Sergey Lawrow: «Russland hat mit dem Westen für mindestens eine Generation gebrochen!»

Für den kollektiven Westen hat die Stunde der Wahrheit geschlagen: EU-Europa wird über die nächsten 25 Jahre ihr Auskommen vorrangig im Kreise der 15% im Westen zu finden haben. Russland hat man verloren.

Die Rede des russischen Außenministers Sergej Lawrow auf der XXXII. Versammlung des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik (SWAP) in Moskau

Ich freue mich, einmal mehr an der Versammlung des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik teilzunehmen. Ich möchte den Leiter eines angesehenen Gremiums ersuchen, nicht überrascht zu sein, dass ich mich jedes Jahr um Sie bemühe. Es ist keine Pflicht, sondern ein Vergnügen Erkenntnisse auszutauschen und über die Richtung zu sprechen, in die unsere Denkanstrengungen gehen sowie von den Ideen zu erfahren, die in unserer Expertengemeinschaft und insbesondere im Rahmen des SWAP, ständig geboren werden.

Nach den Ergebnissen der Präsidentschaftswahlen stehen wir nun am Beginn eines neuen innenpolitischen Zyklus. Unser Volk hat erneut großes Vertrauen in Präsident Wladimir Putin und seinen Kurs, auch in der Außenpolitik, gezeigt. Das verpflichtet unser Ministerium natürlich, viel zu tun. Wir arbeiten an den Schritten, die für die weitere Umsetzung der im März 2023 verabschiedeten Neufassung des russischen außenpolitischen Konzepts erforderlich sind. Ich möchte zugleich betonen, dass die Kontinuität der Außenpolitik unseres Landes, einschließlich der Hauptziele, Aufgaben und Prioritäten, gewährleistet bleibt. Wir arbeiten unter schwierigen Bedingungen. Dies muss nicht im Einzelnen ausgeführt werden.

Der Westen, angeführt von den Vereinigten Staaten, gibt das offiziell verkündete Ziel nicht auf, Russland eine “strategische Niederlage” zuzufügen – auch auf doktrinärer Ebene. Außerdem geht es nicht nur um die reine militärische Niederlage:

Die bloße Existenz unseres Landes wird von vielen der aggressivsten Russo-Phobiker als Bedrohung für die globale Vorherrschaft der „Goldenen Milliarde“ unter Führung Washingtons angesehen.

Wir – und alle hier Anwesenden – beobachten natürlich, was westliche „Think Tanks“ ausbrüten, wie sie Szenarien entwerfen, um uns maximalen Schaden zuzufügen, indem sie die Auslieferung aller neuen Waffentypen an Kiew verlangen und bereits von Regierungsebene aus und hochoffiziell Angriffe auf jeden Teil des russischen Territoriums genehmigen. Wenigstens sagen sie, dass „es Kiew obliegt, hier zu entscheiden“. Die jüngsten Äußerungen zu diesem Thema, auch die von US-Außenminister Eric Blinken, sind gut bekannt. Diese Falken fordern natürlich, dass ihre Regierungen die Investitionen in den militärisch-industriellen Komplex erhöhen, die Wirtschaft auf Kriegsfuß umstellen und von der Entkolonialisierung” Russlands (auf gut Russisch: Von der „Zerstückelung“ unseres Landes) fantasieren.

Es ist schwer auszumachen, wer manchmal wen „anstachelt“: Einmal wenden sich Politologen an die Politiker oder dann wieder umgekehrt. Erst kürzlich, am 2. Mai dieses Jahres, wurde im Londoner Chatham House eine Konferenz organisiert, die sich ganz dem Thema zur Beschlagnahmung der im Westen eingefrorenen russischen Vermögenswerte gewidmet hat. Die stellvertretende kanadische Premierministerin H. Freeland gab dazu den Ton an. Sie war früher einmal Außenministerin. In dieser ihrer Funktion hatten wir mehr als einmal mit ihr zu tun. Auf dieser Konferenz vertrat sie die These, dass der Einzug von Geldern ein politisch und moralisch gerechtfertigter Schritt sei, der notwendig wäre, um die Ukraine zu retten und die „regelbasierte Ordnung“ aufrechtzuerhalten. Es sei wichtig, wie sie sagte, „einen Präzedenzfall zu schaffen, bei dem der Aggressor zahlt“.

