Friendly fire: Julian Reichelt fällt dem kritischen Widerstand in den Rücken

Fraglos hat Julian Reichelt Großes vollbracht: Binnen nicht einmal zwei Jahren hat er sich zu einer festen Größe der kritischen Gegenöffentlichkeit gemausert.

Das ihm auf Wikipedia verliehene Gütesiegel “rechtspopulistisch” zeigt, dass er alles richtig gemacht hat, werden mit diesem Attribut heutzutage doch all jene Unangepassten bedacht, die an kritischer Vernunft, Realitätsbasiertheit und eigenständigem Denken festhalten und deshalb – gerade in der Journalistenzunft – auf marginalisiertem Posten stehen.

Mit der von ihm wesentlich geprägten Plattform „Nius“ hat sich der ehemalige “Bild”-Chef  große Verdienste um eine freie und regierungskritische, meinungsstarke Berichterstattung erworben, und gemeinsam mit dem Portal “Apollo” kann bei “Nius” durchaus von einem neuen Online-Journalismus sprechen; einem, der in Deutschland zumindest dem entspricht, was in den USA etwa “Fox-News” oder auch “Breitbart” verkörpern.

Die alle paar Tage sporadisch erscheinenden , von ihm selbst geskripteten und vorgetragenen Sendungen auf seinem Youtube-Kanal “Achtung, Reichelt!” (der die 500.000-Follower-Grenze überschritten hat und dem nach wie vor reichweitenstärksten freiheitlichen “Love-Priest”-Kanal Tim Kellners auf den Fersen ist) gehören zu den scharfzüngigsten und pointiertesten Politsendungen im deutschen Sprachraum, in denen Reichelt, mit einer Schärfe und Konsequenz wie nur wenige andere, unaufhörlich den nackten Wahnsinn der Ampel-Regierung und vor allem der grünen Ideologie bloßstellt.

Wie gesagt: Das alles ist unbestritten eine beeindruckende Leistung, anerkennenswert und ein Glücksfall für die deutsche Medienlandschaft.

Bestürzte Reaktionen

Zugleich allerdings stand immer auch der Verdacht im Raum, dass Reichelt doch nicht so unabhängig ist, wie er sich gibt – und auch hier ist die Devise “follow the money” der Schlüssel zu den Hintergründen dieser binnen kürzester Zeit etablierten Medienpräsenz:

Denn der Geldgeber hinter “Nius” gibt auch eine Agenda vor. Der rheinländische Milliardär Frank Gotthard, der hinter dem Projekt steht, ist zwar kein offizielles CDU-Mitglied, aber bestens in dieser Partei vernetzt (unter anderem fungiert er als Ehrenvorsitzender des CDU-Wirtschaftsrats) – und seine Vorgaben sind für Reichelt Gesetz. Sie lauten in etwa so: Heftigst gegen Grüne und SPD, verhalten heftig gegen die AfD, maximale Milde gegenüber der Union. (Nächster Maulkorb geplant: Ampel will Kritiker als „potenzielle Gemeinwohlgefährder“ verfolgen)

In dieser prioritäten Reihenfolge. Reichelt als Profi seiner Zunft vermochte es bisher, diese Vorgaben, Abhängigkeiten und Einschränkungen gekonnt zu kaschieren, indem er vor allem den großen Konsens der bürgerlichen Opposition beschwor, der in der Ablehnung der grünen Irrlehren von Trans-Kult über Klima-Wahn bis Migrationsobsession bestand.

Dies brachte ihm große Sympathien vor allem aus dem AfD-Lager ein; tatsächlich dürfte die übergroße Mehrheit der “Achtung, Reichelt!”-Zuschauer und “Nius”-Leser AfD wählen.

Umso bestürzter fallen nun aber die Reaktionen eben dieses Publikums über Reichelts neueste Ausgabe von “Achtung, Reichelt!” sowie die parallel gefahrene Kampagne auf “Nius” aus – und tatsächlich glauben seit gestern wohl etliche von Reichelts Zuschauern, im falschen Film zu sein: Darin fährt Reichelt nämlich aus heiterem Himmel eine brachiale Breitseite gegen die AfD, vor allem gegen das Höcke-Lager.

Und auf einmal klingt der nassforsche Julian so gar nicht mehr wie ein Wortführer des Politikwechsels, im Gegenteil: Er hört sich plötzlich genau so wie die Apparatschiks von Union, SPD, Grünen und BSW, wenn sie sich über die AfD ausmären.

