Einnahme von Ugledar wird Donezk von ukrainischem Beschuss befreien

Von Jewgeni Posdnjakow

Russlands Streitkräfte setzen ihren Vormarsch in der DVR fort. Nach Angaben der Kriegsberichterstatter gelang es den russischen Truppen, die Stadt Ugledar zu befreien. Wie Wladimir Rogow, Mitglied der Gesellschaftlichen Kammer Russlands, in einem Interview für die Nachrichtenagentur RIA Nowosti berichtete, griffen Artillerie und Mehrfachraketenwerfer in der Nacht auf den 1. Oktober aktiv ukrainische Stellungen an.

Nach Rogows Angaben hatte der Rückzug der ukrainischen Soldaten einen chaotischen Charakter, wobei die einzige aus der Stadt führende Straße von Russlands Streitkräften beschossen wurde. Ihrerseits meldeten die Autoren des Telegram-Kanals Rybar, der sich auf militärische Analysen spezialisiert hat, dass in der Stadt immer noch versprengte Truppen verbleiben. Eine offizielle Bestätigung des russischen Verteidigungsministeriums über die Einnahme von Ugledar blieb bisher aus.

Dabei schreibt die britische Zeitung The Telegraph von Hunderten ukrainischen Kämpfern, die in Ugledar "in einer Falle" sitzen, weil Evakuierungswege abgeschnitten sind und Lebensmittel und Munitionsvorräte zur Neige gehen. Die ukrainischen Soldaten versuchten, in Gruppen von je zehn Mann aus dem Kessel zu fliehen, von denen aber nur vier bis sechs überleben würden.

Experten merken an, dass die rasche Befreiung der Stadt dank einer guten Vorbereitung der russischen Truppen auf die Erstürmung ermöglicht wurde. Sie schnitten den ukrainischen Truppen sukzessive die Versorgungswege ab und schufen parallel dazu die Voraussetzungen für eine Einkesselung der Stadt. Dieser Erfolg wird es in Zukunft ermöglichen, weiter in die ukrainisch besetzten Gebiete vorzudringen.

"Die Erstürmung von Ugledar hat zwölf Tage gedauert. Gegenwärtig ist bekannt, dass Russlands Streitkräfte den Großteil der Schlüsselstellen der Stadt besetzt haben: den Nordwesten, den Osten, das Zentrum. Unsere Kämpfer bewegen sich im Stadtgebiet recht frei. Doch es steht noch viel Arbeit bevor, denn die ukrainischen Militärs sind immer noch präsent", sagte Boris Roschin, Experte des Zentrums für militärpolitischen Journalismus.

"Sie verstecken sich hauptsächlich in Kellern und kleinen Gassen. Eine vollständige Säuberung Ugledars ist notwendig. Voraussichtlich wird sie einen bis zwei Tage in Anspruch nehmen. Nachdem dieser Prozess beendet ist, wird das Verteidigungsministerium offiziell die Befreiung der Stadt bekannt geben. Doch aus operativer Sicht hat der Gegner diesen Ort bereits unwiederbringlich verloren", merkt er an.

"Die Geschwindigkeit der Einnahme Ugledars erklärt sich dadurch, dass die westliche und die nördliche Verteidigungsflanke des ukrainischen Militärs schlicht zusammengebrochen ist. Vor diesem Hintergrund strebte Russland keinen frontalen Sturm an, sondern setzte stattdessen darauf, eine Einkesselungsgefahr für die ukrainische Armee zu schaffen: Schritt für Schritt schnitten wir die logistischen Routen des Gegners ab", vermutet Roschin.

Nach seinen Angaben wurde dies nach der Befreiung von Wodjanoje und des Bergwerks Juschnodonbasskaja Nr. 3 möglich. Letzteres hatte dem ukrainischen Militär bislang die Möglichkeit einer Feuerkontrolle im Norden gegeben. "Auch die Überquerung des Flusses Kaschlagatsch half, an dessen Ufer ein Brückenkopf eingerichtet wurde – dieser machte eine Umzingelung Ugledars vom Westen her möglich. Somit verlor der Gegner die wichtigste Transportroute, die den Ort mit dem Hinterland verband", erklärt der Experte.

"Schließlich musste das ukrainische Militär die Stadt verlassen und dabei Wasserhindernisse im Norden überqueren, was zu riesigen Verlusten an Personal und Kriegsgerät führte. Die Siedlung verlor faktisch eine normale logistische Verbindung, was ihre weitere Verteidigung praktisch unmöglich machte", sagt er.

"Die Einnahme von Ugledar ist in ihrer Bedeutung mit der Befreiung von Awdejewka vergleichbar. Freilich bleibt noch die zweite gegnerische Verteidigungslinie übrig, doch nun wird für uns der Zugriff auf die Dörfer Nowoukrainka, Bogojawlenka, Jekaterinowka und Jelisawetowka erheblich erleichtert. Die Truppen werden die Verteidigung dieser Orte aktiv abtasten. In der Perspektive eröffnen sich auch Möglichkeiten für einen Angriff auf Kurachowo von Süden her", betont Roschin.

Die Vorbereitungen auf die Befreiung von Ugledar dauerten etwa einen Monat, erklärt der Kriegsberichterstatter Fjodor Gromow. "Dies war ein ganzer Maßnahmenkomplex – die Einnahme der Siedlungen Pretschistowka und Konstantinowka sowie die Besetzung der Bergwerke Juschnodonbasskaja Nr.1 und Juschnodonbasskaja Nr. 3", berichtet er.

"Darüber hinaus wurde ein großer Vorteil dank der fachkundigen Aktionen des Kommandos des Truppenverbands Zentrum erzielt, die das ukrainische Kommando zwangen, einen Teil der Truppen von Ugledar an den Frontabschnitt Pokrowsk zu verlegen", erklärt er.

"Außerdem wird die Einnahme von Ugledar ermöglichen, das logistische Potenzial des benachbarten Wolnowacha zu entfalten. Diese Stadt ist ein Eisenbahnknoten, von dem aus eine Strecke nach Mariupol und die zweite nach Saporoschje verläuft. Wir werden ihn in vollem Umfang nutzen können, ohne Beschuss zu befürchten. Das wird unsere Logistik erheblich vereinfachen und die Manövrierfähigkeit der Armee um ein Vielfaches steigern", bemerkt der Experte.

"In der Nähe der Siedlung Bogojawlenka, die nördlich hinter Ugledar liegt, gibt es allerdings noch einen weiteren ukrainischen befestigten Raum, der im Voraus aufgebaut worden ist. Es ist schwierig, vorherzusagen, wann er eingenommen wird. Bisher ist unklar, ob die ukrainische Armee bereit sein wird, Kräfte von anderen Frontabschnitten dorthin zu verlegen, um sich dort zu halten", sagt er.

"Wenn wir auch diese Befestigung einnehmen, werden wir Kurachowo in die Flanke fallen, wo die gegnerischen Artilleriegeschütze stationiert sind. Das ist der letzte verbliebene Ort, von dem aus man bis Donezk schießen kann. Das bedeutet, dass das ukrainische Militär in seinen Möglichkeiten, die Republikhauptstadt anzugreifen, stark eingeschränkt wird", schlussfolgert Gromow.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei "Wsgljad" am 1. Oktober.

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