Deutschlands Stunde der Wahrheit: Die alten Nazis und die Westintegration der Bundesrepublik (Video)

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Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schufen ehemalige Nazis und die West-Alliierten einen neuen Frontstaat gegen die Sowjetunion. Dabei spielte die NATO eine zentrale Rolle, nicht zuletzt, um eine eigenständige europäische Entwicklung zu verhindern.

Ausgerechnet der Vater der Bundesrepublik Deutschland und Mitbegründer der Christlich Demokratischen Union (CDU) Konrad Adenauer schrieb im Oktober 1955 an den FDP-Abgeordneten General a.D. von  Manteuffel:

Ich weiß schon längst, dass die Soldaten der Waffen-SS anständige Leute waren. Aber solange wir nicht die Souveränität besitzen, geben die Sieger in dieser Frage allein den Ausschlag, so dass wir keine Handhabe besitzen, eine Rehabilitierung zu verlangen… Machen Sie einmal den Leuten deutlich, dass die Waffen-SS keine Juden erschossen hat, sondern als hervorragende Soldaten von den Sowjets gefürchtet war.

Schockierend, nicht wahr? Dabei stand er beileibe nicht als Einziger mit dieser Meinung da. Der Oberleutnant der Nazi-Wehrmacht Franz Josef Strauß, der andere Titan deutscher Nachkriegsgeschichte, von 1953 bis 1969 in verschiedenen Ministerien der deutschen Regierung tätig und von 1978 bis 1988 Bayerns Ministerpräsident, meinte im Jahr 1969:

Ein Volk, das diese wirtschaftlichen Leistungen erbracht hat, hat ein Recht darauf von Auschwitz nichts mehr hören zu wollen.

Generalleutnant Adolf Heusinger, kurzweilig sogar Generalstabschef der Wehrmacht, wurde 1948 von seinem ehemaligen Untergebenen Reinhard Gehlen in seine Gehlen Org rekrutiert. 1955 erfolgte der Wechsel in die frisch gegründete Bundeswehr, in welcher er einer der ersten Generäle war und sofort zum Leiter der Streitkräfte erhoben wurde.

1961 folgte die Ernennung zum Vorsitzenden der Militärkommission der NATO in Washington. Als dessen Berater bei der Bundeswehr diente Heusinger bis 1960 der als Kriegsverbrecher verurteilte Feldmarschall Erich von Manstein. Obwohl von Manstein es wiederholt in Abrede stellte, formulierte er den im Oktober 1941 im Rahmen der Operation Barbarossa erhaltenen „Reichenau-Befehl“ eigenständig in folgenden Befehl um:

„Das jüdisch-bolschewistische System muss ein für allemal ausgerottet werden. Nie wieder darf es in unseren europäischen Lebensraum eingreifen. Der deutsche Soldat hat daher nicht einfach die Aufgabe, die militärischen Machtmittel dieses Systems zu zerschlagen. Er tritt auch als Rächer für alle Grausamkeiten, die ihm und dem deutschen Volk zugefügt wurden, auf. Für die Notwendigkeit der harten Sühne am Judentum, dem geistigen Träger des bolschewistischen Terrors, muss der Soldat Verständnis aufbringen. Sie ist auch notwendig, um alle Erhebungen, die meist von Juden angezettelt werden, im Keime zu ersticken.“

Quelle: Unternehmen Barbarossa.“ Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion 1941 von Wolfram Wette

Unzählige weitere ehemalige Nazis – unabhängig davon, ob sie lediglich Parteimitglieder waren, Spitzenfunktionäre oder tatsächliche Kriegsverbrecher – schafften es in Deutschland und Österreich auf politische und militärische Spitzenpositionen.

 

Die NATO wurde dadurch völlig von innen kompromittiert, da solche Leute wie Heusinger und nach ihm Dr. Eberhardt Tauber auf Positionen saßen, in denen sie die Strategie der NATO entscheidend beeinflussen konnten. Mit Argusaugen verfolgte Reinhard Gehlen und seine Hintermänner in der CIA diese Entwicklung, die sowohl dem späteren Bundesnachrichtendienst (BND) unter Gehlen, als auch der CIA nahezu problemlosen Zugang zur NATO ermöglichte.

