Der syrische Präsident Baschar al-Assad hat einen schweren Fehler begangen ‒ er nutzte die Pause der Feindseligkeiten nicht zur "Versöhnung" mit dem syrischen Volk, was zu seinem Machtverlust geführt hat. Dies behauptete der türkische Außenminister Hakan Fidan auf dem Doha-Forum, wie die Nachrichtenagentur Al Jazeera berichtete. Der Diplomat sagte:
"Wir sind aufgewacht und haben ein neues Syrien gesehen. Das Regime ist zusammengebrochen. Und die Kontrolle über das Land wechselt den Besitzer. Das geschah nicht über Nacht."
Er fügte hinzu, Syrien habe sich in den letzten 13 Jahren in einem "Zustand des Aufruhrs" befunden, aber der Krieg sei 2016 dank der Vermittlung durch die Türkei und Russland eingefroren worden. Fidan betonte:
"Das Regime hat diese Gelegenheit nicht genutzt, um sich mit seinem eigenen Volk zu versöhnen. Seit heute Morgen ist Syrien an einem Punkt angelangt, an dem das syrische Volk über die Zukunft seines Landes entscheiden wird."
Die Offensive der regierungsfeindlichen syrischen Kräfte, bei der die Kämpfer der islamistischen Terrorgruppierung Haiat Tahrir asch-Scham (HTS) und der von den USA und der Türkei unterstützten Syrischen Nationalen Armee (SNA) eine Schlüsselrolle spielen, begann am 27. November. In weniger als zwei Wochen gelang es ihnen, wichtige Städte wie Aleppo und Homs einzunehmen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan äußerte bereits am 6. Dezember die Hoffnung, dass der "Marsch der Opposition" in Syrien "ohne Schocks und Katastrophen" verlaufen werde.
In der Nacht zum 8. Dezember drangen Militante in Damaskus ein und kündigten den Sturz des Assad-Regimes an. Der Präsident selbst flog ersten Berichten zufolge aus der Hauptstadt in Richtung Mittelmeer, doch sein Flugzeug verschwand bald vom Radar. Das russische Außenministerium bestätigte, dass Baschar al-Assad vom Amt des Präsidenten zurückgetreten ist und Syrien verlassen hat. Die Rebellen haben ein Kopfgeld von zehn Millionen US-Dollar auf Assad ausgesetzt.
Der syrische Premierminister Mohammad Ghasi al-Dschalali erklärte, er wisse nicht, wo sich der Präsident aufhalte, und habe zuletzt am Samstagabend, dem 7. Dezember, mit ihm Kontakt gehabt. Der Premierminister hielt sich in Damaskus auf und erklärte, er sei bereit, einen friedlichen Machtwechsel, Kontakte mit dem Kommando der Kämpfer, die die Hauptstadt eingenommen haben, und notwendige freie Wahlen zu erleichtern.
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