Israel zeigt Iran seine überlegene Schlagkraft

Von Jewgeni Posdnjakow

Israels Angriff auf Iran habe die Fähigkeit der Republik, Waffen zu produzieren, lahmgelegt, schrieb Axios. Nach Angaben der Nachrichtenagentur gelang es Tel Aviv, zwölf Anlagen zur Herstellung von Festbrennstoff zu treffen. Er wurde von Teheran als Bestandteil von ballistischen Raketen verwendet, mit deren Hilfe der jüdische Staat beschossen wurde.

Es wird darauf hingewiesen, dass Iran immer noch über ein großes Waffenarsenal verfügt. Da die Wiederherstellung der verlorenen Kapazitäten jedoch "mindestens ein Jahr" dauern könne, werde dieses Ereignis die militärischen Fähigkeiten Teherans ernsthaft beeinträchtigen. Darüber hinaus berichtete die Zeitung über die Zerstörung von vier Batterien des Boden-Luft-Raketensystems vom Typ S-300.

Dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu zufolge war der Angriff "präzise und wirkungsvoll". Ihm zufolge wurden die Verteidigungskapazitäten Irans erheblich beschädigt. In der Islamischen Republik selbst werden die Folgen des Vorgehens Tel Avivs jedoch ganz anders bewertet.

So berichtete die Zeitung ShafaqNA, dass die iranischen Atomanlagen bei dem israelischen Angriff nicht beschädigt worden seien. IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi bestätigt diese Information. Auch er rief die Konfliktparteien zur Vorsicht auf und wies darauf hin, dass es unzulässig sei, im Nuklearbereich eine Bedrohung der Sicherheit zu schaffen.

Einrichtungen des Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) im Westen von Teheran waren ebenfalls nicht betroffen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim standen die Explosionsgeräusche in diesem Bezirk im Zusammenhang mit dem Einsatz von Luftabwehrsystemen. Insgesamt wird der Schaden durch die israelischen Aktionen in der Republik als "begrenzt" eingeschätzt.

Die New York Times schrieb jedoch, dass eine Reihe iranischer Beamter die hohe Effektivität des Angriffs von Tel Aviv anerkennen würden. Ihnen zufolge sei es dem jüdischen Staat gelungen, mehrere Luftabwehranlagen zu treffen, die sich in der Nähe von Ölraffineriegebäuden befinden. Hamid Hosseini, ein Mitglied der iranisch-irakischen Handelskammer, sagte, dass Israel auf diese Weise ein "klares Signal" an Teheran gesendet habe.

Der Beschuss auf Iran erfolgte in der Nacht zum 26. Oktober. Nach Angaben des Wall Street Journal waren von Tel Aviv aus mehr als 100 Flugzeuge im Einsatz, darunter auch F-35-Kampfjets. Die Bombardierung erfolgte in drei Phasen: Die erste richtete sich gegen die Raketenabwehr, die beiden anderen zielten auf Militärbasen, Munitionsproduktionsanlagen und Drohnen ab.

Der Iran hat bereits erklärt, dass sich die Republik das Recht auf eine "legitime und rechtmäßige Antwort zu gegebener Zeit" vorbehalte. Das Land denkt auch über eine Änderung seiner Nukleardoktrin nach. Der Vorfall hat die internationale Gemeinschaft in zwei Hälften gespalten. So drückte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan Teheran im Zusammenhang mit dem israelischen Angriff sein Mitgefühl aus, schrieb AnadoluAjansi.

Der Financial Times zufolge hat die Regierung von US-Präsident Joe Biden Iran jedoch bereits mit bestimmten "Konsequenzen" gedroht, sollte Teheran auf den Angriff durch Tel Aviv reagieren. Es wird betont, dass Washington beabsichtige, den jüdischen Staat im Rahmen der Konfrontation mit der Islamischen Republik zu "schützen und zu unterstützen".

Wladimir Saschin, leitender Forscher am Institut für Orientalische Studien der Russischen Akademie der Wissenschaften, stellt fest:

"Es ist momentan unmöglich, den tatsächlichen Schaden zu beurteilen, den Israel Iran zugefügt hat. Es gibt unterschiedliche Interpretationen der Ergebnisse des Angriffs. Während der Westen von schwersten Schäden in der Islamischen Republik spricht, berichtet Teheran von minimalen Verlusten nach dem Beschuss. Dennoch ist es dem jüdischen Staat meiner Meinung nach gelungen, seinem strategischen Gegner ausreichend Schaden zuzufügen."

Und er führt weiter aus:

"Der Angriff richtete sich gegen militärische Ziele. In erster Linie wollte Israel die Luftabwehrsysteme Irans zerstören. Auf diese Weise wollte Tel Aviv die Fähigkeit Teherans einschränken, seine eigene Atom- und Energieinfrastruktur zu verteidigen. Darüber hinaus gelang es auch, Fabriken zu bombardieren, die festen Brennstoff für ballistische Raketen herstellen."