Karte zum Plan des Wertewestens, wie die Zerschlagung Russlands aussehen könnte

In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die Diskussion zur „Auflösung Russlands“ hinweisen, die am 25. April in der Jamestown Foundation stattfand und bei der Aktivisten vom “Forum Freier Völker Post-Russlands” sprachen, welches offen von den Vereinigten Staaten unterstützt wird. Die Art und Weise, wie sich solche Diskussionen entwickeln, lässt darauf schließen, dass die akute Phase der militärisch-politischen Konfrontation mit dem Westen anhält und sozusagen in vollem Gange ist.

Wenn es um antirussische Rhetorik geht, sehen wir einen besonderen Eifer bei unseren europäischen Nachbarn:

Jeder kann sich die Erklärungen von E. Macron, D. Cameron, J. Borrell und anderen über den unvermeidlichen “Krieg mit Russland” anhören.

Ich erinnere mich, wie Dmitry Trenin, der hier anwesend ist, in einem seiner Artikel schrieb, dass Europa als Partner für uns mindestens eine Generation lang nicht relevant sein werde:

Dem kann ich nur zustimmen.

Wir spüren das fast täglich in der Praxis. Wir müssen zugeben, dass viele Fakten für eine solche Prognose sprechen, und zwar nicht nur nach unserem Gefühl. Wir meinen, dass diese Prognose richtig ist.

Nach dem Scheitern der berüchtigten Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte begann der Westen, eine neue, offen gesagt falsche These zu verbreiten: „Putin wird es nicht bei der Ukraine belassen.“ Doch, früher – noch vor dem Beginn der «speziellen Militäroperation», hieß es noch: „Nehmen wir die Ukraine so schnell wie möglich in die NATO auf, und Wladimir Putin wird es nicht wagen, seine Pläne für dieses Land umzusetzen.“ Das heißt, sie gingen davon aus, dass die Mitgliedschaft in der Allianz „unantastbar“ machen würde und Russland niemals versuchen würde, gegen besagte „Unantastbarkeit“ anzugehen. Jetzt ist die Rhetorik diametral entgegengesetzt: Sie sagen, dass Wladimir Putin die Ukraine gewinnen und dann die NATO angreifen wollte. Deshalb müssten sie sich dringend „bis an die Zähne“ bewaffnen:

Es gilt die Parole, die Zahl und die Kampfbereitschaft der Armeen der europäischen Staaten wiederherzustellen und die militärisch-industriellen Komplexe der NATO-Länder in eine Kriegszustand zu versetzen. Die Arbeiten zur Bildung eines europäischen Militärbündnisses mit einer nuklearen Komponente haben begonnen.

Vor allem Frankreich ist eifrig dabei. Derselbe Emmanuel Macron hat kürzlich in einem Interview zugegeben, dass Paris und Berlin Russland schon immer als «Hauptbedrohung» angesehen hätten.

Offensichtlich gibt es Illusionen über 1812 und 1941, wobei diese Bedrohung in diesen Hauptstädten schon immer gesehen wurde.

NATO-Generalsekretär J. Stoltenberg sagte, die Allianz führe seit 2014 einen Krieg gegen unser Land. In gleicher Reihe fordert das Europäische Parlament in seiner im April dieses Jahres angenommenen Entschließung zu Russland die europäischen Regierungen auf, „die Legitimität von Wladimir Putin nicht anzuerkennen und alle Kontakte mit ihm abzubrechen, außer in humanitären Fragen und zur Schaffung von Frieden in der Ukraine.“ Im Übrigen haben 493 Abgeordnete für diesen Beschluss gestimmt, der die politische und rechtliche Realität unserer Koexistenz mit der EU darstellt (trotz aller Vorbehalte gegen die Rolle des Europäischen Parlaments, gegen seine wirkliche Rolle in der Politik), 18 haben sich enthalten und 11 waren dagegen. Dies sind Zahlen, die für sich sprechen. Natürlich berücksichtigen wir alle diese Zahlen und andere Nuancen in unserer praktischen Linie gegenüber dem Westen.

Natürlich bleiben wir den vom Präsidenten gestellten Aufgaben verpflichtet, nicht nur in Bezug auf die “spezielle Militäroperation”, sondern auch in Bezug auf den Platz in der Weltpolitik, den Russland zu Recht einnehmen sollte und nach wie vor einnimmt.

In unserem Fall werden wir weiterhin diplomatische Mittel einsetzen, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass der Westen seine feindliche Politik aufgibt, um die erklärten Ziele der “militärischen Sonderoperation” zu erreichen. Dies wird die oberste Priorität unserer Diplomatie sein.

