Regenbogen als Beweis für eine flache Erde? Behauptung im Check durch Astrophysiker (Video)

Regenbögen sind ein faszinierendes Naturschauspiel. Sie entstehen, wenn sich das Licht der Sonne in den Wassertröpfchen bricht. Anhänger der Flachen-Erde-Theorie behaupten, dass sie nur durch Interaktion des Lichts mit der Kuppel über der Erde möglich wären.

In einem Video neuen nimmt Astrophysiker Flo-Plus erneut alle Flacherdler an die Hand, um zu klären, was ein Regenbogen ist und wie er entsteht. Von Frank Schwede

Die Erde ist keine Scheibe. Sie ist rund. Ein Planet. Sie dreht sich um die eigene Achse und bewegt sich auf einer elliptischen Bahn um die Sonne. Dass die Erde eine kugelförmige Gestalt haben muss, war bereits in der Antike die herrschende Gelehrtenmeinung.

Seit 300 v. Chr. zweifelt unter den Gebildeten niemand an dieser Tatsache. Und es ist eine Legende, dass die Christen im Mittelalter an eine Erdscheibe geglaubt haben.

Eine bestimmte Gruppe, die „Flat Eaerther“, vertritt die Meinung, die Erde sei flach wie eine Scheibe. Sie beruft sich dabei auf die Theorie des britischen Autors Samuel Rowbotham.

Der hatte im 19. Jahrhundert in einem Buch die Behauptung aufgestellt, dass die Erde keine Kugel sei. Nach Rowbotham bilde der Nordpol das Zentrum der Welt, die Antarktis die Ränder. Sie verhindern mit ihren riesigen Eiswänden, dass Schiffe und Menschen am Ende des Horizonts von der Erde fallen.

Eine Theorie, die noch heute durch die Köpfe vieler Menschen geistert. Bilder aus dem Weltall, die die Erde als blauen und runden Planeten zeigen, gelten unter Anhängern der Theorie als „Fake News“. Sie sind gefangen im eigenen Kosmos.

Ständig versuchen Flacherdler neue Beweise vorzulegen, um ihre Theorie zu untermauern. Ein weiteres interessantes Beispiel ist die Entstehung des Regenbogens. Warum ist der Regenbogen ein Bogen? Diese Frage wurde im August 2023 in einem Video auf Facebook gestellt.

Gezeigt wurden verschiedene Bilder von Regenbögen, Halos und kreisförmigen Lichteffekten, die durch Eiskristalle in der Atmosphäre entstehen. Flacherdler behaupten, sie seien ein Spiegeleffekt der Glaskuppel. Das Video wird hundertfach geteilt. (Antarktis: Flache-Erde- und Eiswand-Theorie)

Allgemein bekannt sein sollte, dass Regenbögen und Halos Naturerscheinungen sind, die entstehen, wenn Sonnenlicht in Regentropfen gebrochen und reflektiert wird, wodurch es in die Spektralfarben, Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett, zerlegt wird.

Außerdem handelt es sich bei einem Regenbogen im klassischen Sinne nicht um einen Bogen, sondern um einen Kreis, den wir von der Erde aus nicht vollständig sehen können.

Mit Experiment selbst prüfen

Die wichtigste Voraussetzung für einen Regenbogen ist der Stand der Sonne. Steht sie wie im Hochsommer in den Mittagsstunden hoch am Himmel, können wir keinen Regenbogen sehen.

Günstig sind die Morgen- oder Abendstunden. Eine weitere wichtige Voraussetzung ist unser Standort zur Sonne. Ein Regenbogen ist nämlich nur dann sichtbar, wenn wir der Sonne den Rücken kehren.

Das Licht, dass auf die Regentropfen fällt, führt zu einer Brechung und Reflexion des Lichts, die wir schließlich als Regenbogen wahrnehmen können.