Dass aber die Raison d’Être der NATO, die Verbreitung des Kommunismus zu verhindern, Ausrottung des Nazismus und Kontrolle über Deutschland, bereits mit einer Selbstlüge begann, indem der Nazismus eben nicht ausgerottet wurde, spielte keine Rolle mehr.

Denn der eigentliche Grund für diese Allianz war nicht so sehr die Angst vor dem Kommunismus oder den Nazis, als die Aushebelung des noch jungen Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. Washington wollte Europa nach eigenem Maßstab und eigener Vision aufbauen, ohne dass irgendjemand im Sicherheitsrat mit einem Veto dazwischenfunken konnte.

Ein weiterer wichtiger Aspekt war, Westeuropa davor zu bewahren, sich an die Sowjetunion mit Hilfsanfragen zu wenden. Mit einem wirtschaftlichen und militärischen Programm, dem Marshall-Plan und dem Abkommen von Washington, pumpte Amerika Milliarden von US-Dollar nach Westeuropa, welche an Bedingungen geknüpft waren. Europa sollte zusammenwachsen, was gut war, und es sollte sich ausschließlich an Amerika orientieren, was ein Rezept für ein späteres Desaster war.

Es wurde also so getan, als ob das Problem mit dem Faschismus und Nazismus in Europa und insbesondere Deutschland erledigt war. Die Jagd nach Nazis ging zwar punktuell weiter, aber wenn es die Umstände erforderlich machten, dann arbeitete man eben auch mit Kriegsverbrechern wie Klaus Barbie, dem „Schlächter von Lyon„, und vielen anderen zusammen.

Schlimmer noch, als sich die Zusammenarbeit zwischen dem US-Militärgeheimdienst CIC und Barbie zu einer politischen Belastung entwickelte und die Gefahr der Enttarnung immer größer wurde, organisierte das CIC die Flucht von Barbie nach Bolivien.

Aus der Retrospektive betrachtet, stellten die Gehlen Org und anschließend der BND unter Gehlen eines der größten Probleme dar. Keine andere Organisation oder Person in Westdeutschland der Nachkriegszeit, verfügte über solchen Einfluss auf die amerikanische Außenpolitik, wie Reinhard Gehlen und seine Leute.

 

Dass sie zu einem großen Teil aus einem „Sauhaufen“ hartgesottener Nazis bestanden, die nach dem Urteil der 2011 ins Leben gerufenen BND-Historikerkommission „inkompetent“  waren und nach „Chimären“ jagten, nahm man in Washington offensichtlich billigend in Kauf. Gehlen selbst erhielt vom CIA den passenden Tarnnamen „Utility“ (Nutzen). Nützlich deshalb, weil er genau das lieferte, was seine amerikanischen Geldgeber hören wollten.

Er wusste, dass in den USA seit dem Ersten Weltkrieg eine regelrechte Paranoia vor der „bolschewistischen Gefahr“ (wie z. B. „Die Rote Angst“ in den 1920er) herrschte, die sich in völlig abstrusen Formen äußerte. Gehlen war vielleicht inkompetent was die Arbeit eines Geheimdienstes betraf, aber er war alles andere als dumm.

Nur wenn er den Hunger der Amerikaner nach Informationen zur „bolschewistischen Gefahr“ stillen konnte, und vielleicht sogar den Appetit nach noch mehr Gefahren aus dem „Reich des Bösen“ (Ausdruck von Ronald Reagan aus dem Jahr 1983) wecken konnte, würde die Finanzierung seiner Organisation sichergestellt bleiben. Und damit auch das eigene Überleben.

Bestes Beispiel dafür ist das, was zwischen 1946 und 1949 geschah. Während das Deutsche Reich dreigeteilt wurde, ein Rennen nach deutschen Wissenschaftlern und Technik in vollem Gange war, war Washington insbesondere daran interessiert, ob der sowjetische Diktator Josef Stalin seine Rote Armee erneut in Gang setzen würde, um „Rache“ für den einen oder anderen Verrat zu nehmen.

