General und Friedensaktivist Sebald Daum gestorben

Von Rainer Rupp

"Das Leben eines aufrechten Soldaten der Nationalen Volksarmee der Deutschen Demokratischen Republik hat sich vollendet." So beginnt der Nachruf auf einen herausragenden Soldaten, Generalmajor a.D. Sebald Daum (geboren 22.01.1934 – gestorben 12.11.2024). Sebald Daum hat sich nicht nur während des Kalten Krieges leidenschaftlich für den Erhalt des prekären Friedens in Deutschland und Europa eingesetzt, sondern er hat auch als Zivilist bis ins hohe Alter nie aufgegeben, sich der wachsenden Zahl der Kriegstreiber und ihrer Meinungsmacher im wiedervereinten Großdeutschland in Wort und Schrift zu widersetzen. Seine besondere Aufmerksamkeit galt in den letzten Jahren der Ampel-Regierung in Berlin, die sich nach den USA mit Waffen und Geld als größter Unterstützer des Stellvertreterkriegs gegen Russland in der Ukraine hervorgetan hat.

Gemeinsam mit seinem gleichgesinnten Kameraden Manfred Grätz, Generalleutnant a.D. der NVA, eröffnete er am 27.03.2023 in Berlin eine ausgebuchte Konferenz zum Thema "Dialog statt Waffen" mit hochrangigen Persönlichkeiten aus Ost und West, aus Militär, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft. Dabei wurde partei- und gesellschaftspolitische Grenzen überbrückend die Forderung nach "Frieden mit Russland" gestellt. Damals hatte RT DE ausführlich über die Podiumsdiskussion berichtet, im Gegensatz zu den deutschen "Qualitätsmedien", die das hochkarätige Treffen in Berlin geflissentlich ignoriert haben.

Alle Diskutanten kamen damals schon zu dem Schluss, dass man weder Pazifist noch Freund der Russen sein muss, um Frieden mit Russland zu fordern. Denn Frieden mit Russland sei das Gebot der Vernunft und die Voraussetzung dafür, dass unsere Wirtschaft, unsere gesellschaftlichen Errungenschaften und die Zukunft unserer Kinder und Enkel nicht den Interessen einer kleinen politischen Clique von US-Vasallen zum Opfer fallen, die die Interessen unseres Volkes im Dienste Washingtons und zu ihrem eigenen Vorteil verscherbeln.

Deshalb ist es heute noch dringlicher notwendig als im März vergangenen Jahres, dass über alle parteipolitischen und gesellschaftspolitischen Differenzen hinweg jeder in seinem eigenen Umkreis versucht, eine Brücke von links bis rechtskonservativ zu schlagen, gemeinsam aufzustehen, gemeinsam auf die Straßen zu gehen, mit dem einen klaren Ziel: Frieden mit Russland, indem die Kriegstreiber gestoppt werden.

Ein Anfang in diese Richtung deutete sich bereits bei der Konferenz im März 2023 in Berlin an, die maßgeblich vom Ostdeutschen Kuratorium von Verbänden (OKV) organisiert worden war. Denn damals saßen nicht nur hohe ehemalige Offiziere der NVA der DDR mit hohen Offizieren a.D. der Bundeswehr zusammen, sondern auch bekannte Persönlichkeiten aus dem gesamten politischen und gesellschaftlichen Spektrum, von der Linken bis zur AfD, um am Ende in einer gemeinsamen Resolution Frieden mit Russland zu fordern.

