"Handschellen, Augenbinde, Knast" – Bild-Frontberichterstatter Ronzheimer wurde in Beirut "verhört"

Paul Ronzheimer, laut Springer-Redaktion "Bild-Vize und Kriegsreporter", verweilte mit journalistischem Riecher Ende September in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Noch am Abend der Ermordung des Hisbollah-Chefs Sayyed Hassan Nasrallah, dem 27. September, gab Ronzheimer einem israelischen TV-Sender ein Interview zu dem Ereignis. 12 Tage später berichtet die Bild-Zeitung darüber, dass es für Ronzheimer im Anschluss zu einem "Zwischenfall im Libanon" gekommen sei. "Unbekannte Männer" hätten den Bild-Reporter "und sein Team aus dem Hotelzimmer an einen unbekannten Ort gebracht" und verhört.

Laut dem Artikel war Ronzheimer rein aus dem Grund in den Libanon gereist, um an "einer Beerdigung von Hisbollah-Terroristen in Beirut" teilzunehmen und "über das Leid der Flüchtlinge" zu berichten. Am Tag der tödlichen Attacke der israelischen Armee auf Hisbollah-Chef Nasrallah, dem 27. September, gab der "Kriegsreporter" dann zu später Stunde dem israelischen Journalisten Dov Gil-Har ein Interview. Laut seinem X-Profil ist Gil-Har "EU-Büroleiter für Kan News, mit Sitz in Berlin", einen israelischen öffentlich-rechtlichen Sender.

Dieses Video wurde wiederum seitens des Senders am 9. Oktober auf X veröffentlicht, dem Tag, als auch die Bild-Zeitung von dem "Zwischenfall" berichtet. In dem Bild-Artikel heißt es:

"Passte den Hisbollah-Terroristen nicht, was er berichtete?"

Der Ablauf der Ereignisse lief laut dem Artikel wie folgt – mit dem Verweis, dass "aus Sicherheitsgründen die Bild darüber erst nach Ronzheimers sicherer Ausreise" berichten wollte:

"Unbekannte Männer brachten Ronzheimer und sein Team aus dem Hotelzimmer an einen unbekannten Ort, verhörten die Journalisten. Dabei wurden ihnen Handschellen angelegt und die Augen verbunden. Bei den Männern soll es sich um Mitarbeiter des libanesischen Militär-Geheimdienstes gehandelt haben."

Wer und wie viele dem "Team" von "Journalisten" angehörten, wird nicht berichtet. Noch am selben Abend sei Ronzheimer "wieder freigekommen", da die deutsche Botschaft in Beirut "interveniert" habe. Wodurch die Botschaftsmitarbeiter so schnell von dem "Vorfall" erfuhren, ist unbekannt. "Dank der Kooperation libanesischer Behörden" gelang demnach "eine rasche Freilassung" der Bild-Gruppe samt Ronzheimer.

Laut dem Bild-Artikel wurde zudem "am Morgen der Festnahme" seitens Hisbollah-Mitgliedern "über WhatsApp-Gruppen ein Foto von Ronzheimer verbreitet." In den WhatsApp-Nachrichten hieß es demnach, diese "warfen dem Reporter vor, gegen Auflagen verstoßen zu haben."

In dem Artikel wurde indes weder das erwähnte Bild abgedruckt, noch weitere Angaben zu den Hintergründen des "Verhörs" gemacht. Ronzheimer verarbeitet seine Erfahrungen "im libanesischen Geheimdienst-Knast" nun detaillierter in einem Podcast mit dem Titel: ""Handschellen, Augenbinde, Knast – Paul im Libanon festgenommen".  

Mehr zum Thema - Der Mord an Nasrallah – Ergebnis einer heimtückischen Falle?

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