Gaspreis: Risiken bleiben hoch – Preisexplosion wahrscheinlich

Die Absage an russisches Gas bedeutet für Deutschland weiter ein großes wirtschaftliches Risiko. Analysten warnen vor einer möglichen Preisexplosion im Winter. Der Grund dafür ist einfach zu benennen: Die Bedingungen für einen idealen Sturm sind gegeben.

Mit dem Verzicht Deutschlands auf die Diversifizierung seiner Gaslieferungen aus politischen Gründen steigt die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten und damit auch der Preis.

Trotz des Anschlags auf Nord Stream bezieht Deutschland weiter Gas aus Russland. Vor diesem Hintergrund sind Behauptungen – unter anderem von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) – Putin habe Deutschland das Gas abgedreht, schlicht falsch. Deutschland bezieht weiterhin russisches Pipeline-Gas über die Ukraine. Allerdings hat die Ukraine angekündigt, den Durchleitungsvertrag mit Russland nicht verlängern zu wollen. Daher ist hier ab Januar mit einem Lieferausfall zu rechnen. Trotz der im Vergleich zu Nord Stream deutlich geringeren Durchleitungsmenge ist angesichts der angespannten Lage auf dem Gasmarkt dennoch mit Auswirkungen auf den Preis zu rechnen. 

Preistreibend wirkt sich zudem die Sanktionierung der Gazprombank aus. Die russische Bank war bisher von den Sanktionen ausgenommen. Über sie wurden die Zahlungen für russische Energielieferungen abgewickelt. In der vergangenen Woche hat das US-Finanzministerium Sanktionen gegen Gazprom verhängt. Damit können keine Transaktionen über das SWIFT-System mehr durchgeführt werden. Die Sanktionen verletzen direkt die Interessen der EU und ihrer Mitgliedstaaten. Sie machen zudem deutlich, dass die USA nicht nur gegen China, sondern auch gegen die EU einen Wirtschaftskrieg führen. Die Sanktion führt zu einer Verknappung des Angebots am Markt und damit ebenfalls zu Preisausschlägen. 

Zudem haben die USA bereits im Sommer angekündigt, aufgrund von Umweltbedenken keine neuen Liefergenehmigungen für LNG ausstellen zu wollen. Durch die Verknappung des Angebots nimmt die Preisvolatilität zu. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete in der vergangenen Woche zudem, dass US-Produzenten von Flüssiggas ihre Lieferungen aufgrund der dort zu erzielenden höheren Gewinne in die EU umleiten. Den Aufpreis bezahlt letztlich der Verbraucher und er geht auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. 

Hinzu kommen geopolitische Risiken. Bei einer weiteren Eskalation im Nahost-Konflikt ist für fossile Energieträger ebenfalls mit Preissprüngen zu rechnen. 

Durch eine Diversifizierung des Gasbezugs ließen sich die Risiken abmildern und Druck aus dem angespannten Markt nehmen. Doch die Bundesregierung macht das Gegenteil. Eine Wiederaufnahme der Lieferungen aus Russland steht nicht zur Debatte. Die Idee ist, Russland durch Verzicht zu bestrafen. Damit sollen Russlands Einnahmen gemindert werden.

Die Vorstellung, man könnte in einer Welt mit steigendem Energiebedarf die Einnahmen eines der wichtigsten Lieferländer für Energie durch Boykott mindern, ist ökonomisch jedoch naiv. Das führt lediglich zu Marktturbulenzen, zu Preisaufschlägen und zu einer anderen Verteilung. Wenn Deutschland das Gas nicht kauft, kauft es eben jemand anders. Im ungünstigsten Fall kauft es Deutschland schließlich über Zwischenhändler doch – nur dann zu einem deutlich erhöhten Preis. 

Russland hat wiederholt deutlich gemacht, dass es jederzeit bereit ist, die Lieferungen über den verbliebenen intakten Strang der Nord-Stream-Pipelines sofort aufzunehmen. Deutschland lehnt dies ab und bestraft damit allerdings weniger Russland als vielmehr die deutschen Verbraucher und die deutsche Wirtschaft.

Durch die dauerhaft hohen Energiepreise hat der Prozess der Deindustrialisierung in Deutschland an Fahrt aufgenommen. Die Nachrichten über Standortschließungen und Massenentlassungen sind kausal mit dem Beharren der Bundesregierung verknüpft, weiterhin auf russische Energie zu verzichten. Deutschland hat seine Abhängigkeit von den USA in einer den Wirtschaftsstandort und den Wohlstand gefährdenden Weise vertieft.

Mehr zum Thema – Düstere Lage: Umfrage des ifo Instituts – Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie ist miserabel

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