Gegen den 100 Jahre alten ehemaligen KZ-Wachmann Gregor Formanek könnte nun doch ein Verfahren eröffnet werden. Das Landgericht Hanau hatte im Mai die Eröffnung eines Verfahrens abgelehnt, nachdem ein Sachverständiger erklärt hatte, der Mann sei aufgrund seines gesundheitlichen Zustands nicht verhandlungsfähig. Diese Entscheidung hat nun das Oberlandesgericht Frankfurt aufgehoben. Nun muss sein Gesundheitszustand erneut untersucht werden. Der Frankfurter Generalstaatsanwalt Torsten Kunze sagte:
"Ich begrüße die Entscheidung des Oberlandesgerichts, dass die Verhandlungsfähigkeit des Angeschuldigten noch einmal gründlich geprüft wird. Sollte das Hauptverfahren eröffnet werden, könnte es sich um den letzten Prozess dieser Art handeln, was die historische Bedeutung des Verfahrens unterstreicht."
Formanek wird vorgeworfen, von Juli 1943 bis Februar 1945 in 3.322 Fällen Beihilfe zum Mord geleistet zu haben. Als Angehöriger eines SS-Wachbataillons soll er die Ermordung Tausender Häftlinge unterstützt haben. Unter anderem soll er mit der Überführung ankommender Häftlinge vom Bahnhof in das Hauptlager sowie mit der Bewachung von Häftlingstransporten beauftragt gewesen sein.
"Es gibt jetzt die Chance, dass die Verhandlung stattfinden kann. Es ist aber nicht sicher", sagte Nils Lund, Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft, gegenüber der dpa. Mit Blick auf das hohe Alter des Beschuldigten sei Eile geboten.
Nach dem Krieg wurde Formanek von der Roten Armee verhaftet. Ein sowjetisches Militärgericht in Potsdam verurteilte ihn wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 25 Jahren Haft. Nach zehn Jahren wurde er entlassen und arbeitete laut dem Springerblatt Bild als Pförtner.
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