Der Petrodollar ist tot: Was geschah wirklich zwischen den USA und den Saudis?

Von Henry Johnston

Es heißt, fiktive Schilderungen könnten bisweilen gewisse Wahrheiten oft besser vermitteln als Nachrichtenagenturen. In diesem Licht sind vielleicht auch die unlängst im Internet kursierenden Berichte über das Auslaufen des 50-jährigen Abkommens zum "Petrodollar" zwischen den USA und Saudi-Arabien zu bewerten.

Dieses Abkommen ist frei erfunden. Die Falschmeldungen scheinen ihren Ursprung in Indien oder in dem undurchsichtigen Labyrinth von Websites zu haben, die sich an Krypto-Investoren richten. Es gab zwar ein offizielles Abkommen zwischen den USA und Saudi-Arabien, das im Juni 1974 unterzeichnet wurde, Und es gab ein weiteres, aber geheimes Abkommen, das im selben Jahr etwas geschlossen wurde und wonach den Saudis militärische Hilfe im Gegenzug für die Umwandlung ihrer Öleinnahmen in US-Staatsanleihen versprochen wurde. Der Deal, wonach der Riad sein Öl für US-Dollar verkaufen würde, war informell und hatte kein Ablaufdatum. Das Petrodollar-System, wie wir es heute kennen, ist weitestgehend organisch gewachsen. 

Doch diese Fiktion weist auf eine dem Ganzen zugrunde liegende Wahrheit hin: Der Petrodollar ist jetzt in eine lange Dämmerphase eingetreten, aus der es kein Zurück mehr geben wird. Kein anderes Wirtschaftsabkommen trug im letzten halben Jahrhundert mehr zur Sicherung der Vormachtstellung der USA bei. In seinem Wesen stellte es eine implizite Öldeckung für den US-Dollar dar, die aufrechterhalten bleiben sollte. Dabei kann man eine Idee aufgreifen, die ursprünglich von dem Finanzanalysten Luke Gromen geäußert wurde: Es ist letztlich die Unfähigkeit und Unwilligkeit der USA, diese Deckung ihres Dollar aufrechtzuerhalten, die allmählichen das System scheitern lässt.

Ursprünge des Petrodollars

Als die USA 1971 die Golddeckung des US-Dollars abschafften und damit das Bretton-Woods-Abkommen außer Kraft setzten, wurde damit das internationale Finanzsystem ins Chaos gestürzt. Es folgte eine turbulente Zeit mit hoher Inflation und umfassenden Anpassungen infolge frei schwankender Währungskurse als die neue Realität. Da der US-Dollar somit nicht einmal mehr den Anschein einer Deckung durch Gold erweckte, verlor er – wenig überraschend – an Wert und setzte die Inflation in Gang. Bis zum Sommer 1973 hatte er gegenüber anderen wichtigen Währungen bereits ein Fünftel seines Wertes verloren.

Damit hätte eigentlich die in der Nachkriegszeit zweieinhalb Jahrzehnte andauernde Vorherrschaft des US-Dollars zu Ende gehen sollen. Doch es geschah etwas ganz Merkwürdiges: Die Rolle des US-Dollars als Reservewährung und wichtigstes Handelsinstrument wurde nur noch weiter ausgebaut. Der Grund dafür war die Tatsache, dass es den Amerikanern gelungen war, den Ölhandel in US-Dollar steuern zu können, und zwar zunächst mit den Saudis im Jahr 1974 und bald darauf mit der gesamten OPEC. Dadurch wurde faktisch eine Rohstoffdeckung für den US-Dollar geschaffen. Da der Ölmarkt viel größer ist als der Goldmarkt, gab das dem US-Dollar sogar noch mehr Spielraum.

Im Gegenzug für die Zustimmung, Öl gegen US-Dollar zu verkaufen, wurde Saudi-Arabien zu einem Protektorat des US-Militärs. Viele betrachteten diesen Deal als ein "unwiderstehliches Angebot" für die Saudis, das sie einfach nicht ablehnen konnten. Und schließlich erregten der US-Außenminister Henry Kissinger und der US-Verteidigungsminister James Schlesinger Anfang 1975 höchste Aufmerksamkeit, als sie die Möglichkeit nicht mehr ausschließen wollten, im Falle einer "Strangulierung" des Westens durch die ölproduzierenden Länder, ausländische Ölfelder mit militärischer Gewalt zu übernehmen. Obwohl der "Öl-Deal" zwischen den USA und Saudi-Arabien diesen Äußerungen vorausging, ist es nicht weit hergeholt, sich vorzustellen, dass es das saudische Königreich für sicherer hielt, sich unter die Obhut der USA zu begeben, als abzuwarten, wie das Wort "Strangulation" genau definiert werden würde

Das war wohl eine gute Wette. In den letzten fünfzig Jahren ist in Saudi-Arabien viel passiert, aber eine Farbrevolution oder eine US-Operation zum Regimechange ist definitiv nicht eingetreten.

