Jeffrey Sachs über US-Kriegspläne mit ihrem Griff nach Welt-Allein-Herrschaft seit 1996

Der friedliche Ausstieg der UdSSR aus dem Kalten Krieg in den frühen 90er Jahren war den USA und ihren europäischen Atlantik-Anbetern in den Kopf gestiegen: Anstatt auf globale Friedenspolitik zu setzen, entschlossen sich atlantische Hardliner nach alleiniger Weltherrschaft im Stil des britischen Kolonialsystems zu streben: Doch das bedeutet ewig Krieg, wie wir sehen!

 Jeffrey Sachs zum Hintergrund des Regimewechsels in Syrien
als sechster Teil der sieben Kriege – Auszug aus dem Interview

 Tucker Carlson: Zunächst vielen Dank . In den letzten zwei Wochen ist viel vorgefallen. Ich fragte mich des Öfteren, was Jeffrey Sachs dazu wohl sagen würde: Das dramatischste und völlig unerwartete Ereignis aus meiner Sicht war der plötzliche Regierungswechsel in Syrien: Wer hat diesen organisiert, warum geschah das und was bedeutet dieser Regimewechsel?

Jeffrey Sachs: Nun, er ist Teil von Versuchen seit über dreissig Jahren. Es ist Netanjahus Krieg, um den Nahen Osten neu zu gestalten. Das wurde zwar zum Desaster, doch bleibt weiterhin ein Desaster. Aber wie Netanjahu, nachdem Assad gegangen war, selbst sagte: „Wir haben den Nahen Osten umgestaltet!“ So hat man das aufzufassen – das ist nicht in einer Woche entstanden, sondern resultierte aus einem permanenten Krieg im gesamten Nahen Osten. Vielleicht ist der richtige Ansatz, um das zu verstehen, was mit Syrien geschieht, auf ein wirklich bemerkenswertes Ereignis zurückzugreifen, als Wesley Clark als General, der die NATO leitete…

Tucker Carlson: Ja!

Jeffrey Sachs: … kurz nach dem 11. September im Pentagon erschien, wo man ihm ein Papier vorlegte, aus dem hervorging, dass man sieben Kriege in fünf Jahren zu führen beabsichtige. Clark war völlig verblüfft und fragte, wie das zusammenhinge:

Man teilte Wesley Clark mit, dass Neocons und Israelis dran wären den Nahen Osten neu zu gestalten. Die Namen der sieben Länder, die auf der Liste standen, sind ausgesprochen vielsagend: Libanon, Syrien, Irak, Iran sowie in Afrika Libyen, Somalia und der Sudan.

Sieben Länder, nachdem man gegen sechs davon inzwischen schon Kriege geführt hatte. Ich meine, wir – die Vereinigten Staaten – treten im Namen Israels auf, auch in Bezug auf Syrien. Was letzte Woche in Syrien geschah, war der Höhepunkt der langfristigen Anstrengungen Israels, den Nahen Osten nach seinen Vorstellungen umzugestalten.

Es begann im Jahr 1996 durch Netanjahu und seine amerikanischen Berater mit dem Ziel zu einem sogenannten «Clean Break» !

Dieser folgte einem politischen Papier, das Amerikaner und Netanjahu erstellten, nachdem Netanjahu Premierminister geworden war. Nach dem 11. September 2001 ging es mit dem Irakkrieg als ersten dieser Kriege dann richtig los!

Tucker Carlson: «Clean Break«– worauf bezieht sich das?

Jeffrey Sachs: «Clean Break» bedeutet im Nahen Osten einen «Klaren Bruch» zu verursachen.

Tucker Carlson: Einen Bruch mit der Vergangenheit?

Jeffrey Sachs: Man will mit der Vergangenheit brechen und kein Stück Land im Eintausch für Frieden herausgeben, was anderenfalls der Idee eines palästinensischen Staates neben Israel entsprechen würde.

