Anlässlich des Konflikts in der Ukraine wird das Schreckgespenst eines Atomkriegs an die Wand gemalt. Wie realistisch ist die Annahme, dass es einen geben wird und würde die Welt dann wirklich untergehen? Von Peter Haisenko
In unserem Bewusstsein wurde verankert, dass die radioaktiven Produkte von Atomexplosionen Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende benötigen, bis sie zur Unschädlichkeit abgebaut sind.
Das trifft wahrscheinlich zu. „Wahrscheinlich“ deswegen, weil der praktische Nachweis für diese Hypothese auch erst nach Ablauf dieser Zeitspannen festgestellt werden kann.
Aber wie ist es mit all den anderen Horrorprognosen, die uns um den möglichen Ausbruch eines Atomkriegs und seiner Folgen serviert werden? Betrachten wir dazu, was wir aus den bis heute stattgefundenen Explosionen von Atombomben an gesichertem Wissen erhalten können.
Nach der Zündung der ersten Atombombe in der Wüste von Nevada wurden die nächsten zwei auf Menschen in Hiroschima und Nagasaki abgeworfen. Bereits während meiner Schulzeit habe ich mich gefragt, was denn aus der Umgebung dieser zwei Atombombenabwürfe geworden ist.
Mit den Angaben zu den „Halbwertzeiten“ entstand der Eindruck, dass diese Gebiete innerhalb der nächsten Jahrhunderte unbewohnbar sein müssten, wegen der radioaktiven Verschmutzung.
Dann, später, konnte ich lernen, dass beide Orte wieder aufgebaut und bewohnt sind. Nur noch Museen erinnern an dieses exemplarische Verbrechen. Da muss die Frage aufkommen: Warum ist das so? (Wer stoppt den Irren endlich? Selensky droht in Brüssel: NATO-Beitritt oder die Ukraine wird sich atomar bewaffnen)
Hiroschima, Nagasaki, Dresden und Tokyo
Betrachten wir zunächst die direkten Folgen. Hiroschima: Insgesamt starben bei dem Abwurf samt den Spätfolgen bis 1946 unterschiedlichen Schätzungen zufolge 90.000 bis 166.000 Menschen. Nagasaki: Etwa 30 Prozent der Bevölkerung wohnten 2000 Meter oder weniger vom Bodennullpunkt entfernt.
Im Innenstadtbereich starben sofort etwa 22.000 Menschen und von den 42.000 Verletzten starben weitere 17.000 innerhalb der nächsten vier Monate. Nach anderen Quellen gab es insgesamt sogar 70.000 bis 80.000 Tote und 74.909 Verletzte.
Weil es sich um ein Verbrechen der USA handelt muss davon ausgegangen werden, dass die Anzahl der Opfer in den Publikationen herunter gefälscht worden sind, vor allem in Wikipedia. So krass, wie man es mit den Todesopfern in Dresden gemacht hat, konnte aber hier nicht vorgegangen werden.
Die Wahrheit ist nämlich, dass allein in Dresden mit mehr als 250.000 Toten mehr Menschen ermordet worden sind, als in Hiroschima und Nagasaki zusammen. Ohne Atombombe.
Die Fokussierung auf das Atombombenmassaker verbannt auch eine andere Untat und ihre Zahl an Toten in das Reich des Vergessens. Tokyo. Dort haben die USA perfide geplant mit Bomben einen Feuerring um die Innenstadt gelegt, dem niemand lebend entkommen konnte. 1932 betrug die Einwohnerzahl Tokyos etwa fünf Millionen.
Wieviele davon bei den amerikanischen Bombardements 1945 umgekommen sind, wird bis heute kontrovers diskutiert. Realistische Schätzungen bewegen sich zwischen 500.000 und mehr als einer Million. Ohne den Einsatz von Atombomben.
Mit diesen Ausführungen zeige ich auf, dass es keiner Atombomben bedarf, um Millionen Zivilisten in Städten umzubringen. Wir Deutsche sollten das wissen und die Einwohner von Gasa haben einen Vorgeschmack davon bekommen.
Kein Fallout über Hiroschima
Doch nun zu der Frage, warum Hiroschima und Nagasaki nach erstaunlich kurzer Zeit am selben Ort wieder aufgebaut und bewohnt werden konnten. Das liegt an der Natur einer Kernexplosion. Ebenso wie die zwei Bomben auf Japan werden Atombomben bis heute in der Planung in einer Höhe von etwa 300 Metern über dem Ziel gezündet. Das garantiert Zerstörung in weitem Umfeld.
Würde eine solche Bombe erst am Boden gezündet, wäre ihr Wirkradius erheblich kleiner. Bereits nach wenigen hundert Metern würde die Abschattung durch Gebäude oder Berge die Stoß- und Hitzewirkung und auch die radioaktive Strahlung stark reduzieren. Aber was ist mit den radioaktiven Elementen, die diese „ewige“ Halbwertzeit haben? Die kommen kaum mit dem Boden in Berührung.
