Die Vereinigten Staaten haben die Kontrolle über ihre Verbündeten und die Welt verloren

Von Geworg Mirsajan

Auf die USA wird nicht mehr gehört. Zu diesem Schluss kommt die Nachrichtenagentur Bloomberg, die die Schritte der US-amerikanischen Feinde analysiert hat.

Die Vereinigten Staaten bitten beispielsweise den Iran, keine ballistischen Raketen nach Russland zu liefern – er tut es aber trotzdem (nur wenige Menschen glauben den Worten des Präsidenten der Islamischen Republik Massud Peseschkian, dass dies nicht wahr ist). Die Vereinigten Staaten fordern China auf, Russland nicht mit Industriegütern und Technologien zu beliefern, die Moskau helfen, den Sanktionen zu trotzen und die militärische Sonderoperation durchzuführen – China tut es trotzdem. Hinzu kommt, dass der Iran und China (zusammen mit Nordkorea, das die USA hätten auch um etwas bitten können, was sie aber als sinnlos ansahen) laut Bloomberg mit Russland "ihre Beziehungen vertiefen, um die US-amerikanische Vorherrschaft herauszufordern, obwohl sie mit einigen der umfassendsten Sanktionen konfrontiert sind, die der Westen je verhängt hat".

Und die Liste der Beispiele für Ungehorsam ist noch lange nicht zu Ende. Venezuela, dessen Präsident Nicolás Maduro die Wahlen gewonnen hat und die Forderungen der Vereinigten Staaten nach einer Überprüfung der Wahlergebnisse ignoriert, rebelliert. Die jemenitischen Huthis, die die Versuche der US-Marine unbeeindruckt lassen, sie daran zu hindern, die Schifffahrt im Roten Meer zu behindern, rebellieren. Auch afrikanische Länder rebellieren, wodurch "Washington und seine Verbündeten angesichts des wachsenden Einflusses Russlands und Chinas aus ihren Stützpunkten in Afrika vertrieben wurden". Und schließlich rebellieren sogar Verbündete wie Israel, das seine Politik ohne Rücksicht auf die Interessen Washingtons verfolgt – und diesen Interessen manchmal sogar ernsthaft Schaden zufügt.

Warum ist das so? Dafür gibt es drei Gründe.

Erstens handelt es sich um eine starke Neigung der Nationalstaaten zur nationalen Souveränität. Das Scheitern der Globalisierung (oder besser gesagt, ihre Diskreditierung durch die Vereinigten Staaten) in Verbindung mit der starken Schwächung der internationalen Institutionen (wiederum aufgrund ihrer Diskreditierung durch die US-Amerikaner) führte dazu, dass die Länder weltweit beginnen, sich auf ihre eigenen Ressourcen und Fähigkeiten zu verlassen, um ihre Ziele zu erreichen. Dementsprechend beginnen sie, ihre nationalen Interessen aktiver zu schützen, da sie erkennen, dass sie niemand außer ihnen selbst schützen wird.

Zweitens haben sie sehr schnell erkannt, dass die Verteidigung dieser nationalen Interessen nicht so schwierig ist, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Viele waren einst durch verschiedene Ängste vor US-amerikanischen Zwangsmaßnahmen – Sanktionen, humanitären Interventionen, Bombardierungen und sogar "Isolation" – gehemmt. Russland hat jedoch gezeigt, dass diese Sanktionen nicht so furchterregend sind, wie sie von den westlichen Medien und NGOs dargestellt werden. Dass selbst ein entwickelter, in die Weltwirtschaft integrierter Staat (und nicht nur das theoretische Nordkorea, das außer seinem Kimchi und seinen Atomwaffen nichts zu verlieren hat) durchaus in der Lage ist, den stärksten westlichen Sanktionen der Geschichte zu widerstehen. Dazu bedarf es nur des politischen Willens der Führung und des Zusammenhalts des Volkes. Zusammenhalt, der in erster Linie durch das Vertrauen in die Richtigkeit des eigenen Handelns, multipliziert mit Nationalstolz, erreicht wird. Und jetzt, mit Blick auf Russland, gewinnt auch China (das bisher immer versucht hat, dem Konflikt mit den US-Amerikanern auszuweichen) den politischen Mut für eine direkte Konfrontation.

Und schließlich ist der dritte Grund, dass die US-amerikanischen Politiker, um es milde auszudrücken, intellektuell drastisch degradiert sind. Der Aufstieg einer Generation von Globalisierungsfantasten an die Macht, das Fehlen eines globalen politischen Wettbewerbs, die Besonderheiten der internen politischen Selektion in den Vorwahlen (wo Radikale an die Spitze gebracht werden) – all das hat dazu geführt, dass zumindest im fünften Wahlzyklus in den Vereinigten Staaten Menschen an der Macht sind, die nicht in der Lage sind, globale Prozesse zu steuern. Sie sind unfähig, das zu schaffen, was einige russische Verschwörungstheoretiker "kontrolliertes Chaos" nennen. Das Chaos (sei es der Arabische Frühling, der Versuch, Russland durch das Konzept der Farbrevolutionen einzudämmen, oder der Wunsch, die Kontrolle über Afrika und Lateinamerika wiederzuerlangen, das in Richtung China abdriftet) ist schnell unbeherrschbar geworden und hat neue Möglichkeiten und Kombinationen für umsichtigere und geschicktere Politiker aus China, Russland, Iran und so weiter geschaffen.