Vielmehr machte man sich daran ein Groß-Israel zu schaffen und jeden niederzumachen, der etwas dagegen hätte. Man ist bereit jede Regierung zu stürzen, welche hinter Palästinensern stünde.

Das stellt ein recht schockierendes Mass an Hybris dar. Es wurde nach meiner Ansicht zur kompletten Katastrophe für die Vereinigten Staaten und den Nahen Osten. Doch es charakterisiert seit 1996 Netanjahus Modus Operandi . Seither verbrachte er die Hälfte jener Zeitspanne als Premierminister, wobei die Vereinigten Staaten bereit waren unter seinem Namen in Kriege zu ziehen. Was in Syrien geschah, stellt den Höhepunkt dieser Bestrebungen dar.

Sieben Kriege innerhalb fünf Jahren: Netanyahu reiste, wenn ich mich recht entsinne, am 20. September 2001 in die USA und hielt eine Rede, als er erklärte: „Es gibt Terrorismus, aber man bekämpft nicht Terroristen, vielmehr die Regierungen, welche Terroristen unterstützen!“ So lautete die Idee. Also zieht man in den Krieg. Man beschränkt sich nicht auf eine Art Anti-Terror-Einsätze. Man verfolgt hingegen Kriege. Der erste dieser Kriege war der gegen den Irak. Syrien sollte als exakt nächster Krieg folgen. Der Zeitplan folgte der bemerkenswerten Idee der sieben Kriege über fünf Jahre. Nach allem, was wir inzwischen von vielen Insidern wie auch aus Dokumenten und Archiven wissen, geschah folgendes: Die USA hatten sich im Irak festgefahren – weil es zum Aufstand kam. So ist man nicht zum nächsten Krieg, der bereits vor 20 Jahren gegen Syrien hätte stattfinden sollen, gekommen. Was jedoch Assad letzte Woche endgültig zu Fall brachte, hatte schon im Jahr 2011 unter Obama eingesetzt.

Dazu kommt, dass es keine Rolle spielt, wer gerade US-Präsident ist, denn der Ablauf folgt der langfristigen Politik des „Deep State“: Obama hat schon 2011 der CIA den Befehl erteilt, Assad stürzen zu lassen!

Tucker Carlson: Aber warum wollte Obama Assad stürzen lassen?

Jeffrey Sachs: Weil Israel seit 30 Jahren die amerikanische Außenpolitik im Nahen Osten bestimmt. So funktioniert das. Bei uns gibt es die Israel-Lobby und besagte Clean-Break-Strategie. Dazu verfolgte man den Plan der sieben Kriegen innerhalb von fünf Jahren. Das Interessante dabei ist, dass man diesen Wahnsinn tatsächlich zur Ausführung bringt. Dem amerikanischen Volk erklärt man nichts davon. Man sagt es niemandem, aber man kann es Schritt für Schritt nachverfolgen, wobei schon sechs der sieben Kriege gelaufen sind. Der einzige Krieg, der noch nicht stattgefunden hat, ist der gegen den Iran. Doch, jeder der die Tagespolitik verfolgt stellt fest:

Die Mainstream-Medien, wie auch Netanyahu drängen auf einen Krieg der USA gegen den Iran. Man versucht tatsächlich diesen anzufangen, um auch den siebten Krieg, wie ursprünglich geplant, noch hinzukriegen!

Obama hat ohne besonderen Grund zwei dieser Kriege aus der genannten Liste angezettelt: Er hat im März 2011 den Krieg gegen die libysche Regierung begonnen, um Muammar al-Gaddafi zu stürzen. Er und Hillary Clinton, seine Außenministerin, sagten im Frühjahr 2011, dass auch Assad zu gehen hätte. Ich erinnere mich, dass es mich nachdenklich stimmte und ich mich fragte: „Das scheint komplex – wie wollen die das nur machen?“ Syrien war damals trotz aller gegenteiligen Propaganda ein normal funktionierendes Land. Man kann sagen, was man will, Syrien war zu dem Zeitpunkt ein intaktes Land. Ich habe kürzlich einen Bericht des Internationalen Währungsfonds über Syrien aus dem Jahr 2009 ausgegraben, in dem die syrische Regierung für Reformen und ihr hohes Wirtschaftswachstum mit Aussichten auf weitere Jahre wirtschaftlichen Aufschwungs gelobt wurde.