Die De-facto-Ölfinanzierung und die Ausnahme von der Regel

Der US-Dollar ging also von einer Bretton-Woods-Bindung an den Goldpreis zu einer inoffiziellen Deckung durch Öl über. Tatsächlich bewegte sich der Ölpreis nach dem Schock von 1973/1974 in den folgenden 30 Jahren in einer bemerkenswert stabilen Spanne zwischen etwa 15 bis 30 US-Dollar pro Barrel. Diese bemerkenswerte Stabilität ist der Kern des Erfolgs vom Petrodollar-System. Es gab eine wichtige Ausnahme von dieser Stabilität, aber selbst diese führte letztlich zu einer Stärkung des Systems.

Eine Ausnahme bildete der Ölpreisschock von 1978/1979, der durch die iranische Revolution ausgelöste wurde, als der Ölpreis weit über die obere Schwelle dieser Spanne anstieg. Dies fiel mit einer tiefen Krise des US-Dollars und einer galoppierenden Inflation in den USA zusammen (und war teilweise auch eine Ursache dafür). Zu dieser Zeit begann der damalige Vorsitzende der Federal Reserve Bank (Fed) Paul A. Volcker Jr. mit seiner berühmten Serie aggressiver Leitzinserhöhungen.

Die "bittere Arznei" von Volcker zielte zwar darauf ab, die schlimmste Inflation in der US-Geschichte zu bekämpfen, aber nicht weniger wichtig war ihre Wirkung auf die Stärkung der erschütterten Glaubwürdigkeit des US-Dollars. In einem damaligen Artikel in der New York Times wurde beklagt, die Maßnahmen des Vorsitzenden der Federal Reserve "machen deutlich, dass internationale Erwägungen und insbesondere die Verteidigung des US-Dollars die US-Wirtschaftspolitik inzwischen in einem Maße beeinflussen, wie es in der Nachkriegszeit noch nie zuvor der Fall war". Mit anderen Worten wurde Volcker vorgeworfen, das Funktionieren des Dollarsystems über innenpolitische Erwägungen zu stellen.

Es ist wichtig, sich hier nicht zu sehr in das Entwirren von Ursache und Wirkung zu verstricken oder in Volckers Handeln einen expliziten Petrodollar-Bezug zu suchen. Der Ölmarkt reagierte in jenen Jahren auf eine Vielzahl von Faktoren, und die Federal Reserve Bank hatte nicht die Macht, ihn zu steuern. Volcker versuchte das auch explizit gar nicht. Aber er war sich der Belastungen wohl bewusst, die die hohen Rohölpreise den Ölimporteuren bereiteten, und auch der Bedrohung für die Stabilität des Systems, die sie darstellten.

Durch Volckers entschlossenes Handeln wurde der US-Dollar wieder zur beliebtesten Währung auf der Welt, wobei der starke US-Dollar dazu beitrug, dass Öl in US-Dollar tatsächlich billiger blieb als in anderen Währungen. Am wichtigsten jedoch war, dass der Eindruck entstand, die USA seien bereit, ihrer eigenen Wirtschaft Schmerzen zuzufügen (Volcker ließ die USA zwei schwere Rezessionen durchleben), um den Dollarwert für alle globalen Akteure zu erhalten, die US-Dollars halten oder Geschäfte in US-Dollar abwickeln.

Anfang der 1980er Jahre sanken die Ölpreise wieder und bewegten sich in den nächsten etwa zwanzig Jahren im Bereich zwischen 15 und 30 US-Dollar. Das lag vor allem an der Erschließung neuer Ölvorkommen, etwa in der Nordsee, in Alaska und Mexiko. Das Entscheidende war, dass der US-Dollar seinen Wert gegenüber dem Öl bewahrte. Dabei spielt es keine Rolle, wie viel davon tatsächlich ein Erfolg der US-Politik und wie viel lediglich ein Zusammentreffen günstiger Umstände war. Entscheidend ist, dass der US-Dollar als gleichwertiges Äquivalent zum Öl angesehen wurde und die Jahre unter Volcker den Eindruck erweckten, dass die USA in Krisenzeiten tatsächlich den US-Dollar verteidigen und fair managen würden. Das machte das Halten von US-Dollars (oder auch US-Staatsanleihen) für alle zu einer vernünftigen Angelegenheit.