Das Hauptproblem für die USA ist jedoch nicht einmal, dass ihre strategischen Gegner rebellieren. Washington verliert auch die Kontrolle über seine Verbündeten – jene, deren Ressourcen es früher nutzte, um die globale Vorherrschaft zu sichern, und die es gewohnt war, als regionale Instrumente einzusetzen.

Nicht nur die Türkei (mit Recep Tayyip Erdoğan an der Spitze, dem ewigen Spitzenkandidaten fürs Sitzen auf zwei Stühlen) rebelliert bereits, sondern auch das einst treue Saudi-Arabien. Das Königreich der zwei heiligen Stätten des Islam hat die Möglichkeiten und vor allem den Wunsch Washingtons, seine Sicherheit zu gewährleisten, nüchtern bewertet und einen Kurs zur Diversifizierung der Beziehungen eingeschlagen. So hat es beispielsweise den Ölhandel mit China auf Yuan umgestellt. Darüber hinaus arbeitet Riad aktiv mit Moskau zusammen, um die weltweiten Ölpreise zu kontrollieren, und betrachtet auch mit Interesse die russisch-chinesischen globalen Initiativen (wie BRICS).

Auch Israel rebelliert. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Vereinigten Staaten tatsächlich als Geisel genommen – mit seiner brutalen, nicht mit den US-Amerikanern abgestimmten Operation im Gazastreifen hat er den Beziehungen der USA zur arabischen Welt einen schweren Schlag versetzt (Washington war verpflichtet, Israel aufgrund der Besonderheiten der US-amerikanisch-israelischen Beziehungen einfach unterstützen). Darüber hinaus versucht Netanjahu nun tatsächlich, die USA in einen direkten militärischen Konflikt mit dem Iran hineinzuziehen (was nach Ansicht des israelischen Ministerpräsidenten sowohl ihn selbst vor dem Amtsverzicht als auch Israel vor der tödlichen atomaren Bedrohung durch den Iran bewahren werde).

Auch schwächere Länder rebellieren. Ungarn ist ein ständiger Bremsklotz für die gesamte westliche Sanktionspolitik gegen Moskau. Es verhindert die Verabschiedung der härtesten (und für Europa selbstmörderischsten und von den USA gewünschten) antirussischen Sanktionen, wie das Embargo auf Kohlenwasserstoffe. Sogar Georgien meldet sich zu Wort, dessen Führung Washington direkt mit einer Revision der bilateralen Beziehungen droht, weil die US-Amerikaner Tiflis unter Druck setzen, eine zweite Front gegen Russland zu eröffnen und der lokalen Bevölkerung LGBT-Werte aufzuzwingen. Die georgischen Behörden sondieren nun den Boden für eine Wiederherstellung der Beziehungen zu Moskau.

Der gefährlichste rebellische Verbündete der USA ist jedoch die Ukraine. Das Selenskij-Regime, das von Washington nicht die nötigen Waffen erhält und gleichzeitig die Schwäche der US-amerikanischen Führung (vor allem in der Übergangszeit) spürt, versucht in etwa dasselbe wie Netanjahu – die USA in einen Krieg an seiner Seite zu ziehen. Nur dass ein Krieg mit dem Iran eine Sache ist, ein Krieg mit dem atomar bewaffneten Russland eine ganz andere. Gleichzeitig sind die US-Amerikaner nicht in der Lage, den Chef des Kiewer Regimes daran zu hindern, die unmenschlichsten Provokationen bis hin zur nuklearen Inszenierung zu veranstalten, um seine Ziele zu erreichen.

Idealerweise sollten die US-Amerikaner in dieser Situation auf Schadensminimierung setzen. Sie sollten versuchen, die Beziehungen zu denjenigen Verbündeten diplomatisch zu regeln, mit denen dies noch möglich ist, und die Gegner mit denjenigen konfrontieren, die endgültig außer Kontrolle geraten sind. Aber eine solche geopolitische Lösung erfordert nüchterne, pragmatische Führungspersönlichkeiten an der Spitze der Vereinigten Staaten – und woher sollen diese kommen?

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 3. Oktober 2024 zuerst auf der Website der Zeitung Wsgljad erschienen.

Geworg Mirsajan ist außerordentlicher Professor an der Finanzuniversität der Regierung der Russischen Föderation, Politikwissenschaftler und eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Geboren wurde er 1984 in Taschkent. Er machte seinen Abschluss an der Staatlichen Universität des Kubangebiets in Krasnodar und promovierte in Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt USA. Er war von 2005 bis 2016 Forscher am Institut für die Vereinigten Staaten und Kanada an der Russischen Akademie der Wissenschaften.

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