Astrophysiker „Floh“ erklärt, dass die Sichtlinie zum Regenbogen und den Lichtstrahlen ungefähr einen Winkel von 42° Grad ergeben, was jeder mit seinem Handy selbst prüfen kann:

 

„Gut geeignet hierfür ist eine Theodolit-App. Die zeigt am Handy an, um wie viel Grad das Gerät geneigt wird. Wenn ihr einen Regenbogen seht, stellt einen senkrechten Stab auf, markiert die Schattenspitze und peilt sie über die Stabspitze an.

Dann ist euer Handy genauso geneigt wie die Sonnenstrahlen. Neigt jetzt das Handy nach oben bis zum Scheitel des Regenbogens. Der Winkel, um den ihr das Handy neigen müsst, beträgt ungefähr 42° Grad.“  

Warum der Winkel? Der hängt mit dem Phänomen der Lichtbrechung zusammen, erklärt Floh.

„Licht ändert nämlich seine Richtung beim Übergang von einem Medium zum anderen und folgt dem Brechungsgesetz. Auch das kann man sehr leicht nachprüfen.“

Wassertröpfchen sind in der Luft in der Regel kugelförmig. Deshalb ist es möglich anhand der Grundlagengeometrie und dem Brechungsgesetz genau vorherzusagen, was passiert. Floh:

„Wir können nämlich mit dem Brechungsgesetz und der elementaren Geometrie berechnen, wie groß der Winkel zwischen der Sichtlinie zum Regenbogen und dem Lichtstrahl sein muss. Das Ergebnis können wir dann in der Realität anhand von Messungen überprüfen.“

Eine weitere interessante und in diesem Fall sogar entscheidende Frage ist, warum der Regenbogen bogenförmig erscheint. Das hat natürlich nichts mit einer Glaskuppel zu tun, wie Flacherdler behaupten, sagt Floh und erklärt, was passiert:

„Wir können das Licht natürlich nur dann sehen, wenn es auf unsere Augen trifft. Es muss also die Bedingung erfüllt sein, dass die Sichtlinie und die einfallenden Lichtstrahlen einen Winkel von rund 42 ° Grad einschließen.

Ist diese Bedingung nicht erfüllt, sehen wir auch das Licht nicht. Das ist ähnlich wie bei einer Spiegelung. Hier bewegt sich nämlich nicht die Sonne, sondern unser Standort. Das Sonnenlicht wird überall reflektiert. Aber nur dort, wo die Spiegelung der Sonne erscheint, gelangen die Strahlen direkt in unsere Augen.“

Regenbogen eine Folge der Geometrie

Der Astrophysiker erklärt anhand einer Grafik, dass nur die Punkte, die auf einen Bogen liegen, die 42° Gradbedingung erfüllen. Auch hier bringen Flacherdler einen Einwand und behaupten, wenn es eine zweidimensionale Linie ist in einem dreidimensionalen Dunstspektrum, sagt die moderne Wissenschaft, müssten Tausende oder Millionen Regenbögen auf dieser Achse erscheinen. Floh-Plus kann auch diesen Irrglauben aufklären:

„Der Regenbogen ist einfach eine notwendige Folge der Geometrie. Das erklärt auch, warum der Regenbogen nicht kreisförmig, sondern bogenförmig erscheint. Die maximale Größe ist erreicht, wenn die Sonne genau auf dem Horizont steht.

Befindet sie sich höher, erscheint der Bogen tiefer. Steht die Sonne höher als 42° Grad, sehen wir überhaupt keinen Regenbogen. Anders ist das in großer Höhe. Von einem Flugzeug aus, ist es sogar möglich, zuweilen auch kreisförmige Regenbögen zu beobachten.“

Bleibt noch die spannende Frage zu klären, wodurch die verschiedenen Farben des Regenbogens entstehen. Auch auf diese Frage kennt Flo die Antwort:

„Das weiße Sonnenlicht ist bekanntlich ein Gemisch aus Licht verschiedener Wellenlängen. Wir haben bis jetzt mit einem Brechungsindex von 1, 33 für Wasser gerechnet.