Die 30-Jahres-Stabilität bricht – und der Rest ist Geschichte

Im Jahr 2003 begann der Ölpreis einen langen und stetigen Anstieg. Dies ist größtenteils auf die steigende Nachfrage aus China und die geologischen Gegebenheiten zurückzuführen, dass viele der großen Ölfelder der Welt ihren Höhepunkt der Fördermengen überschritte hatten, was eine Verknappung des leicht förderbaren Öls bedeutete (es ist zutreffender, vom Höhepunkt des "billigen" Öls zu sprechen als vom tatsächlichen geologischen Höhepunkt). Auch der US-Dollar verlor zwischen 2003 und 2008 gegenüber anderen wichtigen Währungen erheblich an Wert – ein Umstand, der laut dem Ökonomen Steve Hanke etwa 50 Prozent des Ölpreisanstiegs in diesem Zeitraum verursachte.

Wichtig ist, dass der Ölpreis nicht nachgab, als er den höchsten Stand seit 30 Jahren erreicht hatte. In den nächsten Jahren stiegen die Ölpreise vielmehr stetig an und erreichten im Juli 2008 mit 145 US-Dollar pro Barrel ihren Höchststand. Das kann man ebenso auch als einen Wertverlust des US-Dollars gegenüber dem Öl darstellen, was für alle diejenigen, die US-Dollars halten und Öl kaufen, eine bedrohliche Entwicklung ist.

Genau an diesem Punkt zeigte sich ein fataler Riss im Fundament des Petrodollars. Wo war nun angesichts der steigenden Ölpreise und des schwächelnden US-Dollars ein neuer verwegener Paul Volckers, der kommen und die Geldpolitik straffen würde, um den US-Dollar um jeden Preis zu stärken und seine implizite Öldeckung aufrechtzuerhalten? Die Antwort lautet: er war nirgends zu finden. Tatsächlich geschah nämlich genau das Gegenteil. In der entscheidenden Phase des Anstiegs der Rohölpreise im Jahr 2007 und Anfang 2008 senkten die USA als Reaktion auf ihre schwächelnde Wirtschaft sogar die Zinssätze und verschärften damit noch das Problem.

Luke Gromen ist der Ansicht, dass diese Episode für viele Länder eine wichtige Erkenntnis mit sich brachte. Sie hatten ihre Währungsreserven in dem Glauben angehäuft hatten, dass der US-Dollar auch weiterhin so gut verwaltet würde, dass er auf Öl gestützt genauso gut wie auf Gold sei und dass die USA keine Politik verfolgen würden, die zur Verarmung der Energieimporteure führen würde.

Was die Lage noch verschlimmerte, war die Flut von "Rettungspaketen" die "quantitative Lockerung" in Höhe von Billionen US-Dollar infolge der Finanzkrise 2008/2009. Das verstärkte noch den Eindruck, dass die USA keine Mühen scheuen würden, um vorrangig ihr eigenes, marodes Bankensystem zu stabilisieren – US-Dollar hin oder her. Zudem war deutlich geworden, dass die US-Wirtschaft inzwischen zu sehr eine Finanzwirtschaft und zu stark verschuldet war, um eine "medizinische Behandlung" nach dem Vorbild von Volcker zu ertragen.

Man sollte allerdings bedenken, dass die Ölpreise im Jahr 2009 tatsächlich eingebrochen sind und der US-Dollar während der weltweiten Finanzkrise (paradoxerweise) an Stärke gewinnen konnte. Dies war jedoch direkt auf die wirtschaftliche Katastrophe zurückzuführen, die durch den Crash selbst und die anschließende Rezession verursacht wurde. Niemand verwechselte Ben Bernanke mit Paul Volcker.