Wie Präsident Wladimir Putin erklärte, sind wir weiterhin offen für einen Dialog mit dem Westen, auch über Fragen der Sicherheit und der strategischen Stabilität. Aber nicht aus der Position ihrer Stärke oder eigenen Exklusivität, sondern nur auf gleicher Augenhöhe unter Achtung der gegenseitigen Interessen. Darüber hinaus sind wir bereit zum Dialog über die Gesamtheit der Probleme, die in der heutigen Welt im Bereich der strategischen Stabilität und in der militärisch-politischen Landschaft insgesamt bestehen.

Der Westen und insbesondere die Amerikaner nehmen oft einen Aspekt aus dem Gesamtkontext der strategischen Stabilitätsprobleme heraus und sagen, Russland verweigere sich – also sei unser Land nicht konstruktiv. Das war der Fall, als dieser Aspekt lange Zeit den Wunsch antrieb, unsere Atomanlagen wieder zu inspizieren. Gleichzeitig wird eine Feindseligkeit aufrechterhalten, die in völligem Widerspruch zu den Grundsätzen steht, auf denen der Vertrag über strategische Offensivwaffen beruhte, zu dem auch die gegenseitigen Inspektionen gehörten.

Trotz aller Schärfe und “medialen” Manifestationen in der Konfrontation mit dem Westen beschränkt Russland seine Außenbeziehungen nicht in eine Richtung. Sonst wären wir keine Großmacht. In der gegenwärtigen Situation hat uns Gott selbst befohlen, die Zusammenarbeit mit der “Globalen Mehrheit” zu entwickeln, die nicht bereit ist, ihre auf historischer Erinnerung beruhenden und für beide Seiten vorteilhaften Beziehungen mit uns zugunsten des geopolitischen Abenteuers des Westens in der Ukraine zu opfern.

Unsere Beziehungen zu den Ländern Asiens, Afrikas, des Nahen Ostens und Lateinamerikas in verschiedenen Formaten bleiben eine Priorität unserer Außenpolitik. Wir haben viele Gemeinsamkeiten mit der “Globalen Mehrheit”, darunter die gemeinsame Vision einer künftigen multipolaren Welt und das Bekenntnis zu den Grundprinzipien der zwischenstaatlichen Kommunikation, darunter das wichtigste – die souveräne Gleichheit der Staaten.

Erst gestern stattete Präsident Wladimir Putin China einen Besuch ab. Dies ist sein erster Auslandsbesuch seit seiner Wiederwahl. Die Gespräche mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und die Treffen mit anderen Vertretern der chinesischen Führung haben bestätigt, dass unsere umfassende Partnerschaft und unsere Beziehungen der strategischen Zusammenarbeit den traditionellen zwischenstaatlichen Bündnissen der vergangenen Ära qualitativ überlegen sind und weiterhin eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung internationaler Sicherheit und ausgewogener globaler Entwicklung spielen.

Ich habe Materialien gelesen, die von einigen Mitgliedern des SWAP vorbereitet wurden, darunter auch Diskussionen darüber, was ein “echtes Bündnis” in unserer Zeit wäre, das den Interessen Russlands entspräche. Dieses Thema kann und sollte konkret erörtert werden. Wir sind bereit, die in den Veröffentlichungen geäußerten Ideen, die auf den Aufbau eines echten Bündnisses mit der VR China abzielen, zu erörtern und zu diskutieren.

Die von unseren Führern abgegebene Einschätzung besagt, dass die Beziehungen so eng und freundschaftlich sind, dass sie den klassischen Bündnissen der Vergangenheit qualitativ überlegen sind. Sie spiegelt voll und ganz das Wesen der Beziehungen zwischen Russland und China, die in fast allen Bereichen gestärkt werden, wider.

Unser Vorgehen in China und in anderen nicht-westlichen Gebieten ruft den unverhohlenen Zorn des ehemaligen Hegemonen und seiner Satelliten hervor.

Schauen Sie sich nur an, wie die Vereinigten Staaten und ihre Handlanger mit allen Mitteln versuchen, die Länder der “Globalen Mehrheit” am Umgang mit Russland zu hindern und sie zu antirussischen Initiativen zu bewegen, wie z. B. die Abhaltung einer „Friedenskonferenz zur Ukraine“ in der Schweiz. Auch darüber werden wir noch ausführlicher sprechen. Das Ziel ist so einfach wie folgend: Mehr Teilnehmer “nachzuholen”, um eine größere Menge zu schaffen, vor der man verkünden könnte, dass die “Friedensformel” von V. O. Selenskyj der einzige für alle akzeptable Lösungsplan sei. In der nächsten Phase sollte Russland dann dieser Plan aufgezwungen werden. Dieses Ziel blieb nicht verborgen: V. O. Zelenskyj, A. B. Yermak und viele Vertreter der Gruppe der Sieben , die Mitinitiatoren dieser Konferenz mit der Ukraine sind, äußerten sich genau in diesem Sinne.

