In diesem aufschlussreichen Interview vom 24. März 2025 spricht der US-Verfassungsrechtler Judge Andrew Napolitano mit dem renommierten geopolitischen Analysten Pepe Escobar, der sich zu diesem Zeitpunkt direkt vor Ort in Sanaa, Jemen befindet. Escobar schildert eindrucksvoll die aktuelle Lage nach den US-Luftangriffen auf zivile Ziele, berichtet von seinen Begegnungen mit jemenitischen Offiziellen und analysiert die geopolitische Dimension der Eskalation. Das Gespräch beleuchtet sowohl die militärische Realität als auch die politischen Motive hinter dem US-Eingreifen – und wirft ein kritisches Licht auf die Rolle der USA im Jemen-Konflikt.
Interviews zwischen Judge Andrew Napolitano und dem geopolitischen Analysten Pepe Escobar, aufgezeichnet am 24. März 2025, direkt aus Sanaa, Jemen:
Judge Napolitano:
Pepe, mein lieber Freund, wo bist du gerade?
Pepe Escobar:
ich bin in Sanaa, der Hauptstadt des Jemen, und ich habe ein bisschen Sanaa mitgebracht – das hier ist ein Teil der Altstadt.
Napolitano:
Was machst du dort?
Escobar:
Es ist eine außergewöhnliche Geschichte. Ich habe ein Jahr lang versucht, meine Reise in den Jemen zu organisieren. Wir sind eine kleine Gruppe, Teil einer Konferenz über Palästina, die am Samstag begann und bis Dienstag andauert. Heute hatten wir Diskussionen mit jemenitischen Gelehrten über eine Art „Roadmap“, wie der Jemen der palästinensischen Sache helfen kann.
Für mich als Pilger war es ein Traum, Sanaa zu besuchen. Heute früh bin ich alleine durch die Stadt gelaufen – und wurde höflich von der Sicherheit verhaftet, weil ich das nicht allein tun darf. Sie sind völlig ausgerastet.
Napolitano:
Du warst an einem Ort, der gestern Nacht bombardiert wurde?
Escobar:
Ja, heute Nachmittag waren wir an der Stelle, die gestern Nacht von den Amerikanern bombardiert wurde. Wir hörten zwar keine Bomben, aber die Sirenen und wussten dann, dass etwas passiert war – nur 2,5 Kilometer vom Hotel entfernt.
(Videoaufnahme läuft – Escobar beschreibt sie):
Ich stehe an der Stelle eines Wohnhauses, das gestern gegen 21 Uhr von amerikanischen Bomben getroffen wurde. Es befanden sich ausschließlich Zivilisten darin. Vier bis fünf Tote, etwa zwölf Verletzte. Es hatte keinerlei militärischen Wert. Die Gegend ist ein proletarisches Wohngebiet. Was gewinnen die USA, wenn sie ein Wohnhaus in Sanaa bombardieren? Nichts.
Escobar:
Noch schlimmer: Vor wenigen Stunden wurde ein interner Chatverlauf geleakt, der zeigt, wie der Krieg gegen den Jemen geplant wurde. Aussagen wie die von Vizepräsident Vance: „Lasst uns eine klare Botschaft senden“. Sie diskutieren einen Krieg über Signal – eine verschlüsselte App.
Napolitano:
Mein ehemaliger Fox-Kollege, jetzt Verteidigungsminister, hat gesagt: „Niemand weiß, wer die Houthis sind.“
Escobar:
Offensichtlich weiß er es wirklich nicht. Der Jemen ist ein Volk von Kriegern mit 3000 Jahren Geschichte. Und genau dieses Volk bombardieren die Amerikaner – absurder geht es nicht. Die saudisch-amerikanisch-unterstützte Koalition hat in den letzten Jahren über 1.000 Zivilisten getötet. Und jetzt das hier.
Escobar (über den Signal-Leak):
Das war kein Leak im technischen Sinne. Signal ist verschlüsselt – jemand aus dem Chat selbst hat es veröffentlicht. Der Journalist vom „Atlantic“ wurde angeblich versehentlich hinzugefügt? Lächerlich. Entweder Mike Waltz oder Pete Hegseth haben das gezielt getan.
Escobar:
Der „Atlantic“ gehört nicht zum Trump-Lager. Und dieser Chefredakteur ist ein Idiot. Das alles war vielleicht sogar bewusst lanciert. Aber das Schockierendste ist: Sie sagen offen, dass die Houthis keine Bedrohung sind – aber trotzdem wollen sie angreifen, um „eine Botschaft zu senden“. Das ist imperiale Arroganz pur.
Napolitano:
Was ist die Haltung der Jemeniten gegenüber den USA?
Escobar:
Sehr spirituell und moralisch begründet. Sie sehen sich in der Pflicht, den Palästinensern zu helfen. Sie sagen: Wenn Israel mit der ethnischen Säuberung aufhört, hören wir auch auf. Gestern sagte mir ein hoher Beamter: „Natürlich haben wir Kommunikationskanäle mit Russland und China – aber wir würden das nie öffentlich sagen.“ Die Russen und Chinesen wissen genau, was die USA und Israel vorhaben.
Escobar:
Die Houthis sind hoch entwickelt, militärisch sehr fähig – sie haben Hyperschallraketen gebaut. Und wenn jemand wie Pete Hegseth das nicht weiß, ist das ein Witz.
Napolitano:
Die USA bombardieren also ein Volk von Kriegern?
Escobar:
Ja. Das ist extrem gefährlich. Die Menschen hier sind moralisch klar, standhaft, spirituell gefestigt. Diese Menschen kämpfen seit Jahren gegen Bombardierungen. Sie haben Saudi-Arabien zum Waffenstillstand gezwungen, weil sie sich militärisch behaupten konnten. Ihre Stärke ist nicht nur militärisch, sondern auch moralisch.
Escobar:
Ich wollte übrigens nach Hodeidah reisen, aber selbst tagsüber ist das derzeit zu gefährlich. Die Amerikaner bombardieren fast täglich – immer nachts, aus Feigheit. Aber ich versuche, die Sicherheitskräfte zu überzeugen, uns für ein paar Stunden hinzubringen.
Napolitano:
Glauben die Menschen dort, dass Trump das alles nur für Israel tut?
Escobar:
Ja. Die Aktionen der neuen US-Regierung werden hier als Geschenk an Israel gesehen. Und das bestärkt die Entschlossenheit der Jemeniten, Israel entgegenzutreten. Sie haben zum Beispiel den Flughafen Ben Gurion blockiert und Hyperschallraketen abgeschossen.
Napolitano:
Und haben sie Erfolg?
Escobar:
Ja, aber militärische Informationen sind schwer zu bekommen. Ihre Entscheidungsmechanismen sind geheim, auch mir gegenüber. Aber man spürt: Ihre gesamte Struktur ist durchdacht – politisch, militärisch, strategisch.
Napolitano:
Wenn du Neuigkeiten hast, komm gern wieder.
Escobar:
Nach dem „Millionen-Marsch“ am Freitag – ich komme zurück, versprochen!
Napolitano:
Bleib sicher, mein lieber Freund. Vielen Dank, Pepe Escobar.
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