Auch die Ölpreise sanken zwischen 2014 und 2016 im Zuge des Schieferöl-Booms, der die USA de facto zum weltweiten Grenzkosten-Produzenten machte. Man könnte sogar behaupten, dass der US-Dollar über weite Strecken des Jahrzehnts von 2010 bis 2020 in eine neue (wenn auch höhere) Preisspanne gegenüber dem Öl fiel und damit ein – wenn auch blasses – Abbild der früheren Ölpreisstützung des US-Dollars wiederherstellte. Aber das System funktionierte zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr richtig. Das kurzlebige Schieferöl-Wunder verzögerte und verschleierte die Folgen nur etwas.

Es ist wichtig, in den Schwankungen des US-Dollar-Kurses oder des Rohölpreises nicht eine Bestätigung oder Widerlegung der Idee einer Öl-Deckung für den Dollar zu suchen. Entscheidend ist vielmehr zu erkennen, dass ab Mitte der 2000er Jahre mit dem oben beschriebenen Anstieg des Ölpreises das implizite Versprechen des Petrodollar-Systems zusammenzubrechen begann. Dieser Zusammenbruch hat sich seither fortgesetzt.

China will Yuan für Öl drucken – die USA willigen ungewollt ein

Eines der Länder, das die sinkende Verlässlichkeit des US-Dollars früh bemerkte, ist China. Nur wenige Tage nach der Ankündigung der größten Gelddruckaktion in der Geschichte durch den Fed-Vorsitzenden Ben Bernanke im März 2009 veröffentlichte der Chef der chinesischen Zentralbank ein Dokument mit dem kühnen Titel "Reform des internationalen Währungssystems", in dem er als Ersatz für das US-Dollar-zentrierte System ein neutrales Reserve-Asset forderte.

In den darauffolgenden Jahren machte China als größter Ölimporteur der Welt seinen Wunsch deutlich, Öl in seiner eigenen Währung kaufen zu können. Außerdem reduzierte China seine Käufe von US-Staatsanleihen und erwarb in rasantem Tempo Gold beides klare Misstrauensbekundungen gegenüber dem US-Dollar.

Viele interpretieren diese Schritte mit übertrieben geopolitischen Begriffen als den Wunsch Pekings, seine Muskeln spielen zu lassen und die von den USA geführte unipolare Welt zu seinem eigenen Vorteil zu untergraben. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass es für die Chinesen, die wenig in Öl und langfristig in US-Staatsanleihen investiert haben, um eine Frage der nationalen Sicherheit geht. Für China ist es keine Lösung, sich beim Kauf des wichtigsten Rohstoffs der modernen Wirtschaft – dessen Preis insgesamt nach oben tendiert – auf eine Währung zu verlassen, die von Tag zu Tag schwächer wird und von einem zunehmend aggressiven, schwächelnden Hegemon kontrolliert wird.

Im Bestreben, seine Währung für den Handel auf dem Weltmarkt attraktiv zu machen, führte China 2018 Ölkontrakte ein, die in Yuan abgerechnet werden. Auch wenn dies zunächst keine großen Auswirkungen auf die Dominanz des US-Dollars auf dem Ölmarkt hatte, zeigte es doch die Richtung, in die Peking steuerte. Den Ausschlag gab jedoch der Konflikt in der Ukraine – oder besser gesagt, Washingtons maßlose Reaktion darauf. Und hier kommen wir an den Punkt, an dem ein tiefgreifender wirtschaftlicher Trend und ein geopolitischer Krisenherd zusammentreffen.

Da Moskau durch die Sanktionen in der Vermarktung seines Öls eingeschränkt war, erhöhte China seine Käufe von russischem Rohöl zu günstigeren Preisen erheblich, wobei die Abwicklung in Yuan erfolgt. Der legendäre Analyst Zoltan Pozsar bezeichnete diese Entwicklung treffend als "Abenddämmerung für den Petrodollar ... und Morgenröte für den Petroyuan".

Aber das geht über China hinaus. Die BRICS-Gruppe als Ganzes zielt darauf ab, den Handel in ihren jeweiligen Landeswährungen zu steigern, was angesichts der willkürlichen und übergriffigen Sekundärsanktionen in Washington an Dringlichkeit gewonnen hat. Indien ist als drittgrößter Ölimporteur und -verbraucher der Welt seit 2022 zum größten Abnehmer von russischem Rohöl auf dem Seeweg geworden und bezahlt für russisches Rohöl in Rupien, Dirham und Yuan. Mit der Konsolidierung der BRICS-Gruppe und dem Entstehen neuer Finanzinfrastrukturen und Handelsnetze wird der Ölhandel jenseits des US-Dollar nur noch zunehmen.