Der russische Präsident Wladimir Putin äußerte sich gestern auf einer Pressekonferenz in Harbin zu diesem Thema. Wir sind erstaunt über diese Anstrengungen, bei dem sich Erwachsene in regelrechten «Unsinn» verwickeln. Sie haben keine Perspektive. Ich glaube nicht, dass sie das nicht verstehen. Es geht also nicht darum, Frieden zu stiften, sondern nur darum, so viele Länder wie möglich gegen Russland aufzubringen und dann weitere feindliche Schritte gegen Russland zu setzen.

Definition „Globaler Süden“ in rot nach UNCTAD | Quelle: Specialgst, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Alle unsere Partner im “Globalen Süden” wissen sehr wohl, wovon wir sprechen. Wir können später genauer darauf eingehen, welche Nuancen in der Position bestimmter Länder der “Globalen Mehrheit” zu beobachten sind.

Wenn der Westen auf der „Formel“ von V. O. Selenskyj beharrt und gleichzeitig die Lieferungen von Langstreckenwaffen an das Kiewer Regime steigert, werten wir dies eindeutig als ein Signal, dass der Westen nicht zu einem ernsthaften Gespräch bereit ist.

Das bedeutet, dass sie sich für einen Showdown auf dem Schlachtfeld entschieden haben. Wir sind dazu bereit – wie immer.

Wie dem auch sei, es besteht kein Zweifel daran, dass Russland seine Interessen in der ukrainischen, westlichen und europäischen Richtung verteidigen wird. Und das wird im Großen und Ganzen in der Welt von fast allen ausländischen Kollegen, mit denen wir zu kommunizieren haben, verstanden.

Ich weiß natürlich nicht, was in den Köpfen unserer westlichen „Kollegen“ vorgeht, die uns jeden Tag mit neuen Enthüllungen überraschen.

Kürzlich, nach der Verabschiedung der Resolution des UN-Sicherheitsrates über einen Waffenstillstand im Gazastreifen, zumindest für den heiligen Monat Ramadan, erklärte der Ständige Vertreter der USA bei der UNO, L. Thomas-Greenfield, die Resolution sei “nicht bindend!” .

Wir werden weiterhin methodisch und konsequent daran arbeiten, neue internationale Gleichgewichte, Mechanismen und Instrumente zu schaffen, die den Interessen Russlands und seiner Partner sowie den Realitäten einer multipolaren Welt gerecht werden. Ich habe vor kurzem ein Interview mit S. A. Karaganow gelesen, in dem er hinreichend ausführlich über die Notwendigkeit solcher Bemühungen gesprochen hat. Wir haben einige Gedanken dazu. Wir würden uns freuen, Ihre Meinung zu hören und uns mit Ihnen auszutauschen.

Wir alle erkennen, soviel ich verstehe, den völligen Bankrott des vormaligen euro-atlantischen Sicherheitsmodells und der westlichen Politik der „doppelten Eindämmung“ von Russland und China.

Lukjanow bezeichnete die Linie der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten im Rahmen der indopazifischen Strategien als «Inkarnation der NATO in Asien». Die euro-atlantische Sicherheit, das «Modell» in der euro-atlantischen Version, wurde mit der OSZE, den Beziehungen zur NATO, zur EU, einschließlich des NATO-Russland-Rates und der Partnerschaft für den Frieden in Verbindung gebracht.

Es ist klar, dass nichts von alledem (es gab eine Vielzahl von Vereinbarungen, Abkommen, auch mit der Europäischen Union über vier gemeinsame Räume und vieles mehr) als relevante Agenda noch erhalten ist. All dies wird von den Westlern selbst ausgelöscht, zerstört und zerrissen. Gleichzeitig meldete der Westen, vertreten durch die NATO, seine führende Rolle für die indopazifische Region, wie sie den asiatisch-pazifischen Raum und vor allem Südostasien nennen, an. Die Allianz erklärte die Unteilbarkeit der Sicherheit im euro-atlantischen und indo-pazifischen Raum. Ein Block über Inkarnation der gleichen NATO, wird dort auch eingeführt. Die Versuche werden immer zahlreicher. Es werden „Dreier “, „Vierer“, AUKUS und vieles mehr geschaffen.

