Von Andrei Koz
Letzter Stützpunkt im Süden des Donbass
Die heftigsten Kämpfe laufen nach wie vor im ehemaligen Gebiet Donezk. Mit der Befreiung der Stadt Kurachowo, die vor dem Krieg 18.000 Einwohner zählte, verlor das ukrainische Militär die letzte Stadt am Frontabschnitt Donezk Süd. Der einzige Ort, der hier noch von Kiew kontrolliert wird, ist Welikaja Nowosjolka an der Grenze zum Gebiet Saporoschje. Diese Siedlung wird gegenwärtig eingekesselt, um die dortige Garnison zu einer Kapitulation zu zwingen. In der vergangenen Woche brachte die russische Armee das etwa einen Kilometer weiter südwestlich liegende Wremewka unter ihre Kontrolle. Damit nahm sie den ukrainischen Truppen die Möglichkeit, Verstärkung und Nachschub nach Welikaja Nowosjolka zu verlegen. Gleichzeitig rücken die russischen Truppen in Richtung Welikaja Nowosjolka vor, im Norden von Nowy Komar her, im Osten von Schachtjorskoje und Solotaja Niwa, sowie im Süden von Storoschewoje und Blagodatnoje her.
Westlich von Kurachowo stürmt der Truppenverband Süd den Ort Datschnoje und rückt von Suchije Jaly auf Ulakaly und Konstantinopol vor. Die Aufgabe des Verbands besteht darin, die administrative Grenze zum Gebiet Saporoschje zu erreichen und sie möglicherweise auch zu überqueren, um den ukrainischen Truppen bei Guljajpole und Orechow in den Rücken zu fallen. Freilich wurde nach der Befreiung von Kurachowo ein Teil des Verbands an den Frontabschnitt Pokrowsk verlegt.
Die Stadt Pokrowsk (Krasnoarmeisk) mit einer Vorkriegsbevölkerung von 60.000 Einwohnern, wird, wie auch das benachbarte Mirnograd und zuvor Ugledar und Kurachowo, eingekesselt, um sie von Versorgung und Verstärkungen abzuschneiden. Weiter westlich kämpft der Truppenverband Mitte um die Dörfer Kotlino und Udatschnoje. Von hier bleiben bis zur administrativen Grenze zum Gebiet Dnjepropetrowsk noch weniger als fünf Kilometer. Außerdem haben die russischen Truppen den Ort Wosdwischenka befreit, der 25 Kilometer östlich von Pokrowsk und wenige Kilometer von der Straße nach Konstantinowka entfernt liegt.
Der Weg nach Konstantinowka
Im Ballungsraum Konstantinowka – Druschkowka – Kramatorsk – Slawjansk sind die Hinterland-Infrastruktur sowie ständige Unterkünfte und Stäbe des ukrainischen Militärs konzentriert.
Konstantinowka wird zum nächsten Ziel der russischen Formationen werden müssen, die gegenwärtig Torezk (Dserschinsk) und Tschassow Jar stürmen. In Torezk wurden die ukrainischen Truppen aus zentralen Stadtbezirken vertrieben. In der vergangenen Woche gelang es, die Bergehalde an der nordwestlichen Ausfahrt aus der Stadt zu besetzen. Inzwischen hat das ukrainische Militär nur noch das Gelände des Bergwerks Torezkaja teilweise unter seiner Kontrolle. Sobald es von dort vertrieben ist, wird die Stadt mit einer Vorkriegsbevölkerung von 70.000 Menschen vollständig befreit sein. Von Torezk sind es bis Konstantinowka 15 Kilometer Luftlinie.
Der gescheiterte Versuch eines ukrainischen Gegenangriffs in Tschassow Jar rieb zahlreiche Reserven des ukrainischen Militärs auf. Die Fabrik für feuerfeste Ziegeln, der ehemals wichtigste ukrainische Stützpunkt, ist inzwischen unter der Kontrolle der russischen Truppen. Die ukrainische Verteidigung hier ist auf wenige Widerstandsnester zusammengeschrumpft.
Begegnungsgefechte
Erfolge gibt es auch am Frontabschnitt Kupjansk zu verzeichnen. Vor wenigen Tagen meldete Russlands Verteidigungsministerium die Befreiung des Dorfes Nadija im Bezirk Swatowo des ehemaligen Gebietes Lugansk. Dieses liegt am westlichen Ufer des Flusses Scherebez, 17 Kilometer westlich von Swatowo und 22 Kilometer östlich von Borowaja – eines wichtigen logistischen Knotens des ukrainischen Militärs. Nördlich von Kupjansk weitet sich der russische Brückenkopf jenseits des Flusses Oskol aus. Einheiten des Truppenverbands West setzten sich in der Siedlung Dwuretschnaja fest. Darüber hinaus befreite Ende der vergangenen Woche die russische Vorhut das Dorf Nowojegorowka wenige Kilometer südlich von Nadija. Die Armee schiebt ihre Flanken für eine weitere Offensive in Richtung Westen nach.
Im Gebiet Kursk laufen weiterhin Begegnungskämpfe. Der Truppenverband Nord meldet, die Ortsränder des Weilers Nikolski, zwölf Kilometer nördlich von Sudscha, und des Dorfes Kurilowka, fünf Kilometer südlich von Sudscha, erreicht zu haben. Das ukrainische Militär hatte seine Hauptkräfte auf die Verteidigung der eigentlichen Stadt Sudscha und ihres Vorortes Martynowka konzentriert. Russische Erdkampfflugzeuge, Raketentruppen und Drohnenpiloten greifen die Grenzbezirke der Gebiete Sumy und Charkow an, wo das ukrainische Militär einige Brigaden bereithält. Kiews Versuch, in den ersten Januartagen den Brückenkopf im Gebiet Kursk durch eine Offensive auf Bolschoje Soldatskoje und den Weiler Berdin auszuweiten, ist gescheitert. Neue Angriffe unternahm das ukrainische Militär seitdem nicht.
Offensichtlich hoffte Kiew, Washington vor Donald Trumps Amtseinführung zumindest irgendwelche Erfolge vorweisen zu können. Doch es gelang nicht einmal ein "medialer Sieg" – in ein russisches Dorf einzufallen, sich dort mit einer Flagge zu fotografieren und zu fliehen. Die Besetzung einer einzigen Stadt – Sudscha, mit einer Vorkriegsbevölkerung von 5.000 Einwohnern – ist offensichtlich nicht das, worauf die Regierung in Kiew hoffte. Bis zu den sonstigen größeren Siedlungen sowie zum Kernkraftwerk Kurtschatow wurden die ukrainischen Truppen nicht durchgelassen. Selenskij, der behauptete, dass der Einfall in das Gebiet Kursk eine geniale strategische Operation sei, kann die Truppen von dort nicht einmal mehr einfach zurückziehen. Für Moskau ist die entstandene Lage vorteilhaft: Während die Ukraine im Gebiet Kursk ihre Reserven verheizt, entblößt sie die Stellungen an anderen Frontabschnitten.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei "RIA Nowosti" am 21. Januar 2025.
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