Schweizer Volksvermögen in den Händen von State Street, BlackRock und Vanguard. Ausgleichsfonds sorgt für Wirbel.

«Schweizer Volksvermögen in Händen der USA»? Politiker kritisieren den AHV-Ausgleichsfonds für den Wechsel der Depotbank von UBS zu State Street. So die Schlagzeile der NZZ.

Weiter schreibt die NZZ:

«Depotbank könnte im Extremfall die Auslieferung von Wertschriften verweigern». Die Interessen der USA und der Schweiz seien nicht immer deckungsgleich. Bei der Abschaffung des Bankgeheimnisses habe man beispielsweise gesehen, wie hart die Amerikaner im Zweifelsfall ihre Interessen durchdrückten, sagt Matter. Die Depotbank könnte im Extremfall die Auslieferung von Wertschriften verweigern. Komme es zu einem Notfall, hat der Bundesrat bessere Handlungsmöglichkeiten bei einer Schweizer Bank.

Kommentar:

Der jüngste Wechsel der Depotbank des Schweizer AHV-Ausgleichsfonds zur amerikanischen Bank State Street hat in der Schweiz heftige Diskussionen ausgelöst. Immer mehr Politiker und Bürger fragen sich: Ist das Schweizer Volksvermögen jetzt unter der Kontrolle der USA? Der Schritt, der auf den ersten Blick rein administrativ wirken mag, bringt jedoch tiefere, potenziell problematische Zusammenhänge ans Licht – und lenkt den Blick auf den enormen Einfluss, den amerikanische Vermögensverwalter wie BlackRock, Vanguard und State Street auf die globale Finanzwelt und damit auch auf die Schweiz ausüben.

Der Einfluss der «Big Three»: Mehr als nur Banken

Bereits jetzt sind große Vermögensverwalter wie BlackRock und Vanguard bedeutende Akteure auf dem globalen Finanzmarkt und halten erhebliche Anteile an Unternehmen wie State Street. Konkret hält The Vanguard Group, Inc. etwa 12,08% und BlackRock Fund Advisors etwa 5,21% der Anteile an State Street

Durch ihre Aktienbeteiligungen haben sie eine erhebliche Macht in zahllosen Großunternehmen und sind selbst bei einander investiert. Die Vanguard Group, die größte dieser drei, hat eine genossenschaftsähnliche Struktur: Sie gehört über Fonds und ETFs ihren Anlegern, ist aber kein klassisches Unternehmen mit externen Eigentümern. BlackRock hingegen ist börsennotiert, und Vanguard ist einer der größten Anteilseigner. Diese Verflechtungen untereinander führen dazu, dass diese drei Vermögensverwalter eine fast unübersehbare Dominanz im globalen Finanzsystem erreicht haben.

Für die Schweiz und insbesondere für den AHV-Ausgleichsfonds bedeutet die Entscheidung für State Street als Depotbank, dass das Schweizer Volksvermögen künftig stärker von diesem Netz amerikanischer Finanzgiganten beeinflusst wird. Durch die Position als Depotbank ist State Street nun direkt involviert in die Verwaltung und die Aufbewahrung von Wertpapieren, was nicht ohne Risiken ist.

Die Sorge um das Schweizer Volksvermögen

Politiker und Finanzexperten äußern Bedenken darüber, dass das Schweizer Vermögen in dieser Form in die Hände eines amerikanischen Vermögensverwalters gegeben wird. «Schweizer Volksvermögen in Händen der USA» titeln einige, und die Besorgnis ist nicht unbegründet: Mit einem Ausgleichsfonds, der auf eine langfristige und stabile Verwaltung abzielt, könnten amerikanische Interessen in Konflikt mit schweizerischen Anlagestrategien geraten. Die Tatsache, dass State Street – ähnlich wie BlackRock und Vanguard – in eine Vielzahl internationaler Unternehmen investiert und in großem Maß Aktienbesitz über ETFs und Fonds kontrolliert, lässt befürchten, dass die Schweizer Anlagen potenziell von Entscheidungen der US-Behörden beeinflusst werden könnten.

Diese Sorge bezieht sich nicht nur auf mögliche wirtschaftliche Risiken, sondern auch auf politische Einflüsse. In den USA sind die Vermögensverwalter gesetzlich verpflichtet, in vielen Fällen nach amerikanischen Interessen zu handeln – selbst dann, wenn dies international unerwünschte Effekte haben könnte. Kritiker befürchten daher, dass amerikanische Finanzinteressen oder geopolitische Entscheidungen letztlich auch das Volksvermögen der Schweiz beeinflussen könnten.

Verflechtungen und Einfluss: ein Problem für die Unabhängigkeit der Schweiz?

Die Machtkonzentration, die sich durch die engen Verflechtungen von BlackRock, Vanguard und State Street ergibt, lässt berechtigte Zweifel aufkommen, ob eine solche Bank als Depotbank für ein nationales Rentensystem sinnvoll ist. Diese drei Unternehmen sind durch ihre Positionen in zahllosen Unternehmen, Staaten und Fonds mit der globalen Wirtschaft verzahnt und haben Einfluss auf Unternehmensstrategien, politische Entscheidungen und sogar auf globale Krisen.

Durch die Verbindung zur AHV, einem wesentlichen Bestandteil des Schweizer Rentensystems, wird der AHV-Ausgleichsfonds nun indirekt Teil dieses riesigen Netzwerks. Dies wirft die Frage auf, wie unabhängig die Schweiz tatsächlich bleibt, wenn sie so viel von einer amerikanischen Depotbank abhängig ist, die eng mit BlackRock und Vanguard verflochten ist. Diese Überlegungen führen viele zu der Meinung, dass der Wechsel zu State Street das Risiko birgt, die Stabilität und Unabhängigkeit des Schweizer Rentensystems zu gefährden.

Forderung nach mehr Transparenz und unabhängiger Verwaltung

Inmitten dieser Diskussionen fordern einige Politiker, dass das Volksvermögen in Zukunft unabhängig von amerikanischen Großbanken verwaltet wird. Sie verlangen eine stärkere Kontrolle und Transparenz darüber, wie und wo die Gelder des AHV-Fonds investiert werden. Andere regen an, alternative Depotbanken zu prüfen, die nicht aus den USA stammen und somit weniger Risiko einer Beeinflussung durch ausländische Interessen bergen.

Es bleibt zu beobachten, ob die Entscheidungsträger in der Schweiz auf diese Bedenken eingehen und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen, um die Unabhängigkeit des Schweizer Volksvermögens sicherzustellen.

Interview mit Dr. iur. Heinz Raschein zum Renten-Skandal

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