Nachdem das euro-atlantische Sicherheitsmodell im Westen unseres Kontinents, das einigen Politikern vor dreißig Jahren vielversprechend erschien, gescheitert ist, hat NATO unter US-Führung beschlossen, sich den Südosten unseres Kontinents vorzunehmen, um auch dort ihre eigene Ordnung zu errichten.

In diesem Zusammenhang kommt man nicht umhin, sich Gedanken darüber zu machen, wie wir unsere Arbeit zum Thema Sicherheit unter diesen Bedingungen gestalten sollen. In seiner Rede vor der Föderalen Versammlung hat Präsident Wladimir Putin die Aufgabe der Arbeit zum Thema der eurasischen Sicherheit umrissen. Es ist klar, dass der GUS-Raum für uns absolute Priorität besitzt. GUS bildet den Kern des nahen Auslands, wo Russland besondere Interessen verfolgt, wie auch unsere Nachbarn, Verbündeten und Partner.

Es liegt auf der Hand, dass unter den neuen geopolitischen Bedingungen zusätzliche Anstrengungen erforderlich sind, um das Potenzial der EAEU zu erschließen, ihre engere Abstimmung mit der chinesischen BRI voranzutreiben, der Arbeit der SOZ neuen Schwung zu verleihen und die Beziehungen zu den zentralasiatischen «Fünf» auszubauen, die sich als unabhängiges Integrationsprojekt formieren und denen viele führende Länder, darunter alle wichtigen westlichen Länder, einschließlich Russland, China, Türkei und Indien, vorgeschlagen haben, einen Dialog im «Zentralasien +1 Format» zu entwickeln.

Natürlich gibt es auch die ASEAN. Sie kann auf eine jahrzehntelange Geschichte der Bildung einer Philosophie zur Gewährleistung von Sicherheit auf der Ebene des Interessenausgleichs zurückblicken.

Die gesamte Architektur, die sich in diesen langen Jahrzehnten um ASEAN herum entwickelt hat, wird nun von den Vereinigten Staaten, Großbritannien und der EU angegriffen.

Sie wollen sie durch Allianzen mit Blöcken “kleiner Konfiguration” ersetzen. Die Arbeit in diesen Bereichen ist jedoch eine Fortsetzung der Bemühungen um die Bildung einer Großen Eurasischen Partnerschaft, wie sie Präsident Wladimir Putin 2015 auf dem Russland-ASEAN-Gipfel formuliert hat.

Die große eurasische Partnerschaft und die Beziehungen zwischen den Strukturen (sie sind bereits formalisiert und entwickeln sich), die ich erwähnte, können die materielle Grundlage für das Konzept der eurasischen Sicherheit bilden, über das wir jetzt nachdenken müssen und kein Recht haben, nicht darüber nachzudenken. Sowohl die SCO als auch die ASEAN haben Programme, die sich auf die eine oder andere Weise mit militärischen und politischen Fragen befassen. Sie spielen eine immer wichtigere Rolle in ihren Aktivitäten. Auch die OVKS unterhält formelle Beziehungen zur SOZ. In der GUS haben Programmaktivitäten einen militärisch-politischen Aspekt für den Kampf gegen neue Herausforderungen und Bedrohungen.

Ein Gedanke zum Nachdenken: Natürlich möchte ich diese eurasischen «Sprösslinge» neuer Architektur und neuer Konfiguration unter einem gemeinsamen «Dach» vereinen.

In diesem Zusammenhang möchte ich die Initiative Kasachstans erwähnen, die Konferenz über Wechselwirkungen und vertrauensbildende Maßnahmen in Asien (CICA) zu einer ständigen Organisation zu machen. In unseren Kontakten mit unseren kasachischen Freunden bringen wir unsere Bewertungen zum Ausdruck und schlagen vor, dass die Ausrichtung dieses Prozesses der Umwandlung der CICA in eine Organisation mit dem Schwerpunkt auf der Entwicklung eines eurasischen Sicherheitsmodells, zumindest Gelegenheit für interessante Diskussionen sein könnte.