Zugleich war ein Anfang gemacht worden, um die künstlichen Barrieren aus dem Weg zu räumen, die von den transatlantischen Meinungsdiktatoren zur Spaltung der Opposition errichtet wurden. Niemand sollte mehr Angst davor haben, als "Rechter" oder als Nazi denunziert zu werden, wenn er gemeinsam mit AfD-Anhängern für Frieden mit Russland demonstriert. Höchste Priorität muss es sein, die Reihen der Opposition gegen die US/NATO-Kriegstreiber zu stärken und gemeinsam auf den Straßen und Plätzen unseres Landes zu demonstrieren. Genau das ist auch das ausdrückliche Vermächtnis von Generalmajor a.D. Sebald Daum, der bei der Konferenz im März letzten Jahres sagte:

"Deshalb möchten wir unser Anliegen noch einmal bekräftigen: In der großen Gefahr, in der wir uns und die Völker Europas sich aktuell befinden, haben wir keine Zeit mehr, uns über parteipolitische Differenzen und unterschiedliche gesellschaftspolitische Orientierung zu streiten. In dieser Situation sollten wir uns auf das konzentrieren, was uns eint: Nicht gegen Russland, sondern nur mit Russland wird es Frieden in Europa geben. Das ist jetzt ein Gebot der Vernunft!"

Aktuell, eineinhalb Jahre später, werden die Verstöße gegen die Vernunft immer unberechenbarer und die Gefahr eines großen Krieges in Europa immer größer. Die irrationalen Forderungen nach noch mehr Provokationen und Kriegshandlungen gegen Russland, begleitet von marktschreierischen Propagandisten in den Medien, nehmen immer beängstigendere Formen an. Ein aktuelles Beispiel dafür ist potenzierter Wahnsinn, nämlich Krieg als Wahlversprechen des CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz.

Wie in einem absurden Theater hat der dem internationalen Großkapital verbundene Merz dem deutschen Volk "Krieg mit Russland" versprochen, wenn er Bundeskanzler wird. Laut seinem Interview mit dem Stern-Magazin will Merz sofort nach seiner Amtseinführung Russland ein 24-Stunden-Ultimatum zur Einstellung von Kriegshandlungen in der Ukraine setzen. Kommt Moskau diesem Ultimatum nicht nach, dann will der CDU-Chef Taurus-Marschflugkörper an Kiew liefern und deren Einsatz in die Tiefe von Russlands international anerkanntem Staatsgebiet genehmigen, das heißt Angriffe in Moskau und darüber hinaus.

Da sich der Kreml auf diese Weise sicher nicht erpressen lässt, zumal Deutschland den Russen im Ernstfall höchstens mit dem eigenen Selbstmord drohen kann, wird das Wahlversprechen des CDU-Chefs direkt in unseren eigenen Untergang führen. Da die Taurus-Raketen nicht ohne aktive Mithilfe von deutschen Soldaten vor Ort in der Ukraine bedient und abgefeuert werden können, kommt deren Einsatz einer Kriegserklärung Deutschlands an Russland gleich. Das ist die offizielle, von allen führenden Persönlichkeiten und Staatsorganen in Russland erklärte, mit dem Völkerrecht konforme Position.

Zugleich hat der Kreml die potenziellen Selbstmörder in Berlin gewarnt, dass sie sich vor russischen Gegenschlägen nicht hinter dem fiktiven NATO-Schutzschild des Artikels 5 verstecken können. Oder glaubt hierzulande wirklich jemand, dass die Dänen, Polen, Rumänen, Briten oder die Amerikaner für Deutschland sterben wollen, wenn Berlin den Krieg trotz aller Warnungen angefangen hat? Diesbezüglich bietet der berühmte Artikel 5 den NATO-Verbündeten ausreichend Schlupflöcher, um sich herauszuhalten.

Vor diesem Hintergrund wird es von Tag zu Tag dringender, dass wir das Vermächtnis von Generalmajor a.D. Sebald Daum aufgreifen und umsetzen. Wir haben keine Zeit mehr, denn das Boot, in dem wir alle gemeinsam sitzen, brennt. Wir spüren, dass immer mehr Menschen zum Schluss kommen, dass die oppositionellen Kräfte in der Gesellschaft ihre Energien nicht in Debatten über parteipolitische Differenzen verschwenden, sondern stattdessen für den Frieden mit Russland bündeln sollten.