Unterdessen nahmen in den jeweiligen Besatzungszonen die Vorstellungen einer „idealen deutschen Gesellschaft“ am schnellsten in der sowjetischen Zone Formen an. Bereits im Oktober 1945 wurde die Industriereform eingeführt, „bei der das Eigentum von Staat, Wehrmacht, NSDAP und ‚Kriegsverbrechern‘ beschlagnahmt wurde.

In Sachsen wurde am 30. Juni 1946 ein Volksbegehren ‚zur Enteignung der Kriegsverbrecher und Nazis‘ angesetzt, bei dem sich 67,6 Prozent der befragten Bevölkerung für die Enteignung aussprachen und damit den Weg zur Verstaatlichung der Schwer- und Schlüsselindustrie freimachten.“

In der Justizreform von 1946 wurden mehr als 85 Prozent der Richter und Staatsanwälte im Zuge der Entnazifizierung entlassen und durch eiligst ausgebildete KPD-Leute ausgetauscht. Gleichzeitig zerstörten die Sowjets die Grundlage für einen erfolgreichen wirtschaftlichen Wiederaufbau, indem hunderte Produktionsbetriebe und tausende Kilometer Schienen als „Reparationszahlung“ für die eigenen zerstörten Städte in der Sowjetunion demontiert und abtransportiert wurden.

 

Das alles wussten auch die Amerikaner. Entsprechend eindeutig fiel auch die Analyse des CIC Mitte 1946 aus: ganze 175 sowjetische Divisionen würden noch immer in Zentral- und Osteuropa der Dinge harren. Eine Gefahr würde von ihnen aber nicht ausgehen, da sie fast alle mit Besatzungsproblemen wie Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung, Aufbau und Administration eingebunden wären.

Außerdem wären sie logistisch gar nicht in der Lage gewesen, einen großangelegten Angriff auf Westdeutschland zu starten, da sie die Bahnschienen zerlegten, die sie aber für den Transport des Kriegsgerätes benötigen würden. Desweiteren zeigten sich die sowjetischen Soldaten als kriegsmüde und moralisch in keinster Weise für einen erneuten Krieg in der Verfassung.

In Washington sorgte diese Analyse aber für Entsetzen. Insbesondere Colonel John V. Grombach, neuer Leiter des militärischen Geheimdienstes im Pentagon, wollte von dieser Einschätzung der Lage und deren Konsequenz nichts wissen. Für ihn war der Bolschewismus und Kommunismus ein und dasselbe, deren Tentakel sich auch in Amerika breitgemacht und die Geheimdienste infiltriert haben. Diese Analyse war für ihn der beste Beweis.

Um sich von diesen Tentakeln zu befreien, setzte sich Grombach für die Säuberung der Geheimdienste von allem und jedem, der auch nur im Entferntesten mit dem Kommunismus in Verbindung gebracht werden konnte, ein. Selbst wenn es nur eine Einschätzung war, die nicht ins Bild passen wollte. Unterstützung für dieses Vorhaben erhielt er auch aus der Politik, wo viele Senatoren und Regierungsmitglieder ganz ähnliche Meinungen hegten.

Durch die Säuberungswelle im Jahr 1947 wurden sehr viele Analysten entlassen, die während des Krieges Erfahrungen über die Sowjets gesammelt haben. Andere wurden aus Angst vor Entlassung mundtot gemacht, was einer Selbstzensur und verzerrten Informationslage gleichkam. Sie brauchten dringend aktuelle Informationen über den Zustand der Sowjetunion im Allgemeinen, aber insbesondere über den Zustand der Roten Armee.

