Von Walentin Bogdanow
Selenskij mit seiner stets und immer zum Betteln ausgestreckten Hand hat vielleicht gar nicht bemerkt, wie er mit beiden Füßen in den Fettnapf getreten ist – und sich in die US-Präsidentschaftswahlen eingemischt hat. Sein Ausflug in die Rüstungsfabrik in Scranton, wo 155-mm-Granaten für NATO-Haubitzen zur Lieferung an die ukrainischen Streitkräfte gefertigt werden, zumal auch noch im Swing State Pennsylvania mit dessen zweitgrößter ukrainischer Gemeinde in den Vereinigten Staaten, könnte ihn teuer zu stehen kommen. Ebenso übrigens wie seine Strippenzieher, natürlich die von der Demokratischen Partei.
Neun republikanische Kongressabgeordnete forderten die sofortige Bereitstellung von Informationen über die Gelder der US-Steuerzahler, die für die Gewährleistung der Sicherheit und allgemein für die Unterstützung dieses seltsamen Besuchs ausgegeben wurden. Die Angelegenheit ist ernst – und alle Indizien liegen klar auf der Hand. Selenskij wurde mit einem Militärtransporter Typ C-17 des Pentagons nach Pennsylvania geflogen – und nahm auch ein Video in der Passagierkabine auf. Und er wurde vom Secret Service bewacht, dessen Ressourcen sich zuvor als nicht einmal wirklich ausreichend entpuppten, um zwei Attentate auf Trump zu verhindern.
Wählen Sie richtig, sonst verlieren Sie (zusammen mit der Ukraine) – das war offenbar die Botschaft des Besuchs. Selenskij war die ganze Zeit über ausschließlich von Demokraten umgeben: Gouverneur Josh Shapiro (der im Wahlkampfrennen Verbündeter von Kamala Harris werden könnte), Senator Bob Casey und der Kongressabgeordnete Matt Cartwright. Ihnen allen stehen im November ebenfalls Wahlkampagnen bevor.
Wenn dies keine ausländische Wahleinmischung ist, was ist es dann? Konservative Medien (Breitbart und The Federalist) ordnen das Ganze übrigens schon jetzt so und nicht anders ein.
Warum handelten die Demokraten denn derart holzhammerartig? Na, weil es um Selenskij niemandem mehr schade ist. Also wörtlich "Für alte Schuld nimm Bohnenstroh". Oder wie man in Russland sagen würde: "Vom räudigen Schaf wenigstens ein Büschel Wolle". Das Harris-Hauptquartier kümmert sich überhaupt nicht darum, was aus der Marionette wird, wenn beispielsweise Trump gewinnt – und wirft sie einfach wie ein Holzscheit in den Ofen der Wahlkampflokomotive. Denn die muss jetzt um jeden Preis auf Volldampf gebracht werden.
Einfach um bei der oben erwähnten ukrainischen Diaspora ein paar Zehntel Prozent an Stimmen für die Demokraten abzustauben. Oder bei Nikki Haleys Anhängern, die Kiew unterstützen, oder auch einfach bei "Transukrainern" wie Ryan Routh, der versuchte, Trump zu ermorden. Wenigstens irgendeinen Nutzen will man aus ihm vor seinem Abgang noch ziehen.
Aber auch für Selenskij ist das nichts Neues – in solchen Sachen ist er sogar selber ein Wiederholungstäter. Trump zum Beispiel hat er schon einmal reingelegt – das Gespräch der beiden im Jahr 2019 (bei dem es unter anderem ebenfalls um Militärhilfen für die Ukraine ging) führte zum ersten Amtsenthebungsverfahren gegen den republikanischen Präsidenten. Und wenn schon Trump den Kiewer Hausierer als den erfolgreichsten Feilscher der Welt bezeichnet (schon ziemlich selbstironisch von ihm), der aus Amerika stets mit zig Milliarden US-Dollar abfliegt, dann kann sein Sohn Trump Jr. ja auch einmal alles aussprechen, was seinem Vater wirklich durch den Kopf geht.
Als unverschämten Dreistling, der es gewagt habe, den republikanischen Präsidentschaftskandidaten anzugreifen – und das, kurz nachdem der proukrainische Fanatiker Ryan Wesley Routh versucht hatte, Trump zu ermorden. So und nicht anders beschrieb Trump Jr. Selenskij.
Und das ist auch gar keine Beleidigung mehr: Das ist eine Backpfeife, die Selenskij kassiert hat, weil er sich erlaubt hat, das Tandem von Trump und J. D. Vance im öffentlichen Raum zu kritisieren – und das auch noch in einem liberalen Sprachrohr, das die Zeitung New Yorker eben ist. Also einem von vielen Kampfflugblättern der Demokratischen Partei der USA.
Vor allem Vance hatte der schlicht durchgedrehte Selenskij doch schon schwer verunglimpft: Er bezeichnete Vance als zu radikal – und das nur für dessen Idee eines Friedensplans, der natürlich wenig mit den blutrünstigen und wahnwitzigen Plänen gemein hat, die für das Kiewer Regime irgendwo im US-Außenministerium geschrieben wurden. Jedenfalls waren schon damals alle Brücken niedergebrannt, und wie der für seine "weisen" Worte mittlerweile legendäre Vitali Klitschko zu sagen pflegt:
"Er malte sich selbst in den Farben an, in denen er sich anmalte."
Was Wunder, dass jetzt der republikanische Sprecher Johnson die Möglichkeit zulässt, dass sein Treffen mit Selenskij in Washington durchaus ersatzlos gestrichen werden könnte. Auch ein Treffen mit Trump steht zunehmend infrage. Warum sollte sich ein republikanischer Kandidat auch mit einem Werbeagenten der Demokratischen Partei treffen – nur wenig mehr als 40 Tage vor den Wahlen?
Bei alldem erhöht besagter Werbeagent selbst auch noch den Einsatz: Erst in einem Interview an ein weiteres liberales Sprachrohr, den Fernsehsender ABC (dort führte Trump Debatten im Drei-gegen-eins-Format) – und dann im eigens für ihn einberufenen UN-Sicherheitsrat gab Selenskij zum Besten: Er trete gegen jegliche Verhandlungen mit Russland auf. Alles auf eine Karte gesetzt. Schließlich ist die US-Präsidentschaftswahl Selenskijs letzte Wahlkampagne. Eine eigene, in der Ukraine, wird er ja nie wieder führen – und Machtverlust kommt für ihn dem Tode gleich.
Stirb du heute – damit ich erst morgen sterbe. Das ist das Credo des halb zerfallenen Kiewer Regimes.
Übersetzt aus dem Russischen.
Walentin Bogdanow ist Leiter des Büros der russischen Mediaholding WGTRK in New York.
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