Im Januar 2023 erklärte Saudi-Arabien sogar öffentlich, es sei bereit, sein Öl in anderen Währungen als dem US-Dollar zu verkaufen. Das war das erste öffentliche Eingeständnis dessen, worüber seit Jahren bereits spekuliert wurde. Im November desselben Jahres vereinbarte das Königreich ein Währungstausch-Rahmen mit China, was als eindeutiger Indikator für Pläne gilt, in Zukunft Geschäfte in Landeswährung abzuwickeln.

Die Petrodollar-Vereinbarung war für die Saudis sehr vorteilhaft, so dass sie in der Vergangenheit keine große Bereitschaft zeigten, sie aufzugeben. Zweifellos trägt dazu auch eine gewisse Unentschlossenheit bei, mit den Amerikanern zu brechen. Für die Führung von Ölförderländern geht es in der Regel nicht gut aus, wenn sie nicht mehr nach den Wünschen der USA handeln. Doch die Zeiten ändern sich, und in Riad scheint man das genau zu spüren.

Washington will alle Vorteile für sich, aber keine Verantwortung für andere

Wir haben uns bereits an die Verbreitung von ungedeckten Währungen gewöhnt, daher fällt es uns schwer zu begreifen, wie ungewöhnlich das Petrodollar-Abkommen damals für eine Welt war, die seit langem an eine Art von Goldstandard gewöhnt war. Es ist eine Sache, wenn irgendeine Regierung darauf besteht, dass ihre Währung innerhalb ihrer eigenen Grenzen akzeptiert wird. Aber  einem anderen Land vorzuschlagen, sich von realen Rohstoffen – wie Öl – für Geld zu trennen, das durch absolut nichts gedeckt ist, wäre in früheren Zeiten schwer zu vermitteln gewesen. Doch den USA ist das – und noch mehr – eine Zeit lang gelungen.

Und doch hätte allein auf der Grundlage militärischer Macht und dank Hinterzimmer-Deals diplomatischer Verschwörungen ein solches Abkommen niemals so lange Bestand gehabt – länger als das goldgestützte Bretton Woods.

In Washington, D.C. agierte man zwar schon immer mit einem gewissen Gefühl der Straffreiheit, weil man glaubte, es gäbe keine praktikable Alternative zum US-Dollar, doch in der mehrere Jahrzehnte währenden goldenen Ära des Petrodollars gab es zumindest eine wirtschaftliche Rechtfertigung dafür. Der US-Dollar funktionierte für den Rest der Welt so gut, dass sich bis vor kurzem kein größerer Block gegen ihn stellte. Und der lange Schatten von Paul Volcker verlieh dem noch Glaubwürdigkeit.

Doch genauso wie die USA ab 1971 ihrer Verpflichtung zur Konvertierung von Dollar in Gold nicht mehr nachkommen wollten, gaben sie später ihre indirekte Verpflichtung auf, den Wert ihres Dollars im Verhältnis zum Öl zu stützen. Und seitdem zeigt man in Washington nicht mehr den geringsten Anschein von finanzpolitischer Zurückhaltung und auch nicht mehr den Anschein, den US-Dollar zum Wohle aller zu verwalten. Stattdessen setzt man nun den US-Dollar als Waffe ein, um in einem verzweifelten Versuch die selbst in Gang gesetzten Ereignisse rückgängig zu machen, mit denen man die Integrität der Währung nicht bewahrt hat.

Nun kämpfen die USA darum, alle Vorteile dieses gescheiterten Systems zu erhalten, obwohl sie weder dafür gerüstet noch willens sind, diese Verantwortung noch länger zu übernehmen. Wenn der US-Dollar nicht an Gold gekoppelt und nicht einmal implizit durch Öl gedeckt ist und Washington nicht gewillt ist, seine Integrität zu bewahren, wird er kaum geeignet sein, den Handel mit wichtigen Ressourcen zu erleichtern. Ein so tief verwurzeltes System wie der Petrodollar wird nicht über Nacht verschwinden. Aber wenn sein wirtschaftliches Fundament erst einmal erodiert ist, lässt es sich nur noch eine gewisse Zeit lang durch Getöse und mit Täuschungsmanövern aufrechterhalten.

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Übersetzt aus dem Englischen 

Henry Johnston ist Redakteur bei RT und war es ein Jahrzehnt lang im Finanzwesen tätig.

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