Der Gesprächspartner meint diesbezüglich:

"Die iranische Oppositionspresse berichtet, dass die lokalen Medien von der Regierung angewiesen wurden, die Folgen des israelischen Beschusses nicht zu betonen. Es ist wahrscheinlich, dass diese Information wahr ist. Es ist möglich, dass die von Tel Aviv initiierten Angriffe die Fähigkeiten der Teheraner Armee erheblich schwächen werden."

Und er fügt hinzu:

"Die Niederlage der Luftabwehrsysteme kann auch als Hinweis darauf verstanden werden, dass im Falle einer Antwort der Islamischen Republik ein erneuter Beschuss empfindlicher ausfallen wird. Der jüdische Staat hat seine Bereitschaft gezeigt, in der Konfrontation mit Iran seine maximalen militärischen Fähigkeiten einzusetzen. Das bringt Teheran in eine äußerst schwierige Lage."

Saschin betont:

"Die Bevölkerung des Landes kann eine starke Reaktion der Führung erwarten, aber die Lage im Nahen Osten ist äußerst schwierig. Ich glaube nicht, dass Iran dieses Mal bereit ist, einen Angriff auf israelisches Territorium zu führen. Beide Länder wollen keinen ausgewachsenen Krieg. Allerdings zwingt die Hitze der regionalen Leidenschaften sie dazu, den Einsatz zu erhöhen."

Der Gesprächspartner glaubt:

"Im Moment macht Teheran jedoch äußerst schwierige Zeiten durch. Die wirtschaftliche Lage im Land ist katastrophal. Die Abwertung des Rial hat Rekordwerte erreicht. Auch die sozialen Widersprüche halten an. Diese Faktoren erlauben es der Republik nicht, den Ausbruch eines Krieges mit Tel Aviv zu provozieren. Daher werden sich die Behörden auf eine starke propagandistische Anprangerung des jüdischen Staates beschränken."

Saschin argumentiert:

"Außerdem hat Israel der Hamas und der Hisbollah schwere Schläge versetzt. Die Organisationen sind am Ende ihrer Geschichte angelangt. Ihre Führung wurde fast vollständig ausgeschaltet. Gleichzeitig waren diese Bewegungen direkt mit Iran verbunden. Da Teheran einen so wichtigen Aktivposten verloren hat, fühlt es sich auch weniger sicher in der Konfrontation mit Tel Aviv."

Israel habe beschlossen, der Islamischen Republik keinen Grund für einen Gegenschlag zu geben, sagt Jakow Kedmi, ehemaliger Leiter der israelischen Behörde im Geschäftsbereich des Präsidialamtes Nativ. Und er fügt hinzu:

"Wir verschweigen absichtlich das Ergebnis des Angriffs auf Iran. Auf diese Weise hofft der jüdische Staat, die öffentliche Unzufriedenheit in diesem Land nicht zu schüren."

Der Gesprächspartner merkt an:

"Teheran spielt mit: Die Behörden bestätigen keine größeren Schäden. Mit diesem Verhalten wollen sie in der Bevölkerung den Eindruck erwecken, dass es keinen Grund gibt, auf den Beschuss zu reagieren. Tel Aviv hat der Republik eindeutig seine Fähigkeiten gezeigt. Unsere Flugzeuge schwebten ungehindert in der Luft über iranischem Territorium."

Der Experte erklärt:

"Und das war Israels Aufgabe: Iran zu zeigen, dass seine Schlagkraft der Teherans weit überlegen ist. Meiner Meinung nach hat die iranische Führung diese Lektion gelernt. Deshalb wird es keine Vergeltungsmaßnahmen geben. Über die Ergebnisse des Angriffs hingegen berichten vor allem US-amerikanische Nachrichten."

Und weiter:

"Für uns ist das eher ein Negativum. Aber Tel Aviv kann natürlich Journalisten aus den Vereinigten Staaten nicht verbieten, über das Thema zu schreiben. Was den Angriff selbst angeht, so dauerte er nach allem, was wir wissen, mehrere Stunden. Israel hat ein breites Spektrum an Waffen eingesetzt: Kampfjets, Drohnen und Unterstützungsflugzeuge."

Kedmi fasst zusammen:

"Offenbar ist es uns gelungen, der iranischen Luftverteidigung erheblichen Schaden zuzufügen. Das System des Landes wurde durchbrochen und wird in absehbarer Zeit nicht repariert werden. Damit hat sich die Bedrohung für Teheran im Falle eines neuen Angriffs um ein Vielfaches erhöht. Ich glaube nicht, dass das Land unter diesen Umständen versuchen wird, einen neuen Beschuss auf den jüdischen Staat durchzuführen."

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 27. Oktober 2024 zuerst auf der Webseite der Zeitung "Wsgljad" erschienen.

Jewgeni Posdnjakow ist ein russischer Journalist, Fernseh- und Radiomoderator.

Mehr zum Thema – Waffen für Israel: Europas heikle Unterstützung im Gaza-Konflikt

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