Das ist der Punkt, wo Reinhard Gehlen maßgeblich ins Spiel gekommen ist. Ausschlaggebend war der Zusammenbruch der tschechoslowakischen Regierung von Edvard Benes im Februar 1948, den sowohl die USA als auch die Sowjetunion anfänglich unterstützt haben. Nachdem eine kommunistische Regierung vereidigt wurde, brach in Amerika Panik aus, die von General Lucius Clay geschürt wurde. Über die großen Zeitungen warnte er die US-Bürger davor, dass eine sowjetische Invasion Westeuropas kurz bevorsteht.

Diese Warnung stammte nicht etwa aus Erkenntnissen des US-Geheimdienstes, sondern von Reinhard Gehlen, der sich seit Ende 1947 regelmässig mit Clay traf. Dieselben 175 sowjetischen Divisionen, die ein Jahr zuvor als ungefährlich, demoralisiert und logistisch nicht in der Lage für einen großangelegten Angriff waren, stellte Gehlen als voll bewaffnet und in höchste Kampfbereitschaft versetzt dar.

Unabhängig davon entwickelte sich in Deutschland die Trennlinie zwischen West und Ost, die dem britischen Konzept des Blockdenkens entsprach. Washington wurde von eigenen Diplomaten 1946 über diese Entwicklung gewarnt und mehr oder weniger dazu aufgefordert, sich zu entschließen, ob auch die USA an dem Konzept eines westlichen Blocks versus einem östlichen Block interessiert sind. Sowohl die spätere NATO, der Marshall-Plan, als auch die Festhaltung an einer US-Besatzung von West-Berlin, lieferten die Antwort auf diese Frage.

Was die Diplomaten aber nicht wussten, war die Planung der US-Militärs seit November 1943, einen „Ring von Basen“ im Pazifik und Atlantik zu errichten, der die Ressourcen der Regionen für die USA sichern und gleichzeitig die Möglichkeit liefern würde, schnell auf militärische Bedrohungen zu reagieren. Und dennoch hatte die Sowjetunion 1954 Interesse bekundet, der Nordatlantischen Allianz beizutreten, welche aber brüsk zurückgewiesen wurden.

Deutschland sollte zum Bollwerk gegen den Kommunismus ausgebaut werden, dessen Möglichkeiten und Absichten von Gehlens Organisation massiv übertrieben wurden und Eingang in die Planung der US-Regierung fanden. Obwohl unmittelbar nach dem Krieg und im Potsdamer Abkommen erklärt wurde, dass Deutschland vom Militarismus abzuschwören hat und entsprechend keine eigene Armee mehr halten dürfe, wurde dieser Punkt für den Kampf gegen den Kommunismus fallen gelassen.

 
Geheimprojekte der CIA wie KIBITZ, wo ehemalige Nazisoldaten von 1950 bis 1953 für geheimdienstliche Aktivitäten ausgebildet und benutzt wurden, um sowjetische Bewegungen in Ostdeutschland auszuspähen, sprossen wie Pilze aus dem Boden.

Oder das Projekt AMCOMLIB (American Committee for Liberation from Bolshevism), das 1951 in München Fuss fasste und mit Radiosendungen Radio Free Europe/Radio Liberty US-Propaganda nach Osteuropa und in die Sowjetunion sendete. Selbst hier arbeiteten nach CIA-Angaben „75-80%“ Nazis aus dem ehemaligen Ostministerium, die durch die Zusammenarbeit eines ranghohen Mitglieds des Ostministeriums, Gerhard von Mende, und der CIA rekrutiert wurden. Ein paar Jahre später sollte ein weiteres ranghohes Nazimitglied, Generalleutnant Adolf Heusinger, bei der NATO Vorschläge zur psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion machen.

Literatur:

Hitlers Bombe: Die geheime Geschichte der deutschen Kernwaffenversuche von Rainer Karlsch

Atomversuche in Deutschland: Geheime Uranarbeiten in Gottow, Oranienburg und Stadtilm von Günter Nagel

Die deutschen Katastrophen 1914 bis 1918 und 1933 bis 1945 im Großen Spiel der Mächte von Andreas von Bülow

Video:

Quellen: PublicDomain/deutsch.rt.com am 22.11.2016

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