Shell-Jugendstudie 2024: Kriegsangst auf Rekordhoch, Russophobie auch

In regelmäßigen Abständen, etwa alle vier bis fünf Jahre, führt die Universität Bielefeld zusammen mit weiteren Partnern eine umfassende soziologische Studie über die Einstellungen, Sorgen und Nöte junger Deutscher im Alter zwischen zwölf und 25 Jahren durch. Finanziert wird die Untersuchung seit 1953 vom Mineralölkonzern Shell, was sich im Namen des Dokuments widerspiegelt.

In der am Dienstag veröffentlichten 19. Ausgabe der Studie sticht besonders die Angst der jungen Deutschen vor einem kommenden europäischen Krieg hervor. 81 Prozent der Befragten befürchten, dass es bald zu einem Krieg mit deutscher Beteiligung kommen wird – so hoch war die soziologisch gemessene Kriegsangst noch in keiner der Shell-Studien der Vergangenheit, nicht einmal zu Zeiten des Kalten Krieges. 

An zweiter Stelle der Ängste der Jugendlichen steht die Sorge um die wirtschaftliche Lage und möglicherweise steigende Armut. 67 Prozent der für die aktuelle Studie Befragten äußerten, diese Angst zu haben. Paradoxerweise ist die Angst vor Arbeitslosigkeit oder davor, keinen Ausbildungsplatz zu finden, auf einen historischen Tiefststand gesunken, wie es in der Zusammenfassung der Studie heißt. 35 Prozent der Jugendlichen haben die letztgenannte Befürchtung, so wenig wie in keiner der 18 vorausgegangenen Auflagen der Untersuchung. 

Die Themen Klimawandel und Umweltverschmutzung machen mit 63 bzw. 64 Prozent der Studienteilnehmer weiterhin einer großen Mehrheit der Jugendlichen Angst – Letzteres allerdings spürbar weniger als 2019. Weitere exponierte Ängste sind die Angst vor Feindseligkeiten zwischen Menschen und die Angst vor Ausländerfeindlichkeit. Die weitere Zuwanderung nach Deutschland macht dagegen laut Zusammenfassung "nur" 34 Prozent der Jugendlichen Sorgen.

Trotz der vorhandenen Kriegsängste sind deutsche Jugendliche weiterhin fest im Griff der russophoben NATO-Propaganda: 60 Prozent der Befragten stimmten der Aussage "Russland hat die Ukraine angegriffen und muss dafür bestraft werden" zu. Explizit anders sehen es nur 13 Prozent der Jugendlichen deutschlandweit, aber immerhin 21 Prozent im Osten Deutschlands. 

Die Verurteilung Russlands geht nicht mit einer uneingeschränkten Unterstützung der Ukraine einher: 50 Prozent wollen, dass Deutschland die Ukraine militärisch unterstützt, die Zustimmung ist im Osten mit 44 Prozent im Vergleich zu 52 Prozent der Jugendlichen aus den westlichen Bundesländern geringer ausgeprägt. 24 Prozent lehnen Hilfen für die Ukraine ab: 22 Prozent im Westen und 34 Prozent im Osten.

Weniger wirksam scheint die Mainstream-Propaganda in Fragen des israelisch-palästinensischen Konflikts gewesen zu sein. Unter allen Jugendlichen begrüßt knapp ein Drittel der Befragten (30 Prozent), dass sich Deutschland auf die Seite Israels gestellt hat, genauso viele lehnen dies jedoch auch ab. Etwa ein Viertel ist unentschieden. Demgegenüber spricht sich mit 52 Prozent etwa die Hälfte dafür aus, dass Deutschland das mit dem Gaza-Krieg verbundene Leid der palästinensischen Bevölkerung deutlicher anerkennen sollte. Die "besondere Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel" betont mit 32 Prozent wieder etwa ein Drittel der Jugendlichen. Genauso viele sehen auch dies anders und stimmen dem explizit nicht zu.

Zum Teil gravierende Unterschiede zeigen sich laut Autoren der Studie, je nach dem jeweiligen Herkunftshintergrund der Befragten. Jugendliche, die entweder selbst oder deren Eltern aus dem arabischen Raum oder der Türkei zugewandert sind, stimmen einer "besonderen Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel" lediglich zu 26 Prozent zu, während in dieser Migrantengruppe 42 Prozent diese These explizit ablehnen.

Mehr zum Thema – Shell-Jugendstudie 2019: Alles Populismus, oder was? 

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