Mit anderen Worten, es war weder Ödland noch Schlachtfeld, doch faktisch ein normales Land.

Tucker Carlson: Stellte es eine Bedrohung für die Vereinigten Staaten dar?

 Jeffrey Sachs: Es stellte überhaupt keine Bedrohung für die Vereinigten Staaten dar, doch Netanjahu erachtet es aus einfachem Grund für eine Bedrohung gegen Israel: Netanjahu möchte ganz Palästina kontrollieren und über das palästinensische Volk herrschen, doch will er keinen palästinensischen Staat. Das hat zu militanter Opposition geführt – das hat zur Hamas, das hat zur Hisbollah sowie zu anderen Gruppierungen geführt. Netanyahus Theorie besagt, dass man niemals einen palästinensischen Staat zulassen werde. Deshalb müsse jede Regierung gestürzt werden, die militante Gruppen gegen Israel stütze, weil das Hauptziel ein Groß-Israel sei.

Das stellt im Übrigen kein besonders erstrebenswertes Ziel dar, denn ein palästinensischer Staat in Nachbarschaft und im Frieden hätte über die letzten 30 Jahre wahrscheinlich eine Million Menschenleben retten können. Aber das entspricht nicht Netanyahus verrückten Ambitionen…

Tucker Carlson: Was ist Groß-Israel?

Jeffrey Sachs: Groß-Israel bedeutet, je nachdem, wie verrückt die Leute agieren, dass Israel nicht nur sein geografisches Territorium kontrolliert, sondern im Wesentlichen noch die Westbank annektiert, die Golanhöhen, welche sie gerade vergrößert haben, Gaza …

Tucker Carlson: Die Golanhöhen sind historisch gesehen ein Teil Syriens?

Jeffrey Sachs: Sie waren ein Teil Syriens und werden von Israel beansprucht – inzwischen als erweitertes Territorium neben Ost-Jerusalem. Alles, was 1967 erobert wurde, so sagt Netanjahu ausdrücklich, werde man nie wieder zurückgeben. Dafür gibt es zwei Gründe:

– Erstens sagt Netanjahu, dass es nicht Sicherheit brächte, Gebiete zurückzugeben, weil man nicht über irgendeine Art von Frieden oder einen Staat Palästina verhandeln möchte.

– Daneben gibt es religiöse Fanatiker – ich würde sogar noch stärkere Worte dafür verwenden –, die sich auf das Buch Josua, welches 2700 Jahre alt ist, berufen. In diesem steht:

Nun, Gott hat uns alles gegeben, vom Fluss in Ägypten, dem Nil bis zum Euphrat!

 Es gibt Fanatiker, die in der israelischen Regierung sitzen und inzwischen das glauben: „Ja, das ist Gottes Gebot. Wir nehmen uns, was immer wir wollen!“

 Tucker Carlson: Demnach würde vom Nil bis zum Euphrat was dazugehören?

Jeffrey Sachs: Nun, wenn man das Ganze unter einem erweiterten Blickwinkel betrachtet, würde das auch den Libanon umfassen – es würde noch Syrien umfassen – es würde einen Teil des Irak umfassen und es würde einen Teil Ägyptens einschließen. Einige dieser Leute zitieren tatsächlich die Bibel und sind zum Handeln bereit. Das ist nicht nur traurig, sondern absolut Furcht einflössend.

