Es ist schon etwas Besonderes, wenn man den Jahrestag einer Straßenumbenennung mit einem Festakt begeht. Diese Benennung müsste also eine besondere Herzensangelegenheit für die Einwohner der Stadt sein, wenn das passiert. Das trifft auf die Erfurter zu, die am Samstag zusammen mit russischen Gästen den 60. Jahrestag des Juri-Gagarin-Rings mit einem Konzert im schmucken historischen Rathaus gefeiert haben.
Der Juri-Gagarin-Ring ist die längste städtische Durchgangsstraße Erfurts, die zu Ehren des ersten Kosmonauten des Planeten benannt wurde. Die Entscheidung, den Mao-Tse-Tung-Ring in den Juri-Gagarin-Ring umzubenennen, traf der Erfurter Stadtrat am 12. April 1964, dem dreijährigen Jahrestag des historischen Fluges. Und im Jahr zuvor, 1963, besuchte Gagarin während seiner Weltreise Erfurt und fuhr in einem offenen Wagen die Straße entlang, die nach ihm benannt werden sollte.
Der Besuch Gagarins zwischen dem 17. und 19. Oktober in Erfurt ist aus heutiger Sicht Teil der Stadtgeschichte. In der Erfurter Thüringenhalle umarmte und küsste eine begeisterte Zuschauerin stürmisch Gagarin – vermutlich ungeplant. Bei einer Stadtrundfahrt im Anschluss jubelten hunderte Erfurter Gagarin zu. Der MDR stellte dokumentarische Archivaufnahmen der emotionalen Begegnung zum 90. Geburtstag Gagarins ins Netz.
Heute leben 30.000 Erfurter am Juri-Gagarin-Ring. Der Verein für Integration Gagarin e.V. und die Deutsch-Russische Freundschaftsgesellschaft in Thüringen haben sich die Mühe gemacht, ein festliches Konzert mit Teilnahme in Deutschland lebender russischer Künstler und eine Filmvorführung zu veranstalten. Über den Festakt hat das Nachrichtenportal Russkoepole berichtet.
Martin Kummer, Vorsitzender des Landesverbandes der Deutsch-Russischen Freundschaftsgesellschaft in Thüringen, sagte in seinem Grüßwort, dass die Benennung einer der größten Straßen Erfurts nach Juri Gagarin eine Hommage an seine menschliche Leistung bei der Erforschung des Weltraums sei.
Sein Scherz, dass im Festsaal des Rathauses, der mit Bildern aus der Geschichte Thüringens geschmückt ist, Abbildungen aus dem 20. Jahrhundert fehlten, in denen sich Gagarins Ankunft widerspiegeln könnte, wurde vom Publikum herzlich aufgenommen. Und unter den heutigen schwierigen Bedingungen sei es notwendig, für gemeinsame Forschung, Handel und Kontakte zusammenzustehen, und all dies sei nur mithilfe eines friedlichen Wettbewerbs und Dialogs möglich, so der Vorsitzende.
Elena Jeremenko, Vorsitzende des Vereins für Integration Gagarin e.V., sagte, dass man sich bei der Wahl des Vereinsnamens für den Namen des ersten Kosmonauten des Planeten entschieden hat, da er in die Geschichte Erfurts eingegangen ist und für die gesamte Menschheit zum Symbol des Fortschritts, des Strebens nach Weltkenntnis und des Interesses an der Wissenschaft wurde. In der "Gagarin-Gesellschaft" ist eine der Hauptrichtungen die Entwicklung und Erziehung der Kinder, sodass der Name des Weltraumhelden zu einem echten Kompass für alle "Gagarin"-Leute geworden ist.
Hardy Eidam, Oberkonservator des Erfurter Stadtmuseums, stellte dem Publikum anschließend die historische Bedeutung der Straße im Stadtraum von Erfurt vor. Im Anschluss daran wurde der Dokumentarfilm "Der Juri-Gagarin-Ring ‒ Vergangenheit und Gegenwart" von Günter Guttsche gezeigt. Das musikalische Programm, an dem Kindergesangsgruppen teilnahmen, wurde von der "Gagarin-Gesellschaft" vorbereitet.
Das deutsch-russische Treffen im Erfurter Rathaus zeigte, dass sich die Erfurter noch an jene fernen Tage Anfang der 60er Jahre erinnern, als der erste Kosmonaut der Welt auf seiner Weltreise die DDR und Thüringen besuchte, so Russkoepole.
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