Genauer betrachtet ist der Brechungsindex von Wasser für jede Wellenlänge und Farbe unterschiedlich. Wenn wir den maximalen Winkel für Gamma bestimmen für verschiedene Wellenlängen, kommen wir auf Werte zwischen 40,5° Grad für Violett bis 42,5° Grad für Rot.

Deshalb bekommen wir im Ergebnis für jede Farbe Bögen mit leicht unterschiedlicher Größe. Die Brechung zeigt außerdem, dass Violett immer innen und Rot immer außen liegt.“

Neben dem großen Regenbogen gibt es noch ein weiteres interessantes Phänomen, nämlich den sogenannten Nebenregenbogen, der oberhalb vom Hauptregenbogen erscheint.

Der Unsinn zieht Millionen Menschen an

Allerdings ist der Nebenregenbogen wesentlich schwächer als sein große Bruder.  Der Nebenregenbogen entsteht deshalb, weil im Regentropfen eine zweifache Reflexion entsteht.

Und noch sogar noch eine weitere Besonderheit ist beim Nebenregenbogen, der in einem  Winkel zwischen 50° Grad und 54° Grad erscheint, zu beobachten: die Farben erscheinen umgekehrt, also Spiegelverkehrt zum Hauptregenbogen.

Auch für dieses Phänomen haben Flacherdler selbstverständlich eine Erklärung parat. Sie behaupten, dass der Nebenregenbogen der Bogen ist, der sich an der Kuppel spiegelt. Das heißt, weil die Farben des Nebenregenbogens spiegelverkehrt erscheinen, kann es sich nur um eine Spiegelung der Kuppel handeln.

Ein weiteres Ammenmärchen, das Flacherdler verbreiten, ist, dass sich ein Regenbogen niemals künstlich in einem Raum ohne Spiegel erzeugen lässt. Auch das stimmt natürlich nicht, klärt Astrophysiker Floh auf.

„In einem Experiment konnte nachgewiesen werden, dass es sehr wohl möglich ist, einen Regenbogen im Innenraum ganz ohne Spiegel zu erzeugen. In dem betreffenden Raum gab es noch nicht einmal Sonnenlicht.

Dafür eine Lampe und sehr viele Wassertropfen. Mühelos konnte ein Regenbogen beobachtet werden. Und das ganz ohne Sonnenlicht und Spiegel oder einer magischen Kuppel über der Erde. Sogar der Nebenbogen erschien – ebenfalls ohne Spiegel und Kuppel.“

Sicherlich werden auch diese Beweise Flacherdler nicht davon überzeugen, dass die Scheibentheorie rational betrachtet ganz offensichtlich unsinnig ist – trotzdem zieht sie immer mehr Anhänger an.

Eine „Flat Earth and Globe Discussion Group“ hat auf Facebook mittlerweile fast vierzigtausend Mitglieder und dessen Initiator Nathan Thompson kann sich vor neuen Anhängern kaum retten. „Es gibt Tage, da wache ich morgens mit Tausenden neuen Mitgliedern auf“, sagt er stolz.

Der 31-jährige Online-Marketingexperte hat laut eigener Aussage sein ganzes Leben geglaubt, dass die Erde rund sei. Erst 2016 seien ihm Zweifel gekommen. Mittlerweile tingelt der Kalifornier als „Wissender“ durchs Land, um seine „Erkenntnisse“ zu verbreiten.

YouTube, TikTok und andere sozialen Medien sind für die „Wissenden“ mittlerweile zu einem Marktplatz geworden. In unzähligen Videos und Beiträgen klären sie über ihre Scheibentheorie auf.

Bedenklich ist nur, dass der Unsinn Millionen von Menschen anzieht

Mehr über die Innere Erde lesen Sie in „DUMBs 2“ und die Flache Erde in „Antarktis: Hinter der Eiswand“.

Video:

Quellen: PublicDomain/Frank Schwede für PRAVDA TV am 24.10.2024

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