Bei einer Atomexplosion entsteht eine enorme Hitze. Wirklich enorm. Diese Hitze lässt den Atompilz entstehen. Es entsteht gleichsam ein extrem kleines aber mächtiges Tiefdruckgebiet, das alles in seiner Umgebung aufsaugt und weit nach oben transportiert. Bei der stärksten jemals gezündeten Bombe, der Wasserstoffbombe, genannt die „Zar-Bombe“, reichte der Atompilz bis in eine Höhe von 60 Kilometern.
Das bedeutet, dass die radioaktiven Partikel vom Bodennullpunkt weg transportiert werden und sich mit den Winden letztlich über die gesamte Erdhalbkugel verteilen. Dadurch wird die Kontaminierung so breit verteilt, dass sie nirgendwo mehr wahrgenommen wird, als unschädlich bezeichnet werden kann.
Das wiederum bedeutet, dass die Zündung einer Atombombe zu einem lokalen Ereignis wird, das nach wenigen Kilometern keine Auswirkungen hat.
Japanische Städte sind anders als europäische
Bezüglich der Zerstörungen in direkter Nähe der Explosion sind die japanischen Städte kein Modell für europäisch-westliche Verhältnisse. Die Häuser in japanischen Städten sind zumeist Holzkonstruktionen, die nicht die Standfestigkeit von Ziegel- oder Betonbauten haben.
Man kann das an den Bildern aus Hiroschima sehen, weil dort die vereinzelten Betonbauten zwar stark beschädigt sind, aber als solche noch erkennbar. So gibt es keine praktischen Erfahrungen, wie eine Stadt mit soliden Häusern nach einem Atombombenabwurf aussähe.
Auch Vergleiche mit den Flächenbombardements deutscher Städte sind nicht zulässig. So kann angenommen werden, dass man in einem Keller eine Atombombe einigermaßen unbeschädigt überleben kann. Auch das Verlassen des Kellers wird nach kurzer Zeit möglich sein, ohne all zu große Strahlengefahr.
Hier will ich kurz auf den Unterschied zwischen einer Atombombe und einer Havarie in einem Kernkraftwerk eingehen. Von Tschernobyl wissen wir, dass die Umgebung von etwa 50 Kilometern radioaktiv verseucht ist. Warum ist das so? Geht ein Reaktor durch, dann gibt es eben nicht die schlagartige Hitzeentwicklung, die dann alles absaugt und über die Welt verteilt.
Der Großteil der radioaktiven Materialien geht in unmittelbarer Umgebung nieder. Das heißt, die verhältnismäßig geringen Mengen an Radionukliden konzentrieren sich auf das Umfeld und machen dieses unbewohnbar.
Tatsache ist nämlich, dass von der Katastrophe in Tschernobyl fast nichts in Deutschland angekommen ist. Aber man hat doch erhöhte Radioaktivität gemessen? Ja, aber die stammt nicht aus Tschernobyl.
Anmerkung: In München haben nach Tschernobyl besonders hysterische Atomkritiker Trockenmilch gekauft, die ein Jahr alt war. Toll, bis jemand diese Trockenmilch mit dem Geigerzähler untersucht hat und feststellen musste, dass diese alte Milch stärker strahlte, als die Frischmilch nach Tschernobyl.
Altlasten
Bis Ende der 1960er Jahre sind 688 Atombomben oberirdisch gezündet worden. Viele davon auf der Südhalbkugel, im Pazifik. Alles, was wir bis heute an Radioaktivität messen, die durch Atomreaktionen entstanden ist, stammt aus den 1960er Jahren. Es hat sich fein verteilt über die ganze Erde niedergeschlagen. Natürlich wird das verschwiegen, aus zweierlei Gründen.
Erstens will man verhindern, dass die Verursacher dieser Verschmutzung an den Pranger gestellt werden. Zu anderen ist das Märchen von Tschernobyl ein besonders gutes Argument gegen die Kernkraft als solche. Wieder einmal werden wir hinters Licht geführt.
Es sind also während gut zehn Jahren 688 Atombomben in der Atmosphäre gezündet worden und niemand hat es bemerkt. Wie soll man da die Aussicht beurteilen, dass mit einem Atomkrieg die große Dunkelheit über die Erde kommen wird? Natürlich ist es etwas anderes, wenn 700 oder mehr Bomben innerhalb weniger Tage gezündet werden.