Die gestrige “Achtung, Reichelt!”-Sendung ist die erste, die unzensiert auch bei den ARD-“Tagesthemen” erscheinen könnte. Reichelt, so scheint es, muss entweder von allen guten Geistern verlassen sein – oder man hat ihm geldgeberseitig erinnert und Bescheid gestoßen, was seine eigentliche Aufgabe ist.

Abgleiten in plumpes Höcke-Bashing

In dieser aktuellen „Achtung Reichelt“-Folge nämlich übt Reichet sich jäh in der Disziplin der Lagerspaltung – und zieht offen wie nie gegen die AfD zu Felde. Dass er sich dabei heillos und in seinem sonstigen intellektuellen Format unwürdiger Offensichtlichkeit in massive Widersprüche verwickelt, ist ihm vermutlich selbst bewusst.

Doch was bleibt ihm übrig? Wes Brot ich ess… und so weiter, und so fort. Reichelt gesteht zwar zu, dass die rund 60 Prozent, die in Ostdeutschland CDU und AfD gewählt haben, inhaltlich dasselbe wollen und sofort eine Regierung bilden könnten; zugleich versucht er widersprüchlicherweise aber, die Brandmauer-Politik der CDU zu rechtfertigen – indem er den Popanz um Björn Höcke aufgreift, von dem die AfD sich angeblich erst einmal trennen müsse, um regierungsfähig zu sein. Dabei schreckt Reichelt auch nicht vor den völlig lächerlichen Hitler-Zuschreibungen an Höcke zurück – obwohl er wissen dürfte, dass es erwiesenermaßen boshaft und grundfalsch ist, Höcke ernsthaft als Nationalsozialisten zu bezeichnen.

Denn alles, was dem Thüringer AfD-Chef in dieser Richtung je in den Mund gelegt wurde, waren entweder justiziable Falschbehauptungen (wie sie erst kürzlich von Sahra Wagenknecht im Duell mit Alice Weidel wiederholt wurden) oder hinterhältige retrospektive Zuschreibungen (“Alles für Deutschland”), die von einer zunehmend politischen Justiz fatalerweise bestätigt wurden.

Dass Reichelt diese Kampagne unkritisch zitiert, sie aufgreift und für bare Münze nimmt, obwohl sie auf dieselben linken Aktivisten zurückgeht, die ihn selbst jahrein-jahraus ebenfalls verleumden, scheint ihn nicht zu bekümmern.

  

Schutzbehauptungen und Verzerrungen

Stattdessen behauptet Reichelt: „Wenn es der AfD wirklich darum geht, ihren Wählern zu dienen und etwas zu verändern im Land, dann muss Alice Weidel den Mut finden, Björn Höcke zu entmachten und zu verbannen. Ich persönlich halte Höcke für einen überzeugten Nationalsozialisten. (…)

Jeder Mensch mit deutscher Lebenserfahrung weiß, dass Björn Höcke der AfD im Wege steht. Er ist der Unterschied zwischen bundesweit 20 und 30 Prozent. Eine Partei, die ihren Wählern dienen will, lässt sich nicht von einem Provinz-Springteufel mit 30er-Jahre-Wortschatz, Großmannsgehabe und lächerlicher Hitler-Gestik tyrannisieren, der auch noch regelmäßig seinen Wahlkreis verliert.

Das ist natürlich barer Unsinn, der nur aus Schutzbehauptungen und Verzerrungen besteht. Höcke gehört auch nicht zu denen in der AfD, die sich gegen die Unterstützung Israels ausgesprochen haben.

Weil dieser Kritikpunkt hier nicht zieht, switcht Reichelt mit seiner diesbezüglich Kritik einfach schnell auf Parteichef Tino Chrupalla und den Bundestagsabgeordneten Jürgen Pohl um, die das aus seiner Sicht ins Bild passende Israel-Bashing betreiben.

Mit unsäglichen Positionen zwar, das ist wahr; doch in welcher der anderen, angeblich “demokratischen” Parteien finden sich nicht dieselben – wenn nicht weit schlimmere – antiisraelische Ressentiments bis hin zur lupenreinen Hamas-Solidarität?

Reichelt muss klar sein, dass er mit seinen Anti-AfD-Stereotypen und insbesondere der “Höcke-Kritik” die Zuschreibungen anderer Parteien nachbetet. Aber denen geht es gar nicht um Höcke oder andere angeblich “völkische” Parteivertreter – sondern um die AfD als solche, deren bloße Existenz dem Parteienkartell ein steter Stachel im Fleisch ist, da er die eigene Macht bedroht. Dies zeigte sich schon bei ihrer Gründung 2013, als die AfD noch als „Professorenpartei“ galt und sich lediglich gegen die „Euro-Rettung“ und verantwortungslosen Griechenland-Hilfen von Angela Merkel wandte.