"In dieser Situation sollten wir uns auf das konzentrieren, was uns eint: Nicht gegen Russland, sondern nur mit Russland wird es Frieden in Europa geben. Das ist jetzt ein Gebot der Vernunft!", so der aufrechte Soldat und Friedenskämpfer Sebald Daum.

Eine kurze Übersicht über General Sebald Daums persönlichen Werdegang finden Sie nachfolgend.

Geboren am 22. Januar 1934 in Brigidau (Kreis Stryj) in Galizien, das von 1918 bis 1939 Teil Polens war, gehörte er zu der Generation, die in politisch unruhigen Zeiten und in ebenso zerrissenen politischen Gemeinwesen aufgewachsen ist. 1939 wurde seine Familie umgesiedelt, er erhielt die deutsche Staatsangehörigkeit und wurde ab 1945 in der DDR heimisch. Nach einem 12-jährigen Schulbesuch und einer abgeschlossenen Bäckerlehre wurde er am 12. Januar 1953 Angehöriger der bewaffneten Organe, damals Kasernierte Volkspolizei (KVP), besuchte die Offiziersschule in Großenhain und bekleidete als Zugführer eines Panzerzuges im C-Kommando in Zeithain seine erste Dienststellung. Er bewährte sich dann bis 1962 als Kompaniechef einer Panzerkompanie und übernahm 1965 das Panzerbataillon im MSR-17 in Halle.

Der Besuch zweier sowjetischer Militärakademien förderte sein militärisches Wissen und Können, erweiterte sein Verständnis für weltweite politische und militärpolitische Zusammenhänge und festigte die Freundschaft zur Sowjetunion und zur Sowjetarmee. Sebald Daum arbeitete erfolgreich in den verschiedensten Dienststellungen vom Zugführer bis zum Stellvertreter des Chefs des Militärbezirks III. Seine hervorragenden Leistungen fanden unter anderem durch seine Ernennung zum General sowie durch die Verleihung hoher militärischer und staatlicher Auszeichnungen Anerkennung. 1986 wurde er zum Generalmajor ernannt und zum 30. September 1990 aus dem aktiven Dienst entlassen.

Sein Wissen, seine Fähigkeiten und seine menschlichen Qualitäten konnte er auch nach 1990 im nunmehr zivilen Tätigkeitsbereich erfolgreich umsetzen. Seine persönliche Entwicklung war bis zuletzt von seiner politischen Haltung geprägt. Er brachte sich erfolgreich in den "Verband zur Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR e.V." ein, wo er im Vorstand wirkte.

Bis zuletzt hat er am politischen Tagesgeschehen aktiven Anteil genommen, war öffentlich in der Friedensbewegung präsent und hat mit seinem Auftreten, seinen öffentlichen Briefen, seinen Interviews und seiner Teilnahme an Friedensforen überzeugt. Für die Erhaltung des Friedens in Deutschland und Europa und für ein gutes Verhältnis zu Russland und dessen Völkern zu kämpfen, war eines seiner Hauptanliegen.

Seinen Mitstreitern wird Generalmajor a.D. Sebald Daum angesichts seiner Lebensleistung als ein pflichtbewusster, standhafter und treuer Genosse und Kamerad in Erinnerung bleiben und sie werden ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren.

Im Januar 2023 veröffentlichte das OKV den Brief von ihm und Generalleutnant a.D. Manfred Grätz an die Russische Botschaft: Frieden mit Russland! – Zwei ehemalige Generäle der DDR rufen zum Protest auf  Ostdeutsches Kuratorium von Verbänden e.V.

Beide Generale a.D. haben maßgeblich zum Gelingen der Konferenz des OKV im März 2023 "Dialog statt Waffen – überparteilich" beigetragen. März 2023 Ostdeutsches Kuratorium von Verbänden e.V.

Mehr zum Thema – Köln: Razzia bei Friedensaktivisten wegen "Unterstützung der russischen Armee"

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