Digitale Brieftasche: Sechs Unternehmen wetteifern um deutschen Prototypen

Die Teilnehmer der ersten Wettbewerbsstufe stehen fest: Sechs „Teams“ werden in den kommenden Monaten jeweils eigene Prototypen für eine digitale Brieftasche entwickeln. Der Gewinner wird voraussichtlich im Mai 2025 gekürt.

Zieleinlauf auf einer Laufbahn
Sechs Konkurrenten gehen im Sprind-Wettbewerb an den Start – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Austris Augusts

Die Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) hat sechs Unternehmen bekannt gegeben, die in den kommenden Monaten Prototypen für eine EUDI-Wallet entwickeln sollen.

Dazu zählen die Sphereon und Animo Solutions aus den Niederlanden, Ubique Innovation aus der Schweiz sowie Tice, Authada und Governikus aus Deutschland. Jedes „Team“ muss eine App für die mobilen Betriebssysteme iOS und Android sowie ein Backend-System erstellen. Die Prototypen müssen sie am Ende als Open Source veröffentlichen, der Quellcode soll also auch von Dritten eingesehen und geändert werden können.

Die meisten der Unternehmen sind mit Identifikationssystemen vertraut. So hat etwa Governikus die AusweisApp überarbeitet, mit der sich Bürger:innen im Netz ausweisen können, und Authada war am Projekt Optimos 2.0 beteiligt, einer „Plattform für sichere Identitäten auf Smartphones“.

13 Monate Wettbewerb in drei Phasen

Der Wettbewerb hat eine Laufzeit von insgesamt 13 Monaten und ist in drei Phasen unterteilt: Die ersten beiden Phasen dauern jeweils drei Monate an, die letzte sechs Monate. In jeder Phase werden voraussichtlich zwei Teams ausscheiden. In den ersten beiden Runden erhalten die Teams jeweils 300.000 Euro an Fördermitteln; in der letzten Phase 350.000 Euro. Das Geld dient dazu, die Vorgaben des Architekturkonzepts umzusetzen und die Prototypen zu testen.

Die sechs Unternehmen wurden von einer Fachjury ausgewählt. Ihr gehören zehn Personen an, darunter Christiane Fritsch von der ING Deutschland, Brian Behlendorf von der Open Source Security Foundation, Thomas Lohninger von der Bürgerrechtsorganisation epicenter.works und Uwe Kraus vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

In Kürze wird die Jury sechs weitere Teams küren, die ebenfalls an dem Wettbewerb teilnehmen, aber keine Förderung erhalten. Sie sollen vom Feedback der Jury, dem Austausch untereinander und dem Netzwerk von Sprind profitieren.

EU-Verordnung als Rechtsgrundlage

Rechtliche Grundlage für die Wallet ist die novellierte eIDAS-Verordnung der Europäischen Union, die am 20. Mai in Kraft getreten ist. Demnach müssen alle EU-Mitgliedstaaten ihren Bürger:innen bis zum Herbst 2026 eine sogenannte „European Digital Identity Wallet“ anbieten, mit der sie sich online wie offline und in fast allen Lebensbereichen ausweisen können.

Dem Sprind-Wettbewerb ging ein Konsultationsprozess voraus, den das Bundesinnenministerium im Juli vergangenen Jahres gestartet hatte. Dem Wettbewerb liegt außerdem ein 155-seitiges Architekturkonzept zugrunde, das unter anderem die technischen Normen festlegt.

Sprind führt den Wettbewerb im Auftrag des Bundesinnenministeriums durch. Der Bund ist Gesellschafter der „Innovationsagentur“ mit Sitz in Leipzig, als deren Vorbild die US-amerikanische Forschungsbehörde Defense Advanced Research Projects Agency (Darpa) gilt.


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