Eine verengerte Sichtweise spricht „vom Fluss bis zum Meer“ und meint das Gebiet zwischen Jordan und Mittelmeer. Das wird als pro-palästinensischer Sprechchor verstanden, doch entspricht genau dem Gegenteil: Der wortgetreuen Vision der Regierung Israels für ein Groß-Israel – als wortgetreue Idee. Zufälligerweise leben dort sieben Millionen Palästinenser, was ein kleines Problem darstellt. Vielleicht könnten sie ethnisch gesäubert werden – vielleicht könnten sie vertrieben werden – vielleicht könnten sie auch einfach militärisch kujoniert werden.

Im jüngsten Krieg wurden wahrscheinlich weit über 100.000 Menschen durch Israel getötet. Offiziell wurden 45.000 Leichen aus den Trümmern geborgen.

 Aber wir wissen, dass es noch wesentlich mehr Tote gibt, seit dieser Krieg in Gaza begonnen hat.

All das drückt aus, was dieser Idee eines Groß-Israels zugrunde liegt: „Wir können mit den Palästinensern keinen Frieden schließen. Jeder, der die Palästinenser unterstützt, stellt per Definition eine tödliche Bedrohung gegen uns da!“ Doch sowie man eine tödliche Bedrohung einmal ausmachte, hat man diese zu beseitigen. Das entspricht dem Gegenteil von Diplomatie: Es bedeutet Krieg! So wie Netanjahu letzte Woche im Krieg, um den Nahen Osten neu zu gestalten, triumphierte. Da ist alles sehr klar formuliert – doch man muss danach suchen – man muss es herausfinden und verstehen, dass dies schon sehr lange läuft.

Man muss verstehen, dass jeder US-Präsident dabei seine Rolle spielte. Wenn wir auf Obama zurückblicken, so hat er im Jahr 2011 den Krieg gegen Syrien begonnen. Ich kann mich noch lebhaft an den Aufruf erinnern, dass Assad zu gehen habe. Ich habe die Stirn gerunzelt und – ich meine, es war in «Morning Joe»- als ich von Joe Scarborough gefragt wurde, was ich davon halte. Ich sagte, dass es sich ziemlich seltsam anhört. Wie wolle man das anstellen?

Es stellte sich heraus, dass es 13 Jahre lang Krieg gegen die Massen geben würde, mit 300.000 Toten und der Zerstörung eines Landes. Das ist es, was daraus wurde, nachdem Obama den Befehl mit dem Namen Operation Timber Sycamore erteilt hatte.

Man kann das nachschlagen und online finden, doch nicht in den Mainstream-Medien, weil es dort nicht angesprochen wird:

Es entsprach einer sogenannten Direktive des Präsidenten, wonach die CIA mit der Türkei, Saudi-Arabien und anderen kollaborieren solle, um die Regierung Syriens zu stürzen.

Das war also der Plan. Man zog in den Krieg. Man hatte …

Tucker Carlson: Das führte zu Bengasi, richtig?

Jeffrey Sachs: Bengasi ist in Libyen… Ja, aber es war zur gleichen Zeit im Jahr 2011…

Tucker Carlson: … ich dachte, der Grund, warum sich so viele amerikanische Geheimdienstmitarbeiter dort aufhielten, war der Waffen-Verschiebung von Libyen nach Syrien geschuldet.

Jeffrey Sachs: Entschuldigung: Richtig, wenn Sie es so sehen, war das eines der ersten Dinge, nämlich eine sogenannte Schmugglerroute von Libyen nach Syrien einzurichten. Absolut! Und Seymour Hersh hat einen großartigen Artikel darüber geschrieben, indem er all das beleuchtete …

 Tucker Carlson: das wurde nie erklärt: Ich meine, ich habe damals bei einer Nachrichtenorganisation gearbeitet, die viel aus Bengasi bzw. dem Tod des US-Botschafters dort machte. Wissen Sie, was die Obama-Regierung darüber dachte: Die waren so nachlässig, doch es entwickelte sich nie eine Diskussion darüber, was sie dort eigentlich trieben.

