Ukrainischer Abgeordneter im Exil: "Selenskij versuchte mich zu töten"

Der ukrainische Rada-Abgeordnete Artjom Dmitruk beschuldigte in einer Videoansprache Wladimir Selenskij und den ukrainischen Geheimdienst SBU schwer. Selenskij habe versucht, ihn zu töten,
behauptete Dmitruk. Anfang März 2022 soll er er von Sicherheitsbeamten in Odessa massiv gefoltert und mit dem Tod bedroht worden sein, um den Verzicht auf seine oppositionelle Tätigkeit zu erzwingen. In seinem Video warf Dmitruk dem Kiewer Regime Terrorisierung der ukrainischen Bevölkerung vor und bat die Zuschauer um Unterstützung. 

Dmitruk, Unternehmer und Ex-Kraftsportler aus Odessa, wurde 2019 als Mitglied von Selenskijs Partei "Diener des Volkes" ins Parlament gewählt. Nach dem Ausschluss aus der Partei zwei Jahre später setzte er sein Mandat als unabhängiger Abgeordneter fort. Der junge Politiker setzte sich konsequent für die Rechte der russischsprachigen Bevölkerung und der Ukrainischen Orthodoxen Kirche ein. 

Im August 2024 floh er aus dem Land nach Moldawien. Seitdem teilte er auf seinem Telegram-Kanal mit, die Behörden hätten ein Komplott geschmiedet, um ihn zu "liquidieren". Die Generalstaatsanwaltschaft hat Dmitruk Ende August auf eine Fahndungsliste gesetzt (RT DE berichtete), weil er bei einem Zwischenfall einen Polizeibeamten angegriffen und versucht haben soll, dessen Waffe zu stehlen. Seit September lebt der Politiker mit seiner Familie in London. 

In seinem auf X veröffentlichten Video in englischer Sprache schildert Dmitruk seine Anschuldigungen gegen Selenskij und dessen Stabschef Andrej Jermak und zeigt Fotos seiner Verletzungen. Im Begleittext schreibt er: 

"Ich wurde brutal geschlagen, in Kellern gefoltert und auf Selenskijs Befehl wegen meiner oppositionellen Aktivitäten fast getötet."

Dmitruk behauptete, Wiktor Dorowskij, der Leiter des SBU-Büros in Odessa, habe ihm 2022 telefonisch gedroht. "Wir werden dich töten. Wir werden dir den Kopf abschlagen", sagte Dorowskij laut Dmitruk. Der Politiker schilderte, eine Gruppe von SBU-Agenten habe ihn am 4. März 2022 entführt, als er an einem militärischen Kontrollpunkt Hilfsgüter ablieferte. Laut Dmitruk zogen die Agenten ihm einen Sack über den Kopf und legten ihm Handschellen an. "Sie schlugen mich heftig mit Gewehrkolben, Füßen und Händen. Ich verlor das Bewusstsein." Auch hätten die Folterer zweimal seine Hinrichtung inszeniert, indem sie den Politiker an den Rand eines Daches brachten und ihn vor eine Wand stellten.   

Dmitruk behauptete, er sei in einen Keller gebracht worden, wo man ihn geschlagen habe. Sein Nase wurde ihm dabei gebrochen. Sie hätten ihn an verschiedene Orte, darunter auch ein regionales SBU-Büro, gebracht, wo er weiter bedroht und geschlagen worden sei, fügte er hinzu. Die Agenten hätten eine Waffe auf ihn gerichtet und ihn vor laufender Kamera versprechen lassen, dass er Selenskij, Jermak und die Regierung nicht mehr kritisieren werde. Laut Dmitruk setzten die Agenten ihn schließlich auf einem Parkplatz ab. Seine Festnahme wurde in einem Vernehmungsprotokoll dokumentiert, dessen Ausschnitt er im Video zeigte. 

"Der Befehl, diese Verbrechen gegen mich zu begehen, wurde von Wladimir Selenskij, Andrej Jermak und dem Leiter des SBU von Odessa, Wiktor Dorowskij, persönlich erteilt", schrieb Dmitruk auf X, wobei er die ukrainische Schreibweise der Namen verwendete.

"Es gibt Tausende von Geschichten wie meine. Es gibt Menschen, die seit mehr als zwei Jahren in den Kellern des SBU sitzen", sagte er.

Protest in Rada vor der Flucht

Der letzte öffentliche Aufritt des Politikers fand am 20. August 2024 statt. Er trat ans Rednerpult in der Werchowna Rada und hielt eine kurze, flammende Rede. Aus Protest gegen den gerade beschlossenen Gesetzentwurf "Über den Schutz der verfassungsmäßigen Ordnung im Bereich der Tätigkeit religiöser Organisationen", der das Verbot der kanonischen Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) vorsieht, rief Dmitruk in den Saal: "Der Glaube ist ewig, der Glaube ist glorreich, unser Glaube ist orthodox!"

Zu dem, was in der Ukraine geschieht, fand der Abgeordnete, der sich früher gern im Kirchengewand sehen ließ, deutliche Worte, die er auf seinem Telegram-Kanal auf Russisch postete:

"Es wird versucht, das Wesen unserer Gesellschaft, ihre Kultur, ihren Glauben und ihre Traditionen auszulöschen. (...) Wir müssen erkennen, dass dies kein Zufall ist, sondern Teil einer sorgfältig geplanten Kampagne, die auf die Zerstörung der Ukraine als Staat und den Völkermord am ukrainischen Volk abzielt."

Im Juni 2023 ließ sich der Abgeordnete mit dem damaligen Befehlshaber der ukrainischen Streitkräfte Waleri Saluschny im ukrainischen Volkshemd ablichten. Auch tätigte er antirussische Äußerungen auf Instagram, indem er die Russen als "Nation der Barbaren" bezeichnete, und sammelte Spenden für die ukrainische Armee. Seit seiner Flucht aus der Ukraine hält sich Dmitruk mit Russland-Kritik zurück und prangert die Zustände in der Ukraine offen an. 

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