Bewaffnete dschihadistische Omas: Polizei-Messerkontrolle sorgt für Spott und Häme im Netz (Videos)

Ein öfffentlich-rechtliches Kamerateam begleitet Polizisten bei der Durchsetzung des neuen Messerverbots – und trifft auf den Hohn des Internets. Von der unterschätzten Terrorgefahr „älterer Damen“ bis zu Deutschlands unermüdlichem Kampf für mehr Sicherheit:.

Szenen aus einer Dokumentation des SWR über Messerkontrollen an einem Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen haben in den sozialen Netzwerken für Spott und Unverständnis gesorgt.

„Die Oma mit dem Schweizer Taschenmesser ist ein Schläfer. Heimlich ist sie ein fanatischer Dschihadist, der auf Weihnachtsmärkten nur darauf wartet, harmlose Islamisten mit dem Zahnstocher zu erledigen“, scherzte etwa ein Nutzer auf X.

Hintergrund: In einer am Samstag veröffentlichten Sendung begleitete ein Fernsehteam eine Polizeistreife im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen. Um das seit Oktober geltende absolute Messerverbot auf öffentlichen Veranstaltungen durchzusetzen, durchsuchen die Beamten die Taschen von Weihnachtsmarktbesuchern – und werden fündig. (Solingen: Attentäter von Solingen hat sich gestellt! – „Islamischer Staat“ reklamiert Messer-Attentat für sich (Video))

Eine ältere Dame mit ergrautem Haar gesteht, daß sich in ihrer Handtasche ein kleines Schweizer Taschenmesser befindet. Die Polizisten fischen es heraus – und erklären:

„Das ist das Problem, daß auch so etwas grundsätzlich eine Ordnungswidrigkeit wäre.“ Sie nehmen das Messer, dessen Klinge etwa die Länge eines Ringfingers aufweist, an sich und weisen die alte Dame auf das Bußgeld hin, das auf sie zukommen wird.

Erinnerungen an Corona werden wach

Viele Nutzer äußerten ihr Unverständnis über die Polizeiaktion – und kommentierten sie hämisch. „Wer Omas für gefährliche Messerstecher hält, der zerrt auch Kinder vom Rodelhang“, schrieb ein Nutzer in Anspielung auf die Zeit der Corona-Maßnahmen.

„Nicht auszudenken, was die alte Dame mit ihrem Schweizer Messer auf dem Weihnachtsmarkt hätte ausrichten können! Seid ihr auch so dankbar, daß dieses Land alles Erdenkliche tut für unsere Sicherheit?“, frotzelte ein weiterer Nutzer.

Doch einige Personen äußerten auch ernste Kritik. „Genau so“, betonte ein Nutzer, „haben wir uns die Kontrollen vorgestellt. Wenig effektiv, aber bürokratisch effizient“. Das gefundene Messer könnte auch „wieder eine rechtsextreme Tat mehr für die Statistik“ bieten, ulkte ein anderer Account.

Ein Nutzer postete das Bild zweier Hamas-Krieger mit Sturmhauben, Schußwaffen und grünem Stirnband. „Ich vermute mal, daß diese beiden Chorknaben als völlig unverdächtig durchgehen würden.“

Folgen „Schwachkopf“-Untersuchungen auf Messerkontrollen?

Auch eine andere Aufnahme, bei der eine etwa 30jährige Frau den gesamten Inhalt ihrer Winterjacke vor den Beamten ausleeren muß, sorgte für Irritationen auf X. Die Frau entspreche „offenbar genau einem bestimmten Täterprofil“, schrieb ein Account, ein anderer bezeichnete die Szene als „typisch deutsch“.

Andere machten Prophezeiungen für die Zukunft: „Nächstes Jahr dann: ‘Können Sie uns bitte den Bilderordner Ihres Handys zeigen? Wir haben den Verdacht, daß da gefährliche Schwachkopf- oder Hohlbratzenmemes drin versteckt sind’“, hieß es in der Spottnachricht eines Nutzers.

Im November war bekannt geworden, daß die bayerische Polizei eine Hausdurchsuchung bei einem Mann durchgeführt hatte, der Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf X als „Schwachkopf“ bezeichnet hatte.

Waffenbesitzer sticheln gegen Messerverbotspläne

Wie sinnvoll sind neue Messerverbote? Gar nicht, meint der „Bundesverband zivile Legalwaffen“. Statt Verbotszonen fordern sie eine Entwaffnung aller Asylbewerber.

Der Bundesverband zivile Legalwaffen (BZL) hat sich gegen die geplanten Messerverbote in ihrer jetzigen Form ausgesprochen. „Terroristen halten sich an keine Verbote, also werden weitere Einschränkungen wirkungslos verpuffen“, sagte der Vorsitzende Matthias Klotz.

Ebenso wie „namhafte Experten aus Polizei- und Sicherheitskreisen“ sei der Waffenrechtsverein überzeugt, die „jetzt wieder propagierte Reform“ stelle den falschen Weg dar, um Morde wie in Solingen zu verhindern. „Auch dort kam ein Messer zum Einsatz, welches bereits nach dem jetzt geltenden Waffengesetz gar nicht mitgeführt werden darf.“

Stattdessen forderte der BZL ein vollumfängliches Waffenverbot für Asylsuchende und wegen eines Gewaltdelikts Verurteilte, einschließlich aller Messerarten. Ergänzend sollen sämtliche Erstaufnahmestellen und Asylunterkünfte zu Waffenverbotszonen erklärt und der Verkauf von Messern „jenseits vier Zentimeter Klingenlänge“ an Asylbewerber unterbunden werden.

„Das sind klare und unmißverständliche Regeln, die an die Ursache gehen und die auch effizient kontrolliert werden können“, betonte Klotz.

Faeser hatte vor Solingen umfassendere Messerverbote angekündigt

Dringend geboten sei außerdem eine „drastische Erhöhung“ der Zahl der Polizisten in den Innenstädten, an Bahnhöfen sowie bei öffentlichen Veranstaltungen, ebenso wie eine Erweiterung der polizeilichen Befugnisse.

„Dann haben wir ein handfestes Maßnahmenpaket, das im Gegensatz zu einer Waffenrechtsverschärfung auch Wirkung zeigen wird.“

Am Freitag hatte der syrische Asylbewerber Issa al H. in Solingen drei Besucher des „Festivals der Vielfalt“ mit einem Messer getötet und acht weitere verletzt, davon vier lebensgefährlich.

Tage zuvor hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) angekündigt, Messer mit einer Klingenlänge von mehr als sechs Zentimetern zu verbieten.

Quellen: PublicDomain/jungefreiheit.de am 18.12.2024

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