Jeffrey Sachs: Nein, nichts davon wurde erklärt. Man vertrat die Ansicht, dass dies die Öffentlichkeit nichts anginge und eine interne Angelegenheit sei, weil man selbst die Kriegsmaschine aus der sich andere herauszuhalten hätten, repräsentiere. Demnach wurde nichts davon erklärt. Interessanterweise betraf dies die gesamte Syrien-Operation. Ich glaube und habe richtig mitgezählt, wie oft die New York Times Operation Kimber Sycamore erwähnte: Ich meine dreimal in den Jahren um das Jahr 2010 als es zum Krieg kam:

– der Milliarden Dollar verschlang und Hunderttausende Menschenleben kostete.

– der CIA-Operationen und Undercover-Aktionen mit Verbindung zu Libyen umfasste, die nie erklärt und beleuchtet wurden.

– selbst nachdem die Regierung Syriens letzte Woche gestürzt worden war, wurden keine Hintergründe geliefert.

Man erwartet, dass alle unter Amnesie litten. Wir sollen nicht verstehen, dass das, was passiert das Ergebnis langfristiger Pläne ist, die ziemlich katastrophal erscheinen. Und wie schon gesagt hat Israel so viele amerikanische Kriege angetrieben. Und wir sagen nur: „Absolut – ja, das ist unser engster Verbündeter.“ Diese Kriege haben den Vereinigten Staaten enorme Kosten verursacht, Billionen an US-Dollar sowie geopolitische Kosten. Doch irgendwie haben wir unsere Außenpolitik vor Jahren an Israel abgetreten und das hat sich als absolut verheerend herausgestellt:

Es ist interessant, sich dazu Netanjahus Rede vor dem amerikanischen Volk noch einmal anzusehen. Man braucht sich nur einen Videoclip aus dem Jahr 2002 anzusehen – im Oktober 2002 kommt Netanjahu zu Besuch und sagt im US-Senat aus. Dazu gibt einen schönen Clip, in dem er verspricht, wie wunderbar der Irakkrieg laufen werde. Denn, Saddam Hussein hätte Massenvernichtungswaffen. Er sagte, dass er sich zu 100% sicher wäre, was übrigens eine komplette Lüge darstellte! Denn sie wussten schon damals, dass es Lügen waren. „Doch alles wird wunderbar: Wir werden diesen Diktator stürzen und dann werden überall Diktatoren gestürzt werden. Und die jungen Menschen im Iran werden sich erheben!“ Das war seine Idee. Zusammen mit seinen politischen Beratern aus den USA, zusammen mit Neokonservativen der US-Regierung über die letzten 25 Jahre. Sie haben sich nie dafür entschuldigt, dass sie die Vereinigten Staaten in unzählige Kriege im Nahen Osten hineingezogen hatten und Billionen von US-Dollar zur Verschuldung der USA beigetragen haben, um was zu erreichen? Chaos zu schaffen! Um noch einmal auf die sieben Länder zurückzukommen, denn es lohnt sich, daran anzuknüpfen:

– Der Libanon existiert derzeit kaum noch als funktionierendes Land.

– Syrien wird in Stücke zerrissen, ob man es glaubt oder nicht. Jedenfalls ist es offensichtlich, was wir jeden Tag zum Thema «Territoriale Integrität» erleben: Ja, Israel ist gerade aus dem Südwesten tief hinein nach Syrien einmarschiert, die Türkei aus dem Norden. Russland hat sein Gebiet – die Vereinigten Staaten und die Kurden haben ihr Gebiet. Dieser Ort wird in den kommenden Jahren nur ein Schlachtfeld bleiben.

– Irak, wir wissen, was mit dem Irak passiert ist: Billionen von US-Dollar unter einer vollständigen Destabilisierung des Landes.

