Netanjahu kontert Chefankläger Khan: In den USA sterben mehr Menschen an Hunger als in Gaza

Nach den schweren Anschuldigungen, die der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) gegen Israel erhoben hat, setzt sich der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu weiterhin entschieden zur Wehr. In einem Interview mit dem Fernsehsender CNN bezeichnete der Politiker den gegen ihn erhobenen Vorwurf, die Zivilbevölkerung im Gazastreifen bewusst auszuhungern, als absolut falsch. Zu seiner Rechtfertigung führte er folgende Statistiken an, wörtlich unter Nennung der folgenden Zahlen:

"Für diese Bevölkerung schickten wir mit Lkw 500.000 Tonnen Lebensmittel und Medikamente."

Diese Hilfsgüter seien mit 20.000 Trucks in den Gazastreifen befördert worden. Israel habe zu diesem Zweck Straßen asphaltiert und die Grenzübergänge geöffnet, welche die Hamas zuvor geschlossen habe. Humanitäre Ladungen seien zudem von Flugzeugen aus abgeworfen worden. Netanjahu behauptete zudem, dass in diesem Zusammenhang die Lebensmittelpreise in Gaza um 80 Prozent gefallen seien.

"Meines Wissens sprechen sie von 23 oder 30 Todesfällen durch Unterernährung für eine Bevölkerung von zwei Millionen. Im Jahr 2022 hat es aber in den USA 20.000 Todesfälle durch Unterernährung gegeben."

Diese Worte des israelischen Ministerpräsidenten stehen allerdings in krassem Widerspruch zu Berichten mehrerer internationaler Organisationen, die die prekäre Situation in der palästinensischen Küstenenklave dokumentieren. Laut einem gemeinsamen Bericht der Weltbank und der Vereinten Nationen vom April dieses Jahres befinden sich mehr als die Hälfte der Gaza-Einwohner am Rande einer Hungersnot, während mehr als eine Million Menschen obdachlos geworden sind. Aus demselben Bericht geht hervor, dass die Bevölkerung des Gazastreifens inzwischen 80 Prozent der Menschen ausmacht, die weltweit unter Hunger leiden.

Am Montag hatte der IStGH Chefankläger Karim Khan Haftbefehle gegen Netanjahu, dessen Verteidigungsminister Joaw Galant und die drei Hamas-Führer Jehia Sinwar, Mohammed Deif und Ismail Hanija beantragt. Khan beschuldigte sie, im Zusammenhang mit der seit mehr als sieben Monaten andauernden Gaza-Krise, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Zum Vorgehen Israels hieß es in einer Erklärung, dass "die Auswirkungen des Einsatzes von Hunger als Methode der Kriegsführung zusammen mit anderen Angriffen und kollektiven Bestrafungen gegen die Zivilbevölkerung in Gaza akut, sichtbar und weithin bekannt" seien. Die beantragten Haftbefehle gegen die beiden Regierungsmitglieder sorgten in Israel für Empörung.

Israel hat seine groß angelegte Militäroperation im Gazastreifen begonnen, nachdem Hamas-Kämpfer am 7. Oktober mehrere Ortschaften angegriffen und dabei 1.200 Israelis getötet sowie 240 Geiseln genommen hatten. Nach palästinensischen Angaben wurden infolge der israelischen Angriffe seitdem mehr als 35.000 Zivilisten im Gazastreifen getötet – die meisten von ihnen Frauen und Kinder.

Mehr zum ThemaGazakrieg: Israel unterbindet die Live-Berichterstattung der US-Nachrichtenagentur AP

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