Die algerische Regierung hat den französischen Botschafter in Algier, Stéphane Romatet, wegen "Destabilisierungsversuchen" des französischen Spionageapparats in dem nordafrikanischen Land einbestellt, berichteten lokale Medien am Wochenende unter Berufung auf diplomatische Quellen.
Der Schritt erfolgte einen Tag, nachdem bekannt geworden war, dass die Generaldirektion für äußere Sicherheit (DGSE) versucht habe, ehemalige Terroristen zu rekrutieren, um Algerien zu destabilisieren, wie die staatliche Tageszeitung El Moudjahid berichtete.
Das algerische Außenministerium drückte die "entschiedene Missbilligung" der Regierung über die "zahlreichen französischen Provokationen und feindlichen Handlungen gegenüber Algerien" aus, als es Romatet letzte Woche vorlud, berichtete die Zeitung am Samstag.
"Algerien betonte, dass diese provokativen Handlungen nicht ohne eine angemessene Antwort bleiben würden", zitierte das Blatt diplomatische Quellen.
Die Zeitung Le Soir d'Algérie berichtete am Sonntag außerdem, dass französische Diplomaten und Agenten eine Reihe von Treffen mit Personen organisiert hätten, die eine "erklärte und dauerhafte Feindseligkeit gegenüber algerischen Institutionen" an den Tag legten.
Algerien stand 132 Jahre lang unter französischer Herrschaft, bevor es 1962 seine Unabhängigkeit erlangte. Die fragilen Beziehungen zwischen Paris und Algier haben sich in den vergangenen Monaten verschlechtert, nachdem der französische Präsident Emmanuel Macron die jahrzehntelange diplomatische Haltung seines Landes geändert und einen fragwürdigen marokkanischen Autonomieplan für das umstrittene Gebiet der Westsahara gebilligt hatte.
Algier, das die "Polisario-Front" unterstützt (eine separatistische Gruppe, die Selbstbestimmung für das Volk der Sahrauis fordert) erklärte, Macrons Entscheidung verletze internationales Recht und die Bemühungen der UNO, die "Entkolonialisierung" der ehemaligen spanischen Kolonie zu vollenden. Als Reaktion darauf rief die ehemalige französische Kolonie ihren Botschafter in Paris zurück.
Im Oktober sagte der algerische Präsident Abdelmadjid Tebboune im Zuge der Fehde dann einen seit Langem geplanten offiziellen Besuch in Frankreich ab und beschuldigte Paris des "Völkermords" während der Kolonialzeit.
Inmitten der jüngsten Spannungen zwischen Algier und Paris wurde auch der französisch-algerische Schriftsteller Boualem Sansal in Algerien wegen eines "Angriffs auf die territoriale Integrität" festgenommen. In der in Paris erscheinenden Zeitung Le Monde wird vermutet, die Verhaftung des preisgekrönten Schriftstellers in Algier im vergangenen Monat könnte mit seinen Äußerungen in einem rechten französischen Medium zusammenhängen. Darin hatte er Behauptungen Marokkos wiederholt, wonach das Gebiet während der Kolonialzeit zugunsten Algeriens "beschnitten" worden sei.
Im August gab das algerische Verteidigungsministerium außerdem bekannt, dass man 21 Personen verhaftet habe, die versucht hätten, Waffen an Bord einer kommerziellen Fähre aus Frankreich ins Land zu schmuggeln. Das Ministerium erklärte, die Verdächtigen stünden in Verbindung mit der algerischen Terrororganisation MAK (Bewegung für die Selbstbestimmung der Kabylei).
In einem Bericht vom Samstag behauptete die Zeitung El Moudjahid, dass Paris die MAK und eine andere Gruppe, die islamistische Bewegung "Rachad", die von der Regierung im Jahr 2021 als terroristische Organisationen eingestuft wurden, "aktiv schützt und unterstützt".
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