– Schauen Sie sich die anderen drei Kriege an. Die Vereinigten Staaten haben den Sudan gespalten. Warum? Nun, der Sudan war ein Feind Israels. Demnach fühlten sich die USA verpflichtet den Sudan aufzuspalten und unterstützten die Südsudanesen. In Folge kam es zum eigentlichen Antriebsfaktor – einem massiven Bürgerkrieg im Sudan samt massivem Bürgerkrieg im Südsudan, denn wir haben das Land gespalten. Inzwischen herrscht Bürgerkrieg in beiden Landeshälften.

– Somalia hat im Grunde aufgehört als Land zu funktionieren.

Libyen existiert nicht mehr. Es ist ein Schlachtfeld – es ist ein Kriegsgebiet. Das sind also sechs Kriege von sieben. Und Netanjahu jubelt: „Jetzt geht es weiter zum Iran!“

Tucker Carlson: Wer hat für all das bezahlt?

Jeffrey Sachs: Sie und ich haben das bezahlt – natürlich: Von daher kommen die 28 Billionen Dollar US-Schulden? Wenn man es zusammenzählt, sind laut Studien der Brown University etwa 7 Billionen Dollar in diese Aktionen geflossen. Israel könnte das nicht einmal einen Tag tun. Israel – Sie wissen schon – und Netanyahu: „Wir sind Löwen !“ Ja, richtig: „Ihr seid Lügner !“ Aber wir sind diejenigen, die Israel finanzieren, bewaffnen und für all das zahlen – das sind die Vereinigten Staaten!

Das verhält sich für mich seltsam, denn wir sagen ja, es ginge darum, um unseren Verbündeten zu verteidigen. Doch ganz im Gegenteil: Wir betreiben deren Außenpolitik, was keinen Sinn macht, weil es zu keinem Frieden führt, sondern im Grunde den gesamten Nahen Osten in ein Kriegsgebiet verwandelt. Wir behaupten, das sei gut für uns. Warum ist das gut für uns? Was haben die Vereinigten Staaten davon? Wir haben nichts davon, außer einer massiven geopolitischen Isolation:

Bei den letzten Abstimmungen in der UNO beispielsweise standen die Vereinigten Staaten zusammen mit Israel alleine da und ich übertreibe nicht: Wir haben Mikronesien auf unserer Seite. Wir haben Nauru mit seinen 12.000 Einwohnern auf unserer Seite, vielleicht noch ein paar andere Länder. Der Rest der Welt fragt sich, was hier vor sich gehe? Ein endloser Krieg im Nahen Osten.

Nun, das liegt daran, dass wir jemanden verteidigen, der eine Vision aus dem siebten Jahrhundert v. Chr. darüber hat, wie sein Land aussehen sollte.

Tucker Carlson: Waren Amerikaner letzte Woche am Sturz von Assad beteiligt?

Jeffrey Sachs: Natürlich waren sie das, denn es handelt sich um eine permanente Operation, ob sie nun in den letzten Tagen daran beteiligt waren oder nicht. Ich weiß es nicht. Jedenfalls waren die USA 13 Jahre lang ununterbrochen daran beteiligt.

Tucker Carlson: Ich verstehe nicht, wie?

Jeffrey Sachs: Lassen Sie mich Ihnen dazu eine interessante Geschichte erzählen: Der Krieg begann 2011 und wurde als das bezeichnet, was er war. Es wurde gemäss CIA und die CIA es stets tut, so wie immer dargestellt: Als lokaler Aufstand und Freiheitskampf. Es hieß, es wären Syrer, die gegen Syrien protestiert hätten. Nach solchem Muster gestaltet sich jede CIA-Operation, die zu einem Regimewechsel führt. Zwar mag es auch eine lokale Opposition gegeben haben, aber die CIA stellte die Waffen bereit. Sie sorgte für den Nachschub an schweren Waffen. Sie stellte die Finanzierung bereit. Sie sorgte für die Ausbildung, sie stellte die Lager bereit. Sie sorgte für die politische Organisation. Das begann schon im Jahr 2011. 2012 gab es bereits ein Blutbad, viele Menschen starben, viele Zivilisten starben und viele antike historische Stätten wurden zerstört, denn dies ist der «Fruchtbare Halbmond»– dies ist der Geburtsort der Menschheit selbst, der Geburtsort der Zivilisation, der zerstört wird.

