Thaksin Shinawatra: Ein trojanisches Pferd der USA in ASEAN?

Die Ernennung des ehemaligen thailändischen Premierministers Thaksin Shinawatra zum informellen Berater des malaysischen Premierministers Anwar Ibrahim für den Vorsitz der ASEAN im Jahr 2024 wirft ernsthafte Fragen auf. Bangkokpost berichte hier. Hinter der scheinbar strategischen Entscheidung, einen erfahrenen Staatsmann hinzuzuziehen, könnten geopolitische Interessen stehen – insbesondere eine mögliche Einflussnahme der USA in die inneren Angelegenheiten des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN).

Thaksins Verbindungen zur Carlyle Group: Ein Sprungbrett für die USA?

Thaksin Shinawatra hat enge Verbindungen zur Carlyle Group (wurde inzwischen gelöscht, aber hier im Archiv zu finden), einem US-amerikanischen Private-Equity-Giganten, der bekannt für seine engen Beziehungen zu hochrangigen politischen und wirtschaftlichen Kreisen in Washington, D.C. ist. Carlyle wird häufig als Katalysator für die Förderung US-amerikanischer Interessen in strategischen Regionen angesehen.

Die Carlyle Group ist nicht nur für ihre lukrativen Investitionen bekannt, sondern auch für ihre Fähigkeit, politische Entscheidungsträger und einflussreiche Persönlichkeiten zu formen. Thaksins Zeit bei Carlyle könnte ihm nicht nur Zugang zu einem globalen Netzwerk verschafft haben, sondern ihn auch als möglichen Vermittler für die geopolitischen Interessen der USA in Südostasien positioniert haben. Seine Verbindungen werfen die Frage auf, ob seine Beratungsfunktion bei ASEAN eine neutrale Rolle einnehmen kann – oder ob er eine verdeckte Agenda verfolgt.

Die geopolitische Bedeutung von ASEAN für die USA

ASEAN ist eine strategisch wichtige Region, die zunehmend in den Fokus der globalen Großmächte gerät. Im Kontext des sich verschärfenden Wettbewerbs zwischen den USA und China spielt ASEAN eine zentrale Rolle:

  • Wirtschaftliche Interessen: Die Region ist ein wichtiger Handelsraum und ein Knotenpunkt globaler Lieferketten.
  • Militärische Strategie: Südostasien ist ein entscheidendes Feld in der US-amerikanischen Strategie zur Eindämmung Chinas im Indopazifik.
  • Einfluss auf die Mitgliedsstaaten: Die USA haben ein Interesse daran, einzelne ASEAN-Länder in ihren Einflussbereich zu ziehen, um Chinas wachsenden Einfluss entgegenzuwirken.

Mit Malaysia, das 2024 den Vorsitz von ASEAN übernimmt, könnten die USA versuchen, ihre Präsenz in der Region weiter auszubauen. Thaksin, der nun als Berater agieren soll, könnte dabei als Vermittler dieser Agenda dienen.

Thaksins Vorgeschichte: Eine offene Tür für Washington?

  1. Thaksins enge Beziehungen zu den USA:
    Während seiner Amtszeit als Premierminister von Thailand wurden Thaksins Wirtschafts- und Sicherheitspolitiken häufig als pro-amerikanisch bezeichnet. Seine Annäherung an die USA war Teil seiner Strategie zur internationalen Positionierung Thailands, wobei er eng mit Washington zusammenarbeitete.
  2. Seine Exilzeit:
    Nach dem Militärputsch 2006 verbrachte Thaksin mehrere Jahre im Ausland, darunter in Ländern mit engen Verbindungen zu den USA. Seine Zeit im Exil könnte genutzt worden sein, um seine Beziehungen zu westlichen Akteuren zu vertiefen.
  3. US-Strategie über politische Persönlichkeiten:
    Die USA haben in der Vergangenheit mehrfach gezeigt, dass sie politische Persönlichkeiten in Schlüsselregionen unterstützen, um ihre geopolitischen Interessen zu sichern. Thaksin, mit seinen Verbindungen und seiner wirtschaftlichen Macht, könnte ein ideales Werkzeug sein.

Ein potenzieller Interessenkonflikt in ASEAN

Die ASEAN-Charta betont die Neutralität und Unabhängigkeit der Organisation. Thaksins mögliche Rolle als Vermittler für US-Interessen könnte die Grundsätze der Organisation gefährden. Kritiker argumentieren, dass:

  • Die USA durch Thaksin ihre Agenda durchsetzen könnten, etwa bei wirtschaftlichen Abkommen oder geopolitischen Fragen wie dem Umgang mit dem Südchinesischen Meer.
  • ASEANs interne Einheit gefährdet werden könnte, da einige Mitgliedsstaaten – insbesondere solche mit engen Beziehungen zu China – eine solche Einflussnahme kritisch sehen würden.
  • ASEAN zu einem geopolitischen Spielfeld werden könnte, auf dem die USA und China um Einfluss kämpfen, was die regionale Stabilität untergraben würde.

Ein Schatten auf Anwar Ibrahims Entscheidung

Die Entscheidung von Malaysias Premierminister Anwar Ibrahim, Thaksin in eine Beratungsrolle zu holen, mag aus seiner Perspektive klug erscheinen, da Thaksin über weitreichende politische und wirtschaftliche Erfahrung verfügt. Doch gleichzeitig könnte Anwar unbeabsichtigt die Tür für externe Einflüsse öffnen, die ASEANs Unabhängigkeit und Neutralität untergraben.

Fazit: Ein riskantes Spiel

Die Ernennung Thaksins zum Berater für ASEAN wirft schwerwiegende Fragen auf. Seine Vergangenheit, seine Verbindungen zur Carlyle Group und seine möglichen Verstrickungen mit US-Interessen lassen Zweifel an seiner Unabhängigkeit aufkommen. Sollte Thaksin tatsächlich als verlängerter Arm der USA agieren, könnte dies nicht nur ASEANs Einheit gefährden, sondern auch die geopolitische Stabilität in Südostasien nachhaltig beeinflussen. ASEAN sollte wachsam sein und sicherstellen, dass die Organisation ihrer Grundsatzphilosophie der Neutralität treu bleibt – unabhängig von den politischen Manövern einzelner Akteure.

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