Jetzt wird der Himmel verkauft

Arnaud Bertrand

Es ist sehr interessant und eine Weltneuheit: Eine lokale Regierung in China hat gerade buchstäblich ihren Himmel verkauft.

Es handelt sich um die Regierung des Bezirks Pingyin in Jinan in der Provinz Shandong, die eine 30-jährige Konzession für den Betrieb und die Wartung ihrer wirtschaftlichen Tiefflugprojekte für 924 Millionen Yuan (etwa 130 Millionen US-Dollar) an ein Unternehmen namens Shandong Jinyu General Aviation Co., Ltd. verkauft hat.

Die „Tiefflugwirtschaft“ ist derzeit ein großer Trend in China. So hat beispielsweise XPeng, einer der führenden Elektroautohersteller Chinas, kürzlich ein Tiefflugauto auf den Markt gebracht. Drohnenlieferungen werden in chinesischen Städten immer häufiger, und verschiedene Regionen entwickeln aktiv Tiefflugnetze. Shanghai plant beispielsweise, bis 2027 mehr als 400 Tiefflugrouten einzurichten.

Es ist jedoch das erste Mal, dass eine lokale Regierung ihren Tiefflug-Luftraum monetarisiert. Das Faszinierende daran ist, dass sich darin das chinesische Landmanagement widerspiegelt. Während Lokalregierungen traditionell beträchtliche Einnahmen aus der Verpachtung von Landnutzungsrechten erzielen (die historisch fast die Hälfte ihrer Einnahmen ausmachten), sehen sie nun den Himmel als neue Einnahmequelle. Die Zivilluftfahrtbehörde der Volksrepublik China schätzt, dass der Markt für Flugverkehr in geringer Höhe bis 2035 ein Volumen von 3,5 Billionen Yuan (etwa 490 Milliarden Dollar) erreichen könnte. Es geht also um sehr, sehr viel Geld.

Die Wahl des Landkreises Pingyin ist kein Zufall: Die Region verfügt bereits über eine bedeutende Luftfahrtinfrastruktur, darunter zwei Flughäfen und mehrere Unternehmen, die Drohnen herstellen. Außerdem besteht eine Partnerschaft mit der Universität für Luft- und Raumfahrt in Nanjing, um ein Demonstrationszentrum für Logistik in geringer Höhe zu entwickeln. Interessanterweise ist der Gewinner der Ausschreibung ein eigens zu diesem Zweck gegründetes staatliches Unternehmen.

Alles in allem sieht es so aus, als wolle die lokale Regierung ein Pilotprogramm entwickeln, um zu demonstrieren, wie man vor Ort ein Ökosystem für eine „Wirtschaft in geringer Höhe“ entwickeln und gleichzeitig eine Vorreiterrolle auf diesem Gebiet einnehmen kann. So läuft es oft in Chinas sogenannter „Großraumwirtschaft“: Lokale Regierungen agieren als politische Unternehmer und experimentieren mit innovativen Ansätzen, die im Erfolgsfall zu Blaupausen für die nationale Entwicklung werden könnten und gleichzeitig ihrer Region Vorreitervorteile in aufstrebenden Sektoren verschaffen.

Warten wir ab, was dabei herauskommt: Das Experiment im Bezirk Pingyin mag klein erscheinen, aber es könnte der Anfang von etwas wirklich Revolutionärem sein. China experimentiert hier tatsächlich mit der Entwicklung der ersten wirklich dreidimensionalen Wirtschaft der Welt, mit Transport- und Logistiknetzwerken in geringer Höhe. In ein oder zwei Jahrzehnten könnte es in chinesischen Städten genauso viel Aktivität am Himmel wie am Boden geben.

Quelle hier und hier.

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