Polnischer Außenminister: "Warschau hat kein Interesse, die Ukraine zu verteidigen"

Polens Außenminister Radosław Sikorski hat in einem Gespräch mit den Prankstern Wowan (Wladimir Kuznezow) und Lexus (Alexej Stoljarow), die sich als der ehemalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko ausgaben, erklärt, dass Warschau derzeit kein Interesse daran habe, die Ukraine zu verteidigen. Die Prankster veröffentlichten das Video auf Telegram.

"Alles wird sich ändern, wenn die Ukraine, wenn die Front zusammenbricht, dann könnte sich alles ändern. Aber im Moment ist der Wille dazu gleich Null."

Er fügte hinzu, dass in Polen derzeit diskutiert werde, ob russische Marschflugkörper über der Ukraine vom polnischen Luftraum aus abgeschossen werden sollten:

"Und selbst das ist im Moment sehr umstritten. Es gibt keine Einigung darüber, denn das würde bedeuten, in den Krieg einzutreten."

Sikorski betonte, dass Polen ukrainische Soldaten im Land ausbilde:

"Wir hoffen, dass wir dieses oder nächstes Jahr einige Brigaden für euch vorbereiten können. Aber polnische Soldaten in der Ukraine – das ist unmöglich."

Sikorski äußerte sich auch zu einer möglichen EU- und NATO-Mitgliedschaft der Ukraine. Seiner Meinung nach könnte der EU-Beitrittsprozess der Ukraine Jahrzehnte dauern, da es für die Europäer nachteilig sei, ein Land mit einem "wettbewerbsfähigen Agrarsektor" aufzunehmen. Ein NATO-Beitritt der Ukraine sei ebenfalls unwahrscheinlich. Der Minister erinnerte an die vielen Schritte, die die Ukraine auf dem Weg zu einer EU-Vollmitgliedschaft durchlaufen müsse:

"Das ist ein Prozess, der ein Jahrzehnt oder länger dauern wird. Und der absolut schwierigste Punkt in den Verhandlungen wird die Landwirtschaft sein. Denn Ihre Landwirtschaft ist zu gut. Sie ist zu wettbewerbsfähig. Sie haben riesige Farmen und Sie haben wirklich guten Boden."

Seiner Meinung nach werde der EU-Beitritt der Ukraine eine vollständige Überarbeitung der Gemeinsamen Agrarpolitik erfordern, "was eine wirklich komplexe politische Herausforderung für die EU und die Mitgliedstaaten darstellt".

Im Juni 2022 verlieh die EU der Ukraine und Moldawien den Status von Beitrittskandidaten und stellte mehrere strenge Bedingungen für den formellen Beginn von Beitrittsverhandlungen. Seitens der EU wurde wiederholt eingeräumt, dass diese Entscheidung vor allem symbolischer Natur war, um Kiew und Chisinau in ihrem Widerstand gegen Moskau zu unterstützen.

Allerdings bedeuten der Kandidatenstatus und ein Beginn von Verhandlungen nicht, dass das Land automatisch Mitglied der Europäischen Union wird und verpflichten Brüssel zu nichts. Die Zuerkennung des Kandidatenstatus ist lediglich der Beginn eines langen Prozesses auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft.

Mit Blick auf die Aussichten der Ukraine auf einen NATO-Beitritt bezeichnete Sikorski die Haltung des Bündnisses als heuchlerisch. Kiew werde die Mitgliedschaft erst nach dem Ende des Konflikts in Aussicht gestellt, zu einem Zeitpunkt also, an dem es diese nicht mehr brauche.

"Ich glaube, dass einige unserer westeuropäischen Freunde die Idee eines NATO-Beitritts der Ukraine als Verhandlungsmasse gegenüber Russland nutzen, was ja nicht schlecht ist – 'zieht euch aus der Ukraine zurück und wir versprechen euch, dass die Ukraine nicht in die NATO aufgenommen wird'. Und wenn ihr eure Truppen nicht abzieht, frieren wir den Konflikt ein, und der Rest der Ukraine wird in die NATO aufgenommen. Vielleicht kalkulieren sie so."

Außerdem räumte der polnische Außenminister ein, dass die Interessen der USA und der Ukraine nicht übereinstimmen und Washington "die Situation nicht schleifen lassen kann", um in den Augen seiner Verbündeten nicht an Autorität zu verlieren:

"Sie wissen, dass die Interessen der Vereinigten Staaten und die der Ukraine nicht übereinstimmen, aber die Amerikaner wissen, dass ihre Glaubwürdigkeit auf dem Spiel steht. Weder diese noch die nächste US-Regierung kann die Situation ignorieren, da dies ihren Ruf bei allen Verbündeten beeinträchtigen würde."

Zudem meinte Sikorski, dass der US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump Russland mit einer Eskalation drohen werde, um den Ukraine-Konflikt zu lösen:

"Ich spreche mit Leuten aus Trumps Team und sie sagen mir, dass sie nicht wissen, was Trump tatsächlich tun wird. Aber sie sagen, dass Trump dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit einer Eskalation drohen wird, um einen besseren Deal zu erzielen. Ich gebe nur das weiter, was man mir gesagt hat."

Mehr zum Thema –  Medien: Aufstellung der Ukrainischen Legion in Polen gescheitert

Die Folge in voller Länge und englischer Sprache gibt es auf Rutube und Rumble.

Getting new content in
:

Nur wer angemeldet ist, geniesst alle Vorteile:

  • Eigene Nachrichten-Merkliste
  • Eigener Nachrichtenstrom aus bevorzugten Quellen
  • Eigene Events in den Veranstaltungskalender stellen
M T W T F S S
 
 
 
 
1
 
2
 
3
 
4
 
5
 
6
 
7
 
8
 
9
 
10
 
11
 
12
 
13
 
14
 
15
 
16
 
17
 
18
 
19
 
20
 
21
 
22
 
23
 
24
 
25
 
26
 
27
 
28
 
29
 
30