Der Autozulieferer Bosch will weltweit noch einmal mehrere Tausend Arbeitsplätze streichen, darunter viele in Deutschland. Das gab der Konzern am Freitag bekannt. Bis 2032 sollen weltweit in verschiedenen Unternehmensbereichen 5.550 Stellen abgebaut werden – 3.800 davon in der Bundesrepublik.
Besonders betroffen ist der Standort Schwäbisch Gmünd in Baden-Württemberg. Dort sollen in der Lenkungssparte von 2027 bis 2032 etwa 1.300 Stellen entfallen. Im Werk Hildesheim werden 750 Arbeitsplätze gestrichen. 3.500 Stellen werden im Bereich Softwareentwicklung für Autonomes Fahren wegfallen, etwa die Hälfte davon in Deutschland.
Stephan Hölzl, Mitglied im Bereichsvorstand Kaufmännische Aufgaben im Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions, erklärte:
"Wir müssen unsere Strukturen an das veränderte Marktumfeld anpassen und die Kosten nachhaltig senken, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und uns zukunftsfähig aufzustellen."
Der Wandel zum "elektrifizierten, softwaredefinierten Fahrzeug" verzögere sich insgesamt enorm. Das habe direkte Auswirkungen auf Produktionsanläufe sowie die Nachfrage der Fahrzeughersteller bei Bosch. Gleichzeitig müsse Bosch hohe Summen in diese technologischen Innovationen investieren. Das Unternehmen wolle den Stellenabbau "so sozialverträglich wie möglich gestalten", so Hölzl weiter.
Die Gewerkschaft IG Metall berichtet von weiteren "Kostensparmaßnahmen" bei Bosch. So würden in mehreren Bereichen alle Arbeitsverträge mit 40 oder 38 Wochenstunden auf 35 Stunden zurückgestuft – mit entsprechenden Folgen für das Einkommen der Beschäftigten:
"Der Entgeltverlust von bis zu 15 Prozent betrifft rund 2.300 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten."
Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats des Unternehmensbereichs Mobility Solutions der Bosch-Gruppe, Frank Sell, nannte den umfassenden Stellenabbau einen "Schlag ins Gesicht" der Mitarbeiter. Im Juli 2023 habe die Geschäftsführung in einer Vereinbarung mit dem Gesamtbetriebsrat der Mobilitätssparte betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2027 ausgeschlossen:
"Schon im Mai 2024 wurde in vier verschiedenen Geschäftsbereichen ein Personalabbau von insgesamt ca. 2.200 Mitarbeitern in Deutschland vereinbart. Gerade mal sechs Monate später sollen weitere 3.800 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen."
Stefan Störmer, Betriebsratsvorsitzender des betroffenen Werks Hildesheim, erklärte:
"Das Werk Hildesheim hat sich die Transformation von Verbrenner-Produkten hin zu Zukunftsprodukten der E-Mobilität über viele Jahre hart erarbeitet. Wenn an diesem Standort nun tatsächlich Personal abgebaut werden soll, wäre das ein fatales Signal für alle Standorte, die diese Transformation noch vor sich haben."
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