt gesprochen, was wir selbstverständlich von unserem Lohn bezahlen.

Nicht mehr weit bis zur „Hurenrepublik Deutschland“, oder? Huch – zu schlimm? Das wir das „Bordell Europas“ geworden sind, finden wir in den Mainstreammedien (siehe z.B. ZDF) – ich formuliere das nur mal kurz um – immer in Gedanken an unseren Bundespräsidenten: „Wir sind den Verhältnissen nicht ausgeliefert – Zukunft ist kein Schicksal“.

Dafür brauchen wir nur ein klares Bild über unsere Wirklichkeit – und kein Konglomerat potemkinscher Dörfer auf allen Ebenen.

Und wie anderes könnte doch Zukunft sein! Geld – ist genug da. Natürlich nicht für den Behördenmoloch – aber wofür brauchen wir den auch? Unsere dezentralen, dörflichen Strukturen können ganz viel Elend auffangen – doch dass wir im Rahmen unserer Selbstverantwortung weder Steuern noch Beiträge zahlen – außer für die Dorfkasse – das erwähnt der Herr Bundespräsident leider nicht. Und doch liegt gerade da der Hund begraben: die Arbeitsleister brauchen keine Arbeitsverwerter – und diese werden erst recht dann schädlich, wenn die Systeme, in denen sich beide befinden, so gigantisch geworden sind, dass kein einziger Mensch sie noch überschauen kann: ein Paradies für Absahner aller Art!

Wissen Sie, dass es mal Zeiten gab, wo eine andere Mentalität vorherrschte? Ein Wappenteller meiner Familie erinnert mich beständig daran: Lever dod üs slav steht darauf. Ein alter friesischer Wahlspruch – und im Prinzip die Voraussetzung für jede Art von Revolution. Wer nur an seinem nackten Leben hängt … wird dadurch erpressbar. Darum wird alle „Esoterik“ erbittert bekämpft: es darf kein „Jenseits“ geben, dass Hoffnung birgt: man müsste fürchten, dass höhere Werte die Menschen leiten, wenn bekannt würde, dass der Tod nicht das Ende ist – und dort kein finsteres „Nichts“ haust.

Ach ja – dieses „Nichts“ – die zentrale Lehre der modernen Welt. Wie wunderbar, dass uns unser Bundespräsident daran erinnert – und es wertschätzt, wenn sich Menschen mutig der sich ausbreitenden „Leere“ entgegenstellen, gerade für junge Menschen ist das lebenswichtig – bevor sie ihr Leben in der gleichen Leere verlieren wie ihre Eltern. Der Bundespräsident berührt hier ein ganz zentrales menschliches und religiöses Thema, über das viel zu wenig gesprochen wird; „gut“ gegen „böse“, das kriegen wir gerade noch hin, „Satan“ gegen „Gott“ verstehen wir auch noch (wiewohl viele vergessen, das hier nur ein kleiner Sadist und Menschenquäler gegen den großen Boss aufmuckt … und letztendlich verlieren wird, weil er halt nur ein kleiner Teil eines großen … und möglicherweise heilen – Ganzen ist), doch von dem eigentlichen kosmischen Kampf, der nahezu alle Religionen berührt – bis hin zu den ältesten – wissen wir kaum noch etwas: dem Kampf des Lebens gegen die Leere.

Nihilismus – so kann man den Kult nennen, der die moderne Welt im Griff hält (und im Kern ein Kult von Götzenanbetern darstellt, die „das Nichts“ verehren) – und alle dazu bringt, wenigstens an einem schönen Schein zu arbeiten anstatt an einem beglückenden Sein. Und diese „Leere“, die sich immer weiter in unserem Leben – im eigenen kleinen Leben wie im großen Ganzen – ausbreitet, steht in der Tat für den finstersten Feind der ganzen Schöpfung … für ein jahrtausendealtes Gedankenkonstrukt, das auf der einen Seite das Leben sieht (zu dem auch der Satan gehört – obwohl das ein blöder und falscher Name ist), die Fülle und das Glück – und auf der anderen Seite das leere Nichts, das vor der Schöpfung war und auch danach sein wird.

Der eigentliche Kampf der Kulturen ist der Kampf der Fülle des Lebens (und die Bedeutung unseres Gottesbegriffes ist in der Tat „Leben“ – in allen Erscheinungsformen) gegen die unendliche Leere des Universums … also: jener finstersten Abgründe, die schon vor jeder Schöpfung das All ausmachten. Es bedarf keiner großen Worte, um Menschen die Angst vor jener Leere zu lehren: sie ist seit Anbeginn der Zeiten in Mythen und Sagen vielfältig beschrieben, die ganze Bibel fängt damit an (siehe Bibeltext):

„Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.“

Wie leicht würde es uns doch fallen, wenn wir uns bei jeder Entscheidung an jenem Bild orientieren könnten, jedesmal die Frage stellen: verbessert das das Leben … oder vergrößert es die Wüste in uns und um uns (Wüste … als Sinnbild für die Leere, das Nichts, das wir mit unseren Gedanken und Sinnen gar nicht begreifen können).

Das wäre schon mal ein Anfang.

Denken Sie einfach täglich an die Worte unseres Bundespräsidenten: „Wir sind den Verhältnissen nicht ausgeliefert – Zukunft ist kein Schicksal“.

Also: Schluss mit „das ist alternativlos„!

In diesem Sinne: fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch in jenes neue Jahr, in dem wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen – und die Wüste wieder begrünen.

 

 

 

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