Damals genügte dies bereits, um sie als „rechtsradikal“ zu stigmatisieren; die ablehnenden AfD-Reaktionen auf das Merkel’sche Jahrhundertverbrechen der Grenzöffnung führten zu einer Verstetigung dieses Vorwurfs, der bis heute um so hysterischer und inflationärer erhoben wird, je mehr die AfD mit ihren Prognosen Recht behielt.

Unterkomplexes Schwarzweißdenken

Deshalb ist es völlig müßig, was die AfD tut oder nicht tut. Wenn die Nationalkonservativen in der AfD – die Höckes, Krahs und Pohls – morgen verschwänden, so wie es Reichelt als Vorbedingung einer angeblichen Koalitionsfähigkeit fordert, würde sich rein NICHTS am Mantra der “Nazi-Partei“ ändern, und die Brandmauern würden keinen Millimeter niedriger.

Dann würde man sich eben andere Protagonisten herauspicken, die angeblich inakzeptabel sind – und neue künstliche Skandale ausgraben. Reichelt weiß auch das vermutlich ganz genau; trotzdem kramt er einen sieben Jahre alten Antrag zum Parteiausschluss Höckes hervor, dem die heutige Parteichefin Alice Weidel sich angeschlossen hatte.

Dass es damals allerdings um einen parteiinternen Machtkampf ging – die sogenannte “Flügel”-Debatte –, die vor einem völlig anderen politischen Hintergrund als heute stattfand, verschweigt er.

Darüber hinaus fordert Reichelt in seiner zeitweise schizophren-widersprüchlichen Philippika, die dazu angetan ist, sich zwischen alle Stühle zu setzen, zudem eine völlige Abkehr von Russland und eine einseitige Ausrichtung nach Westen – obwohl Deutschland schon aufgrund seiner geographischen Lage seit eh und je eine Brückenposition und -funktion zwischen Ost und West innehatte.

Ein gutes Verhältnis zu Russland, das trotz aller kriegerischen Abgründe schon geschichtlich, seit Peter dem Großen und Katharina der Großen, naheliegend wäre, bedeutet im Übrigen nicht die Preisgabe der Westintegration. Reichelt legt auch hier ärgerlicherweise ein für ihn ungewohntes, unterkomplexes Schwarzweißdenken an den Tag, das zwar dem Niveau seines früheren boulevardesken Springer-Brötchengebers gerecht wird, nicht aber dem, was Reichelt sich seit seinem dortigen Weggang aufgebaut hat.

Cui bono?

Bleibt am Ende die Frage: Cui bono? Wem nützt dieser plötzliche Anfall von Nestbeschmutzung und Oppositionsspaltung? So wird das garantiert nichts mit der gemeinsamen bürgerlichen Front der Freiheitsverteidiger.

Unbedingter Zusammenhalt bei allen Divergenzen im Detail tut Not seitens derer, die sich dem linksgrünen Putsch konzertiert entgegenstemmen und Deutschland wieder von Kopf auf die Füße stellen wollen, ja müssen, wenn in diesem Land noch irgendetwas zu retten sein soll.

Spaltung und Störfeuer aus den eigenen Reihen kann da absolut niemand gebrauchen. Es geht hier nicht darum, dass man die AfD nicht kritisieren darf; O nein. Wie in jeder Partei hat auch sie ihre schwarzen Schafe und Schattenseiten.

Wer daraus aber ableitet, sie sei keine koalitions- und regierungsfähige Partei, wirft Deutschland um Jahre zurück, verrät jeden realpolitischen Wechselwillen und besorgt letztlich das Geschäft der großen Einheitspartei CDUSPDFDPBSWGrüneLinke.

Einen Gefallen hat sich Julian Reichelt mit diesem Beitrag definitiv nicht getan. Wenn er auch ein vermutlich jobsicherndes “Frank Gotthard gefällt das” unter seinem Beitrag verbuchen kann: Mit diesem leicht durchschaubaren Unions-Werbespot hat er der außerparlamentarischen Opposition (die sich hierzulande selbst etwas theatralisch als “Widerstand” apostrophiert, daher auch die mit leichtem Augenzwinkern gewählte Überschrift dieses Artikels) einen schweren Bärendienst erwiesen.

Das zeigt sich nicht nur an den ganz überwiegend negativen Kommentaren unter seinem Video – sondern auch daran, dass dies die erste “Achtung, Reichelt!”-Sendung überhaupt ist, bei der die Dislikes die Likes deutlich überwiegen.

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Quellen: PublicDomain/journalistenwatch.com am 23.10.2024

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