Dennoch muss eine Betrachtung über die Massen gemacht werden, und zwar im Vergleich zu Vulkanausbrüchen. Werfen wir einen Blick auf die Eruption des Pinatubo am 15. Juni 1991. Da wurden zehn Kubikkilometer „Tephra“ bis in die oberen Schichten der Atmosphäre geschleudert. Was ist „Tephra“? Siehe hier:
https://www.vulkane.net/vulkanismus/tephra-pyroklastika.html
Selbst alle Atombomben zusammen sind nicht in der Lage, derartige Mengen an (radioaktiven) Materialien in die Atmosphäre einzubringen. Und nicht vergessen: Pinatubo war nur einer von zahlreichen Vulkanausbrüchen der letzten Jahrhunderte. Ja, das gab teils drastische Auswirkungen auf das Wetter, aber wir leben immer noch. Mehr zur Pinatubo-Katastrophe hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pinatubo
Das Weltuntergangsszenario trifft nicht zu
Das Problem an meinen Ausführungen ist, dass das den Leuten an den roten Knöpfen bekannt ist. Das heißt, dass sich die sehr wohl bewusst sind, dass ein Atomkrieg nicht das Ende der Welt sein wird. Ja, es würde das Ende mancher Hauptstädte sein, aber viel wichtiger ist es, den Menschen eine unscharfe Angst vor den Folgen eines Atomkriegs einzuflößen.
Ach ja, wüssten die das nicht, würde auch niemand atombombensichere Bunker bauen. Die wären unsinnig. Und natürlich muss auch angemerkt werden, dass die Bomben auf Japan sehr kleine waren, verglichen mit den später gebauten. Durchaus im Faktor hundert.
Die nächste Frage muss sein, ob der Abwurf einer Atombombe sofort den weltweiten Atomkrieg auslösen würde. Würde Russland Atomraketen Richtung Washington senden, wenn die USA eine auf Teheran würfen?
Würde Russland Israel atomisieren, wenn die eine solche Bombe auf Teheran würfen? Oder würden die USA Russland mit Atomraketen angreifen, wenn Kiew atomisiert würde? Oder gar Berlin? Ich denke, diese Fragen können mit einem klaren „Nein“ beantwortet werden. Es geht folglich bei der Frage des Einsatzes von Atomwaffen mehr darum, wer sich nach den USA den Makel anheften will, die nächste Bombe geworfen zu haben.
Insbesondere die USA sind sich darüber im Klaren, dass ein Atomkrieg zum ersten mal Zerstörungen innerhalb ihres eigenen Landes bedeuten würde und das wäre für „the worlds leading Nation“ etwas ganz neues und ob sie damit umgehen könnten, halte ich für unwahrscheinlich.
Tatsächlich ist die Schwelle eher moralisch
So komme ich zu dem Schluss, dass die Schwelle eine Atombombe einzusetzen, rein technisch, unter Betrachtung der direkten Folgen, eher niedrig ist. Wie wir gerade in Gasa beobachten müssen, braucht es die nicht, um Millionenstädte in Schutt und Asche zu legen. Oder wie wir Deutsche wissen, konnten die USA und England die deutschen Städte auch ohne Atom massenhaft zerstören und Millionen Zivilisten umbringen.
Es ist nur konventionell nicht so spektakulär, wenn der Atompilz fehlt. Die Auswirkungen sind aber erheblich schlimmer, als nach einem Atombombenabwurf. Siehe Dresden oder Tokyo oder Pjöng-Jang oder all die anderen Städte, die die angloamerikanischen Verbrecher kaputt geschmissen haben.
Nur Israel hat sich jetzt mit Gasa den einzigen zwei Nationen gleich gestellt, die vorsätzlich und mit wissenschaftlicher Planung Städte zerstört und Zivilisten ermordet haben, ohne sich den Makel anzuziehen, eine Atombombe eigesetzt zu haben.
Einen Atomkrieg, einen massenhaften Abtausch von Atomschlägen zwischen den großen Atomnationen, halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Den Einsatz von einzelnen Atombomben hingegen durchaus als eine reale Gefahr.
Insbesondere Israel könnte der Staat sein, der diese ultimative Waffe gegen der Iran einsetzt. Auch wenn es nur darum geht zu beweisen, dass sie die Bombe tatsächlich haben. Das könnten sie tun in dem Bewusstsein, dass der Wertewesten auch dann keine Maßnahmen gegen Israel ergreifen wird, die über ein „das war aber nicht nett“ hinausgehen werden.
Auch Russland wird sich in gewohnter Weise klug zurückhalten. Lassen Sie sich also nicht von der Angst vor einem Atomschlag paralysieren. In Europa werden wir dadurch keine Auswirkungen merken.
So sah Hiroschima nach dem Abwurf der Atombombe aus:
Und so sah Tokyo am 10.03.1945 aus:
Hier wird der Vergleich dargestellt mit Luftbildern, was von Tokyo nach den mörderischen (konventionellen) Bombardements der USA übrig geblieben ist:
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