Strafzölle? China plant E-Auto-Produktion in Eisenach – auch andere EU-Standorte im Gespräch

Anfang Oktober hatte die EU-Kommission beschlossen, Strafzölle auf E-Autos aus chinesischer Produktion zu erheben (RT DE berichtete). Berlin und einige wenige andere EU-Mitglieder hatten im Vorfeld der Entscheidung dagegen Einspruch erhoben und den Beschluss auch nicht mitgetragen. Der unfreundliche Akt aus Brüssel bewirkte, wie es scheint, in Peking unter anderem eine "inoffizielle Mitteilung", so die Berliner Zeitung, an Autohersteller. Diese sollen angewiesen worden sein, Investitionen in EU-Mitgliedsländern zu beenden, falls diese Staaten die EU-Zölle auf in China hergestellte Elektroautos unterstützen.

Politische Vorgaben

So soll das Joint Venture des europäischen Automobilkonzerns Stellantis (Marken u. a.: Fiat, Peugeot, Citroën, Opel, Jeep, Maserati) mit dem Hersteller Leapmotor aus China überraschend seine bisherigen Pläne geändert haben. Bislang wollte das Unternehmen in zweites Elektromodell in Polen produzieren. Nun könnte der elektrische SUV vom Typ B10 im Eisenacher Opel-Werk produziert werden. Allerdings ist auch das slowakische Trnava im Gespräch, wo Stellantis ebenfalls ein Werk unterhält, wie die Zeitung unter Berufung auf eine Meldung von Reuters schreibt.

Das Modell B10 wurde erst in diesem Jahr auf dem Pariser Autosalon präsentiert – und könnte das erste Fahrzeug von Leapmotor sein, das zur Gänze in Europa hergestellt wird. Leapmotor lässt seinen Kleinwagen T03 zwar in Polen produzieren, doch kommen nahezu alle Teile aus China. Sollte die Meldung über die Reaktion aus Peking zutreffen, plant die Volksrepublik China, Investitionen in EU-Ländern mit einer "aggressiven Zollpolitik" zu reduzieren.

Polen hatte die Entscheidung der EU-Kommission für Strafzölle gegen China mitgetragen, während die Slowakei und Deutschland sich dagegen gestellt hatten. Dieser politische Hintergrund könnte eine Erklärung sein, warum Leapmotor über die Verlagerung seiner Produktion nachdenkt.

Standorte Eisenach und Trnava

Die beiden Stellantis-Werke haben jeweils eigene Vorzüge. Für Eisenach werden strategische Vorteile ins Feld geführt, da das Werk zurzeit mit der Produktion des Modells Grandland nicht ausgelastet sei und durch die zusätzliche Fertigung des B10 rentabler arbeiten würde. Zwar sei die Produktion in Deutschland wegen höherer Betriebskosten und Löhne teurer, doch könnten sich durch die Verlagerung nach Thüringen perspektivisch Vorteile für das Joint Venture ergeben. Trnava seinerseits kann auf seine bald zwanzigjährige Erfahrung verweisen, die bei der Montage von Fahrzeugen internationaler Hersteller angesammelt wurde.

Auch wenn das Modell B10 noch in China hergestellt wird, dürfte die bevorstehende Produktionsverlagerung nach Europa – und damit der Wegfall der Zölle – die Notwendigkeit für andere europäische Autohersteller erhöhen, ihre E-Autos konkurrenzfähiger zu machen, unabhängig davon, was von E-Autos zu halten ist und wie sich die Beziehungen zwischen der EU und China entwickeln werden.

Wie es heißt, hätten weder der chinesische Hersteller Leapmotor noch Stellantis zu den Plänen offiziell Stellung genommen. Ob die Entscheidung für Trnava oder Eisenach fällt, sie dürfte als ein Anzeichen für die künftigen Pläne chinesischer Autohersteller in der EU gewertet werden.

Mehr zum Thema – Slowakischer Ministerpräsident Fico zu historischem Besuch in China

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