Ein sehr hochrangiger globaler Diplomat, den ich sehr gut kannte, wurde beauftragt, zu versuchen, Friedenslösungen zu finden: Frieden – was für eine schöne Idee! Vielleicht liesse sich das Blutbad vermeiden? Ich traf besagten Vermittler im Frühjahr 2012 und er sagte, dass es gescheitert wäre. Ich fragte, warum es gescheitert sei. Er sagte, dass man ein vollständiges Friedensabkommen erstellt gehabt habe, aber es von einer einzigen Partei blockiert worden war. Man hatte die verschiedenen Kräfte aus Syrien und die der Region an Bord geholt. Aber es wurde von einer Seite blockiert: Wer blockierte? Die Regierung der Vereinigten Staaten. Warum? Nun, weil ihre Bedingung lautete, dass Assad anstelle eines politischen Prozesses am ersten Tag des Abkommens zu gehen hätte. Alle anderen waren sich über einen politischen Prozess einig. Aber die Vereinigten Staaten sagten: „Nein, nein, hier geht es um einen Regimewechsel. Assad hat am ersten Tag zu gehen!“ Doch, das war nicht möglich. Damit war der Friedensversuch gescheitert. Wir sollten verstehen, dass dies eine amerikanische Operation war.

Tucker Carlson: Aber ich habe bis heute nicht verstanden, warum wir alle Assad hassen müssen. Ich spreche nicht für mich selbst – ich habe keine starken Gefühle für oder gegen Assad. Anscheinend hat er die Christen beschützt, dafür bin ich als Christ dankbar. Aber ich weiß nicht, warum ich Assad hassen sollte? Tulsi Gabbard hat sich mit Assad getroffen: Seitdem wird sie angegriffen. Hat man jemals jemandem erklärt, warum Amerikaner Assad hassen sollten?

Jeffrey Sachs: Weil wir bei jeder Operation zum Regimewechsel, die wir jemals durchführen, sicherstellen müssen, dass der Gegner der schlimmste Schurke seit Hitler oder der wiedergeborene Hitler sei.

Tucker Carlson: Ein Augenarzt aus London ist ein Blutrünstiger – Ich habe nie wirklich …

Jeffrey Sachs: Wir müssen das sagen und das ist Teil der PsyOps oder des Informationskriegs, der mit Operationen zum Regimewechsel einhergeht. Das ist völlig typisch. Und uns wird gesagt, falls wir ihn jetzt nicht aufhielten, wird es sich nur noch weiter ausbreiten. Und …

Tucker Carlson: … er würde in Des Moines auftauchen.

Jeffrey Sachs: Genau – so ist das , wie bei den Nicaraguanern, die nach Harlingen, Texas, kämen. .

Denken Sie daran – das entspricht dem Standard: Es ist so banal, so schlecht geschrieben, dass man nicht glauben kann, dass es so etwas geben könnte.

Tucker Carlson: Warum haben einige von der ‚The New York Times‘ einfach die offensichtliche Frage gestellt, warum man Assad hassen sollte? Genau – warum wurde das – was man von Baschar al-Assad halte – irgendwie zum Test für die Loyalität gegenüber den Vereinigten Staaten?? Wen interessiert das schon? Das ist eine so zentrale Frage. Ich habe noch niemanden getroffen, der jemanden danach gefragt hätte.

Jeffrey Sachs: Ich muss lachen, wenn Sie die New York Times erwähnen, weil sie überhaupt keinen historischen Hintergrund zu Konflikten bringen – vielmehr darauf abzielen, dem Sicherheitsagentur-Staat und auch den Militärs freie Hand zu lassen.

