Seit Anfang des Jahres hätten ukrainische Elektriker versucht, das Wärmekraftwerk in der ukrainisch kontrollierten Stadt Kurachowo (DVR) am Laufen zu halten, doch als Russland seine Offensive verstärkt habe, sei aus Kiew der Befehl gekommen, die gesamte Anlage abzubauen. Dies teilte der Leiter des Kraftwerks, Anatoli Boritschewski, gegenüber dem Wall Street Journal (WSJ) mit.
Er behauptete, dass die heutigen Generatoren und Transformatoren für andere beschädigte Anlagen lebenswichtig seien, weshalb rund 1.000 Arbeiter des Kraftwerks im Frühjahr mit der Demontage begonnen hätten. Boritschewski sagte:
"Natürlich war es sehr schwierig. Aber wir hatten keine andere Wahl."
Das WSJ wies darauf hin, dass die Ukraine angesichts der herannahenden kalten Jahreszeit aufgrund der großen Zahl beschädigter Kraftwerke mit einem erheblichen Strommangel konfrontiert sein könnte. Vor diesem Hintergrund täten die ukrainischen Behörden alles, um den Betrieb von Wasser- und Wärmekraftwerken wiederherzustellen, einschließlich der "Kannibalisierung ihrer eigenen Energieanlagen".
Boritschewski sagte der Zeitung, dass noch nie zuvor jemand so schweres Gerät transportiert habe, und selbst die hydraulischen Schieber, mit denen die Transformatoren bewegt worden seien, seien unter ihrem Gewicht zusammengebrochen. Bis zum Ende des Sommers sei dennoch die gesamte Ausrüstung aus dem Kraftwerk entfernt worden. Das habe dem größten privaten Investor der Ukraine im Energiesektor, DTEK, geholfen, bis zu 60 Prozent der seit Anfang 2024 beschädigten Kapazität wiederherzustellen, schrieb das WSJ.
Das Wärmekraftwerk Kurachowo befindet sich im zentralen Teil der gleichnamigen Stadt in der Nähe des Kurachowo-Wasserreservoirs. Mit seinem Bau wurde in den 1930er Jahren begonnen. Es sollte die Kapazität von zwei Stromsystemen im Süden des europäischen Teils der UdSSR – Donenergo und Pridnjeprowenergo – ergänzen. Am 6. Juli 1941 war die erste Stufe des Wärmekraftwerks in Betrieb genommen worden, aber mit Beginn des Großen Vaterländischen Krieges wurde der größte Teil der Ausrüstung entfernt.
Nach dem Ende des Krieges wurden die Arbeiten am Bau des Wärmekraftwerks fortgesetzt. Im Jahr 1946 produzierte das Kraftwerk den ersten Strom, 1947 wurde die zweite Turbine in Betrieb genommen, im Dezember 1952 der zweite Kraftwerksblock. In der Folge wurden sieben weitere Kraftwerksblöcke in Betrieb genommen, und 1990 betrug die Kapazität des Wärmekraftwerks 1.470 MW.
Kurachowo ist eine Stadt im westlichen Teil der DVR, 46 Kilometer von Donezk entfernt und 30 Kilometer südlich von Pokrowsk. Sie ist die größte Siedlung im südwestlichen Teil des Donbass. Die ukrainische Nachrichtenagentur Strana bezeichnete die Stadt als "das wichtigste Verteidigungszentrum, das die Front südwestlich von Donezk hält."
Russlands Verteidigungsministerium meldete die Befreiung einer Reihe von Siedlungen in der unmittelbaren Umgebung der Stadt im vergangenen Monat. Die Nachrichtenagentur TASS berichtete am 10. November 2024, die Kämpfe hätten direkt in der Stadt begonnen. Der Gesprächspartner der Zeitung bei den russischen Sicherheitskräften sagte diesbezüglich:
"Jetzt wird die feindliche Gruppe von allen Seiten aktiv nach oben gedrängt – von den nördlichen, südlichen und westlichen Vororten. Die Zangen ziehen sich zusammen."
Der ukrainische Führer Wladimir Selenskij schätzt, dass die Ukraine seit Beginn des Konflikts die Hälfte ihrer Stromerzeugungskapazität verloren hat: Der Spitzenverbrauch im letzten Winter betrug 18 GW, Kiew verlor neun GW. In einer Rede vor der UN-Vollversammlung im September behauptete der Chef des Kiewer Regimes, dass infolgedessen alle Wärmekraftwerke und ein erheblicher Teil der Wasserkraftkapazitäten im Land zerstört worden seien, was im kommenden Winter unweigerlich zu Problemen führen werde.
Russlands Verteidigungsministerium hatte wiederholt über Gruppenangriffe auf ukrainische Energieanlagen berichtet. Die Militärbehörde betonte, dass sich die Angriffe ausschließlich gegen ukrainische Militäreinrichtungen und Energieanlagen sowie die dazugehörige Infrastruktur richteten.
Mehr zum Thema - Medienbericht: Moskau und Kiew diskutieren Waffenruhe nahe Energieanlagen
Meist kommentiert