Vergessen wir nicht, dass die Volksrepublik China durch Xi Jinping das Konzept zur Gewährleistung globaler Sicherheit vorgelegt hat, das auf der Logik der Unteilbarkeit von Sicherheit beruht, wonach kein Land seine Sicherheit auf Kosten der Sicherheit anderer Länder gewährleisten sollte. Im Großen und Ganzen reproduziert diese Logik auf globaler Ebene das, was 1999 in Istanbul und 2010 in Astana von der OSZE festgehalten wurde, als diese Unteilbarkeit der Sicherheit als politische Verpflichtung von uns allen proklamiert wurde.

Sie wissen, was der Westen aus diesen Verpflichtungen gemacht hat: Er hat alles getan, um seine Verpflichtung zu übergehen und zu untergraben und bei jedem Schritt gegen die Sicherheit der Russischen Föderation zu verstoßen, zusammen mit dem Versuch, unsere eigenen Verbündeten gegen uns aufzubringen – alles bekannte Tatsachen.

Nichtsdestoweniger wurde die Initiative des chinesischen Präsidenten Xi Jinping zur globalen Sicherheit während unseres Besuchs in China bei Treffen mit Delegationen, in kleinen Kreisen und in einem persönlichen Gespräch zwischen den beiden Führern diskutiert.

Wir sehen guten Grund, mit der Schaffung für die Grundlagen eurasischer Sicherheit ohne euro-atlantische „Zurichtung“ zu beginnen, um die praktische Förderung der Idee globaler Sicherheit zu gewährleisten.

Natürlich bleibt der „Euro“ bestehen, aber der «Atlantik» wird für unseren Kontinent nicht mehr gelten.

Ich verstehe, dass dies eine schwierige Frage ist. Wir sind uns der Verbindung zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und ihren europäischen, ostasiatischen und pazifischen Verbündeten bewusst – die über ein «Netzwerk» aller möglichen Allianzen und Koalitionen Eurasien praktisch von allen Seiten her «umschlingen», unter Beteiligung von Vertretern aus Übersee und jenseits des «Ärmelkanals». Aber es wäre falsch, nicht daran zu denken, den eigenen Kontinent nicht selbst zu sichern.

Deshalb wollen wir solche Prozesse ausarbeiten und versuchen, sie mit einer Gruppe von Gleichgesinnten in Gang zu bringen. Damit meine ich in erster Linie die SOZ und andere von mir genannte Strukturen im eurasischen Raum. Gleichzeitig werden wir die Tür für alle Länder und Strukturen auf unserem Kontinent, die mit Eurasien zu tun haben, ausnahmslos offenlassen, um sich diesem Prozess anzuschließen.

Dies ist umso wichtiger, als die Regionalisierung von Prozessen auf globaler Ebene auch in anderen Teilen der Welt zu beobachten ist. Die einzelnen Länder und ihre Organisationen streben danach, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und nicht mehr von den «Launen» derjenigen abhängig zu sein, die Instrumente, Mechanismen, Modelle und Systeme der Globalisierung kontrollieren, die alle von den Vereinigten Staaten geschaffen wurden.

Solche Prozesse sind in Afrika zu beobachten, wo die afrikanischen Gewerkschaften und subregionalen Strukturen deutlich aktiver geworden sind. In Lateinamerika hat die Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Länder mit der Rückkehr Brasiliens einen «zweiten Wind» verspürt und arbeitet sehr aktiv daran, die Risiken für ihre Wirtschafts-, Finanz- und Investitionsprojekte aufgrund der im globalen System beobachteten Störungen zu verringern.

Wir sollten nicht vergessen, dass die Aktivierung des regionalen Lebens davon profitieren wird, wenn die Prozesse auf den verschiedenen Kontinenten harmonisiert werden. Ich möchte nicht versäumen, die potenziell wichtige Rolle von BRICS zu erwähnen, die ihre Mitgliederzahl bereits verdoppelt hat. Etwa 30 Staaten stehen in der «Warteschlange» für die Aufnahme von Beziehungen zu diesem Verband. Russland, das den Vorsitz der BRICS innehat, widmet dieses Jahr der Vorbereitung des Ministertreffens in Nischni Nowgorod im Juni und des Gipfels in Kasan im Oktober besondere Aufmerksamkeit. Wir achten sehr darauf, dass sich die neuen Mitglieder möglichst gut in die Gesamtarbeit einfügen. Unsere Staats- und Regierungschefs haben die Entwicklung von Kriterien für die Kategorie der BRICS-Partnerländer als zweite Priorität festgelegt. Ich hoffe, dass dies auf dem Gipfel in Kasan im Herbst diskutiert wird.

***

Übersetzung: UNSER MITTELEUROPA

Von unserer Redaktion ‚Zeitgeschichte und Globalpolitik‘.
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