Von Jelena Karajewa
Der "frischgebackene" EU-Verteidigungskommissar Andrius Kubilius ist großzügig mit Zahlen. Er will den EU-Militärhaushalt verzehnfachen – von zehn Milliarden auf hundert Milliarden Euro.
Ursula von der Leyen, die Chefin der EU-Kommission und unmittelbare Vorgesetzte von Kubilius, ist noch großzügiger, wenn es um die Finanzierung des militärisch-industriellen Komplexes geht. Sie vervielfachte die künftigen EU-Ausgaben um das Fünffache und brachte die Zahl auf eine halbe Billion Euro.
Dieses Jonglieren mit Haushaltsmitteln ist sicherlich nicht für den europäischen Durchschnittsbürger gedacht, der eilig seine Haushaltslöcher flickt und seinen Gürtel fast bis zum letzten Gürtelloch enger schnallt. All diese Aussagen über künftige stratosphärische Ausgaben sind für uns, die Russen, bestimmt. Der letztendliche Empfänger dieser Botschaften ist natürlich niemand anderes als der Kreml.
Um diese Aussagen für die Russen überzeugend genug darzulegen, wurde der neue NATO-Generalsekretär Mark Rutte als "Backgroundtänzer" engagiert. Er betonte, dass "die Verteidigungsausgaben der europäischen NATO-Mitgliedstaaten mindestens vier Prozent des BIP erreichen sollten". Und dieses "Falken"-Trio fordert die Geldmittel natürlich nicht, um "anzugreifen" oder "zu kämpfen", sondern um "die europäische Lebensweise und die demokratischen Werte zu verteidigen".
Wenn es Ihnen so scheint, als ob man vom alten Methodik-Lehrbuch (eine andere Bezeichnung für Winston Churchills Fulton-Rede) den Staub weggepustet hätte, um es in einen für die heutige Zeit verträglichen Plan zu verwandeln, dann kommt Ihnen das nicht nur so vor. Denn das ist die Realität: Heute, in diesen Stunden, Tagen und Wochen, beginnt das geeinte Europa einen kalten Krieg mit uns. Dieser muss natürlich nach einer gewissen Zeit (etwa 2029) in eine heiße Phase übergehen. Das liegt in der Logik der Rüstungsproduktion und ihres Wettlaufs.
"Wenn im ersten Akt ein Gewehr an der Wand hängt, dann wird es im letzten Akt abgefeuert. Andernfalls sollte man es nicht aufhängen."
Anton Pawlowitsch Tschechow hat alles über Dramaturgie gewusst, und es ist besser, seine Worte zu beherzigen als andersherum.
Die Vorgeschichte der westlichen Angriffe auf unser Land, sei es durch Koalitionen oder in individueller Form, erstreckt sich nicht über Jahrhunderte, sondern über mindestens ein Jahrtausend. Jedes Mal beginnen diese Angriffe unter dem Slogan "Kämpfe für Kontinentalwerte". Darunter verstanden die Initiatoren solcher Angriffe jeweils eine andere Religion, ein anderes Regierungssystem für Großrussland, eine andere Kultur.
Unabhängig von den Einzelheiten zahlreicher Pläne für "kleine Siegesfeldzüge nach Osten" und von dem, was die Kreuzritter, den Livländischen Orden, den Deutschherrenorden, verschiedene Söldner und Interventionisten bis hin zu Soldaten und Generälen der Wehrmacht dazu veranlasste – das Endergebnis ihrer militärischen Abenteuer war immer das gleiche: die totale Niederlage, die wirtschaftliche Katastrophe des Aggressors oder der Aggressoren sowie der Zusammenbruch des Staatsgefüges.
Frankreich beispielsweise – heute der eifrigste Befürworter der Entsendung von Bodentruppen in die Zone der militärischen Sonderoperation in der Ukraine – verlor durch die Invasion seines korsischen Kaisers nicht nu (für immer)r die Rolle des Führungsstaates in Westeuropa, sondern verdammte sich selbst zu beschämenden Niederlagen in zahlreichen Schlachten des vorletzten und letzten Jahrhunderts.
Oder etwa Deutschland – von der Leyens Heimatland. Zweimal versuchten die Deutschen, uns zu bekämpfen, und beide Male verloren sie. Einmal auf schändliche Weise. Das zweite Mal katastrophal, wobei sie fast ihre eigene Staatlichkeit verloren hätten. Oder man denke an Polen mit seinen "vier Prozent für den Militärhaushalt", das bereits ungeduldig neue Finanzmittel für den Krieg mit uns bereitstellt und auf eine antirussische Aggression setzt. Auch dieses Land war stets Verlierer in diesem militaristischen Casino. Ganz zu schweigen von den Italienern, Spaniern, Rumänen, Kroaten – diese Aufzählung umfasst alle 27 EU-Mitgliedstaaten.
Was treibt sie alle an? Oder haben ihre nationalen und supranationalen Eliten kollektiv den Verstand verloren und beschlossen, auf den Abgrund und die Schande zuzumarschieren?
In der Mitte des letzten Jahrhunderts gründete Europa die Gemeinschaft für Kohle und Stahl, um die eigenen militaristischen Absichten im Auge zu behalten. Dann beschloss es, dass sein selbst ernannter Sieg im Kalten Krieg es ihm erlaubte, sich nach Belieben in die russischen Ressourcen, die russische Wirtschaft und die russische Politik einzumischen. Heute liegt Europa im Schlaf und träumt davon, alles "rückgängig" zu machen. Es will, dass alles wieder so wird, wie es in seiner "Jugend" war (und vergisst dabei, dass es in Politik und Wirtschaft längst zu einer schwerfälligen alten Frau geworden ist): Es will sich die Ressourcen wieder auf den gewohnten Routen schnappen, und zwar fast gratis, kraft, sozusagen, des "Siegerrechts".
Man braucht die europäischen Entscheidungsträger heute nicht mehr auf die Gefahren jeglicher Interventionspläne gegen Russland hinzuweisen. Europa zieht uns in einen neuen Zyklus des Rüstungswettlaufs hinein und berücksichtigt nicht die Tatsache, dass seine Kontinentalwirtschaft bei dem derzeitigen Tempo des Wirtschaftsabschwungs als Erstes kapitulieren wird. Und danach werden Hungerrevolten folgen – natürlich nur, wenn es noch Randalierer vorhanden sein würden.
Den dritten Krieg mit uns im Laufe eines Jahrhunderts wird die EU definitiv nicht überstehen. Und Europa entbindet aus der gegenwärtigen Schwangerschaft nicht nur seine Niederlage, sondern auch seinen Zerfall.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 14. Dezember 2024 zuerst bei RIA Nowosti erschienen.
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