Kreml sieht Bevölkerungsrückgang als große Herausforderung für Russland

Kremlsprecher Dmitri Peskow hat den Bevölkerungsrückgang in Russland als eine der größten Herausforderungen des Landes bezeichnet. In seiner Rede bei einem Bildungsmarathon in Moskau betonte er, dass die sinkende Geburtenrate ein ernsthaftes Problem für die Zukunft Russlands darstelle.

"Wir sind leider sehr wenige", sagte er. Russland sei zwar das größte Land der Welt, habe aber eine sehr kleine Bevölkerung. "Das ist eine große Herausforderung für uns." Der Vater von fünf Kindern rief die Bürger dazu auf, sich intensiver mit dem Thema Demografie auseinanderzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Die Geburtenrate in Russland sei vergleichbar mit europäischen Ländern und Japan. Diese Zahlen seien "katastrophal für die Zukunft der Nation".

Die Geburtenrate in Russland ist seit Mitte der 2010er-Jahre rückläufig. Im vergangenen Jahr wurden laut dem Statistikamt Rosstat nur noch 1,265 Millionen Kinder geboren – ein Negativrekord seit 1999. Wie Experten erklären, spielt dabei nicht unbedingt der Krieg die entscheidende Rolle, sondern ein Echo der 90er-Jahre. Das bedeutet, dass die damals geborene Generation ins reproduktive Alter gekommen ist und es derzeit nicht genügend Frauen und Männer im gebärfähigen Alter gibt. Zudem steige das Gebäralter aufgrund veränderter Lebensstile. Frauen studieren länger, gründen später eine Familie und heiraten später.

Laut Rosstat lebten Anfang 2023 146,4 Millionen Menschen in Russland. Seit 2021 sinkt die Bevölkerungszahl um durchschnittlich eine halbe Million Menschen pro Jahr. Die Prognosen von Rosstat sind eher düster: Die moderate Annahme geht davon aus, dass 2045 ca. 138,8 Millionen Menschen in Russland leben werden, die pessimistische Annahme geht von 130,6 Millionen aus.

Zudem ist das Land mit einem stetigen Rückgang der Eheschließungen konfrontiert, während die Zahl der Scheidungen fast ein Rekordhoch erreicht hat. Laut Rosstat gab es 2023 einen Rückgang der Eheschließungen um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Trend war in allen Regionen zu beobachten.  Derzeit kommen auf zehn Eheschließungen etwa sieben Scheidungen.

Im Februar hatte Präsident Wladimir Putin angekündigt, bis 2029 die Geburtenrate zu erhöhen und die Armut zu senken. Große Familien sollen zur Norm werden.

Im Kampf gegen den Geburtenrückgang haben die russischen Behörden die Einführung einer Steuer auf Kinderlosigkeit ins Gespräch gebracht. Gleichzeitig will die Regierung die sogenannte Childfree-Bewegung, also die bewusste Entscheidung gegen Kinder, verbieten. Im Oktober verabschiedete die Staatsduma in erster Lesung ein Gesetz, das Werbung für Kinderlosigkeit in den Medien und im Internet unter Strafe stellt.

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