Tucker Carlson: Aber warum sollte die New York Times dem Sicherheitsagentur-Staat nachbeten?

Jeffrey Sachs: Nun, ich denke, das ist eine Frage, die Jahrzehnte zurückreicht, weil sie zum Teil mit Leuten besetzt sind, die wahrscheinlich von den Geheimdiensten kommen. Wir wissen das seit Jahren und wissen …

Tucker Carlson: Die New York Times?

Jeffrey Sachs: Wir wissen, dass die CIA in der Vergangenheit Reporter auf deren Gehaltsliste hatte. Ich meine, ob sie das jetzt noch tun oder nicht, das weiß ich nicht. Ich stelle also keine aktuellen Behauptungen auf. Aber wir wissen, dass dies eine historische Tatsache ist. Wir wissen aus der Geschichte, dass die New York Times – mit sehr seltenen Ausnahmen – einfach ungenannten offiziellen Quellen gefolgt ist, dass dies ihrem gesamten Modus Operandi entspricht. Diese patriotische Zeitung folgt dem, was ihr gesagt wird und sie stellt keine Fragen:

Sie hat keine Fragen zu einem dieser Kriege aus der jüngsten Vergangenheit gestellt – nicht zur Ukraine – nicht zu den Kriegen, die im gesamten Nahen Osten toben.

Wie gesagt, ich glaube, es gab tatsächlich im Jahr 2016 eine ganze Seite zur Operation Timber Sycamore. Man sollte meinen, dass ein Ereignis, welches uns in einen 13 Jahre andauernden Krieg verwickelte und wofür wir Milliarden an Dollar ausgegeben wurden und Hunderttausende Menschen starben, selbst in der heutigen Phase eine Erklärung zum historischen Hintergrund verdiente, aber das gibt es nicht. So habe ich tatsächlich – das muss ich sagen – an einen der Reporter geschrieben und gefragt: „Könnten Sie nicht ein wenig Hintergrund bringen?“ „Sehr interessante Idee, Herr Sachs!“ lautete die Antwort und ich warte noch.

Tucker Carlson: Sie haben an einen Reporter der New York Times geschrieben?

Jeffrey Sachs: Nun, ich kenne diese Leute seit Jahrzehnten.

Tucker Carlson: Ja?

Jeffrey Sachs: Und nebenbei bemerkt, ich kenne sie nicht nur: Einige von ihnen mag ich sehr, denn nebenbei bemerkt, einige waren vor langer Zeit meine Klassenkameraden. Jene wissen von Dingen über die sie nicht berichten. Dazu ist auch wichtig zu verstehen:

Das, was sie privat berichten, dem Gegenteil von dem entspricht, was in ihrer Zeitung steht – ich meine buchstäblich dem Gegenteil!

 Das macht mir große Sorgen, weil wir unsere Außenpolitik im Geheimen betreiben. Wir haben keinerlei demokratische Kontrolle über die US-Außenpolitik. Es gibt keine Erklärung dafür – es existiert keine Rechenschaftspflicht darüber. Sie liegt in den Händen einiger weniger. Sie liegt nicht in guten oder zuverlässigen Händen. Sie wird nicht erklärt.

Wir haben die Außenpolitik für den Nahen Osten schon vor langer Zeit Israel überlassen, nicht den Interessen der USA, sondern den Interessen Israels. Das ist die Israel Lobby.

Und wir vernehmen überhaupt keine Fragen dazu. Natürlich nicht von der Regierung, nicht vom Kongress, nicht von der Aufsicht durch irgendwelche demokratischen Institutionen. Auch die Mainstream-Medien, für die sich immer weniger Menschen interessieren, weil sie daraus keine Fakten erhalten, gehen diesen Fragen nicht nach!

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  • Übersetzung: UNSER-MITTELEUROPA
  • Das komplette Interview als Video auf Englisch bei TCN: Hier


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