Seoul ruft zu Wiedervereinigung auf, Pjöngjang kappt Verbindung zum Süden

Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol hat erneut zur Wiedervereinigung mit Nordkorea aufgerufen, um "die koreanische Halbinsel von nuklearen Bedrohungen zu befreien". "Eine vereinigte koreanische Halbinsel, die frei und offen ist, wird auch einen starken Impuls für die wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand im indopazifischen Raum geben", sagte Yoon am Mittwoch während einer Rede am Institut für Südostasien-Studien in Singapur. "In den Bereichen Energie, Logistik, Transport, Infrastruktur und Tourismus wird die Nachfrage nach Investitionen und Zusammenarbeit stark ansteigen", so Yoon. Der südkoreanische Präsident betonte, die Wiedervereinigung würde "26 Millionen Nordkoreaner befreien, die unter Armut und Tyrannei leiden".

Yoons Aufruf erfolgte vor dem Hintergrund der jüngsten Äußerungen des nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong-un. Er erklärte, dass sein Land das Atomprogramm "niemals aufgeben" wird und plane, den Weg zur Atommacht zu beschleunigen.

Außerdem will Kim das Konzept zur friedlichen Wiedervereinigung mit dem Süden aus der Verfassung streichen. In der Sitzung der Obersten Volksversammlung des nordkoreanischen Parlaments im Januar habe Kim erklärt, dass das Land auf diese Idee verzichten müsse.

Nordkorea hat diese Woche eine Sitzung seiner Obersten Volksversammlung abgehalten, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch unter Bezugnahme auf die nordkoreanische staatliche Nachrichtenagentur KCNA mitteilt. Es wurde erwartet, dass das Parlament diesen Punkt über die Wiedervereinigung der beiden Nachbarländer aus der Verfassung streichen würde. In dem KCNA-Bericht wurde jedoch nicht erwähnt, ob das Land offiziell seine Haltung zur Wiedervereinigung geändert hat. Es wurde auch keine Gesetzesänderung erwähnt, laut der Südkorea offiziell als "Hauptfeind" bezeichnet wird.

Nordkorea demonstriert seine Absicht, Seoul als Feind und nicht als möglichen Vereinigungspartner darzustellen, indem die nordkoreanische Führung am Mittwoch eine Unterbrechung der Bahn- und Straßenverbindungen zwischen den beiden Ländern ankündigte.

Die Feindseligkeit zwischen den beiden Koreas hat sich seit dem Amtsantritt von Yoon vor zweieinhalb Jahren erhöht. Der südkoreanische Staatschef hat den Ton gegenüber Pjöngjang verschärft und die Sicherheitsbeziehungen zu Washington und Tokio gestärkt. Ebenso hat Kim seine Rhetorik in Bezug auf Südkorea verschärft und die Isolation Nordkoreas vertieft, nachdem die Verhandlungen mit den USA zur Lockerung der Sanktionen während der Präsidentschaft von Donald Trump gescheitert waren.

Die nordkoreanische Führung hat den Ausbau des Atomwaffenarsenals intensiviert. Anfang September veröffentlichte KCNA erstmals Aufnahmen aus der Urananreicherungsanlage. Auf den Fotos ist Kim abgebildet, der sich bei einem Besuch dieser riesigen Einrichtung zeigt. 

Außerdem erwäge Pjöngjang die Durchführung eines Atomtests, der mit den US-Präsidentschaftswahlen im November zusammenfallen könnte. Dies berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap Ende September, wobei sie sich auf den Nationalen Nachrichtendienst bezog. Wie es heißt, sei Nordkorea in Besitz von genügend Plutonium und Uran zum Bau einer mindestens zweistelligen Zahl von Atomwaffen.

Mehr zum ThemaPjöngjang: Nordkorea wird seine Atomwaffen "niemals aufgeben"

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