Dieses Schreiben wird von diversen Menschen in Sozialen Medien ungeprüft geteilt, obgleich der Brief zweifelhaft erscheint:
„Sogar Einstein wurde zunächst abgelehnt. Seine Relativitätstheorie wurde mit der Begründung abgelehnt, sie sei weniger Physik als vielmehr Kunst!“, schrieb Shekhar Kapur.
Filmemacher Shekhar Kapur hat eine motivierende Nachricht auf Twitter gepostet, in der er seine Anhänger zu „Leidenschaft und Ausdauer“ auffordert und das Beispiel von Albert Einstein nennt, der, wie er schrieb, einst von der Universität Bern abgelehnt wurde.
Herr Kapur teilte sogar den Ablehnungsbescheid der Universität aus dem Jahr 1907, in dem Herrn Einstein angeblich eine Stelle als außerordentlicher Professor verweigert wurde. Aber ist der Brief echt?
Bei dem Brief handelt es sich lediglich um eine Fälschung.
Der gefälschte Brief der Universität Bern, getippt auf einem vergilbten Blatt Papier, informierte Albert Einstein darüber, dass sein Doktoratsantrag abgelehnt worden sei.
Weiter kritisierte er seine inzwischen berühmte Relativitätstheorie als „eher kunstvoll als wirkliche Physik“. Der Brief wurde von Prof. Wilhelm Heinrich, Dekan der Philosophisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern, unterzeichnet.
„Sogar Einstein wurde zunächst abgelehnt. Seine Relativitätstheorie wurde abgelehnt, weil sie weniger Physik als vielmehr Kunst sei!“, schrieb Herr Kapur, als er den Brief teilte.
Lessons of Life : if you believe in yourself, have passion and perseverence, you will achieve your goals. Even Einstien was rejected initially. His Theory of Relativiry was rejected as being much less Physics, more Art ! pic.twitter.com/1SusjdMZgg
— Shekhar Kapur (@shekharkapur) September 18, 2020
Zahlreiche Twitter-Nutzer informierten den mit dem National Award ausgezeichneten Regisseur umgehend darüber, dass es sich bei dem Brief um eine Fälschung handelte.
Der gefälschte Brief ist tatsächlich schon seit einigen Jahren im Umlauf, und Herr Kapur ist nicht der Erste, der darauf hereinfällt.
2018 hatte auch der Kongressabgeordnete Shashi Tharoor das Bild geteilt – und später ein Update veröffentlicht, in dem er zugab, auf einen gefälschten Brief hereingefallen zu sein.
Woran lässt sich also erkennen, dass der Brief nicht echt ist?
Erstens die Tatsache, dass der Brief auf Englisch verfasst ist. Die Universität Bern befindet sich in der Schweiz, wo Deutsch die vorherrschende Sprache ist.
Albert Einstein selbst wurde in Deutschland geboren und veröffentlichte seine akademischen Arbeiten auf Deutsch. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Universität dem deutschsprachigen Herrn Einstein einen Brief auf Englisch geschickt hätte.
Darüber hinaus bezieht sich der Brief laut der Faktencheck-Website Snopes auf die moderne Postleitzahl von Bern – 3012. In einem Brief aus dem Jahr 1907 wäre diese allerdings nicht enthalten gewesen, da die Schweiz das vierstellige Postleitzahlensystem erst in den 1960er-Jahren einführte.
Die Universität Bern hatte 2016 mit einem Artikel in ihrem Online-Magazin versucht, Klarheit über den Brief zu schaffen .
For all those smarting from rejection: those in power today (&in a position to judge you) will not necessarily be proven right tomorrow. And their judgement of you might look downright silly…. pic.twitter.com/jiDzjbaRyt
— Shashi Tharoor (@ShashiTharoor) June 11, 2018
Niklaus Bütikofer, Archivar der Universität Bern, stellte klar, dass es sich bei dem Brief um eine „relativ grobe Fälschung“ handele und dass man sich auch keine große Mühe gegeben habe, ihn glaubwürdig zu gestalten.
In dem Artikel heißt es seitens der Universität zudem, dass es an der Universität Bern „nie einen Dekan – und nicht einmal einen Dozenten – mit dem Namen Wilhelm Heinrich gegeben habe“.
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